Über den Wert von Bio-Ingwer in der Ernährung und für die Gesundheit braucht man wahrlich nicht zu streiten. Leider kommt macht diese tolle Knolle oft, bis sie zu den Bioverbrauchern kommt, eine lange Reise. Das könnte demnächst anders werden, denn es ist inzwischen gelingen, Bio-Ingwer auch in Bayern anzubauen. Künftig sollten Sie vielleicht etwas genauer hinschauen, denn zwischen den bayerischen Gemüseklassikern könnte sich schon bald auch ein Exot aus Fernost verstecken: der Ingwer. Die tropische Gewürzpflanze bringt dabei nicht nur Pep in die Küche, sondern auch die Gesundheit wieder in Schwung. Besonders reich an ätherischen Ölen, wertvollen Mineralstoffen und Spurenelementen wurde der Ingwer nicht umsonst zur Heilpflanze des Jahres 2018 gewählt. Die genaue Heimat des exotischen Tausendsassas ist nicht bekannt, wohl aber, dass sie sich auch in Franken sichtlich wohlfühlt. Denn seit 2017 wird Ingwer am Gemüsebauversuchsbetrieb der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Bamberg angebaut und vegetativ vermehrt.

Ingwer auf dem Vormarsch

Ingwer ist in aller Munde: Als erfrischender Tee zu jeder Jahreszeit oder selbst an der Theke der Eisdiele findet sich seit Kurzem die Geschmacksrichtung Ingwer- Zitrone. Und bahnt sich eine Erkältung an, sollte man nicht zu lange warten und am besten gleich zur „Wunderwaffe“ Ingwer greifen. „Die traditionelle asiatische Medizin schwört schon seit Jahrhundert auf die heilende Wirkung der Ingwerwurzel und setzt diese beispielsweise für die Behandlung von Rheuma, Muskelbeschwerden und vor allem bei Erkältungen ein“, erläutert Birgit Rascher, Versuchsingenieurin in Bamberg. Auch in Deutschland findet der Ingwer immer mehr Beachtung und wurde unlängst von der NHV Theophrastus, Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise nach Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus e. V., zur Heilpflanze des Jahres 2018 gewählt.

Ingwer mag es kuschelig warm

Doch wo kommt der Ingwer eigentlich her? „Die Pflanze fühlt sich am besten in tropischer bzw. subtropischer Umgebung wohl und wird unter anderem in Indien, Indonesien, China, Südamerika, aber auch auf den Fidschi-Inseln angebaut“, erklärt Rascher. Mit rund 1,1 Mio. Tonnen führt Indien dabei die Liste der größten Produzenten weltweit an. Auch für den 2017 in Bamberg gestarteten Anbauversuch wurde auf importierte Knollen aus Peru und Taiwan zurückgegriffen.

Die Wurzeln wurden zunächst in rund 20 g schwere Stückchen geschnitten und im Gewächshaus in ein Substrat aus Torf und Kompost gepflanzt. Eingepackt in einen Folientunnel sorgten schließlich viel Wärme (26 °C Bodentemperatur) und eine hohe Luftfeuchtigkeit dafür, dass nach etwa drei Wochen die ersten grünen Triebe aus der Erde spitzten. Nach weiteren vier Wochen sind die Jungpflanzen dann bereit zum Pflanzen. In Bamberg wurden sie im Gewächshaus bei 20 °C am Tag und in der Nacht gehalten, eine Hochdrucknebelanlage sorgt dabei für eine durchgehende Luftfeuchtigkeit von 70 %.

Abwechslung für den Boden und viel Genuss

Der im Ingwer enthaltene Scharfstoff Gingerol trägt nicht nur seinen Teil für die heilende Wirkung der Knolle bei, sondern sorgt auch für Schärfe beim Kochen. Gibt man beispielsweise frisch geriebenen Ingwer nach dem Kochen oder Braten zu Suppen oder auch Hähnchenfleisch, sorgt dieser für eine besonders fruchtige Note. Aber auch für die Böden im Gewächshaus ist der Ingwer als einkeimblättrige Pflanze eine gute Abwechslung. Denn meistes werden Tomaten, Paprika oder Auberginen angebaut, alle drei Nachtschattengewächse. Nur die Schlangengurken, als Kürbisgewächs, sorgen bisher für den wichtigen Fruchtwechsel. „Der Ingwer ist damit das Getreide des Gewächshausanbaus und verschafft dem Boden eine regelrechte Verschnaufpause“, so Rascher. Denn genauso wie die Aussaat von Getreide als einkeimblättrige Pflanze in der Landwirtschaft ist auch im Unterglasanbau eine wechselnde Fruchtfolge nötig, um die Bodenfruchtbarkeit zu erneuern.

Nach einem etwas langsameren Start entwickelt der Ingwer schließlich ein sehr attraktives, dichtes Laub, das bis zu einem Meter hoch werden kann. Solange ausreichend Wärme vorhanden ist, bleibt das Laub des Ingwers zunächst grün. Dieser „Grüne Ingwer“ ist auch im Handel zu haben und für die frische Verwendung in der Küche gerne genommen. Nach etwa acht Monaten Kulturzeit kann das Rhizom dann als eigentlicher Gewürzingwer, in seiner so typischen Knollenform, geerntet und für rund eine Woche lang frisch, mit grünem Stilansatz, vermarktet werden. Alles was sich länger halten soll, wird bei Raumtemperatur getrocknet und bei Bedarf als geschältes Stückchen oder gemahlen verwendet.