in ihrer September-Ausgabe zeigte die Zeitschrift Ökotest auf, dass Regionalität ein Thema mit positiven und negativen Aspekten ist. Positiv ist ist die Tatsache, dass kurze Wege für Lebensmittel die Umwelt weniger belasten. Positiv ist sicher auch, das Frischware mit kurzen Wegen in der Qualität vitaminreicher und frischer ist. Aber abseits solcher rationalen Erörterungen sieht man natürlich, dass „Regionalität“ vor allem ein schönes Werbeargument ist, dass in den Geschäften von kleinen Werbereitern mit dem Hinweis „Aus der Region“ bis hin zu emotionalen Werbespots spielen kann. Wenn Ökotest eines herausarbeiten konnte, dass die Bestimmungen und Kriterien für regional bei solchen Angeboten von unterschiedlich bis beliebig sind.

Nun hat auch die DLG zusammen mit der Agentur „taste“ eine Studie zum Thema herausgebracht:  „Regionalität ist ein Thema, das von den Verbrauchern in den letzten fünf Jahren mit wachsendem Interesse verfolgt wird. 86 % der befragten Verbraucher haben von diesem Begriff gehört. Auch das Verständnis des Begriffs ist insgesamt sehr hoch, für 97 % bedeutet es „Produkte aus der Region“. Die Hälfte der Befragten definieren „Regionalität“ als den Großraum um ihre Stadt, für die andere Hälfte ist es ihr Bundesland. Vor allem die Produktkategorien Obst und Gemüse, Geflügel und Eier, Fleisch und Wurstwaren sowie Milchprodukte werden mit „Regionalität“ verbunden. Dass genau dies jedoch in den Regionen durchaus unterschiedlich ist, zeigt die Studie ebenfalls. In der Region Süd rangieren Bier in Bayern und Wein in Baden-Württemberg deutlich höher als jedwede Art von Getränken in anderen Regionen.“

Man müsste wohl eher sagen „Regional“ kommt gut an

Das wusste man auch schon vor dieser Studie. Anders ist es nicht zu erklären, dass inzwischen die Zahl der Lebensmittelmarken und vor allem der Eigenmarken mit regionalem Anstrich erkennbar gestiegen ist.  Bei Edeka gibt es „Unsere Heimat“ bei Rewe Landmarkt-Produkte. Überall aber muß man erkennen, dass die Realisierung solcher Konzepte begrenzt ist auf die verfügbaren regionalen Spezialitäten und Produkte.

Und man muss auch eine andere Frage stellen: Wollen wir wirklich in jedem Bereich zurück zu den kleinen regionalen Produktionen mit all ihren Nachteilen an mangelnder Professionalität, mangelnder Rationalisierung usw. usw. Da machen sich etliche der Wortführer der „Regionalität“ wohl die Tatsache zunutze, dass die deutschen Durchschnittsverbraucher sich nur wenig um Lebensmittel und deren Herstellung kümmern. Dass seit Jahrzehnten das Werbeklischee vom schönen Landleben gut ankommt beweist eben noch lange nicht, dass Verbraucher damit schon eine substantielle Aussage arüber gemacht haben, welche Produkte sie kaufen möchten.

Das Fazit der DLG-Studie vergleicht Äpfel und Birnen

„Das Thema „Regionalität“ steht mit 45 % in der Wichtigkeit der Themen beim Verbraucher eindeutig an erster Stelle, vor den Themen „Bio“ (22 %) und „Nachhaltigkeit“ (21 %). Das Thema Regionalität ist keine Modeerscheinung, sondern ein langfristiger Megatrend. 61 % der Verbraucher glauben, dass uns dieses Thema noch über die nächsten zehn Jahre beschäftigen wird. Regionalität ist dabei vor allem ein Produkt-Thema und kein ethisches Thema: 97 % der Verbraucher geben an, regionale Produkte zu kaufen, weil sie explizit aus der persönlich definierten Region stammen. Aspekte wie Transportwege oder Umweltschonung spielen eine eher untergeordnete Rolle. Je höher der Bildungsgrad und das Einkommen, desto enger wird von den Verbrauchern der Begriff „Regionalität“ gefasst und auf ein kleineres Gebiet begrenzt. „

Genau das ist es Pudels Kern:  Alle, die Regionalität mit einer ehrlichen Absicht vertreten und vertreten haben, haben dies rationalen Argumenten gestützt: Erhaltung von sinnvollen bäuerlichen Strukturen, Verbesserung der Umweltbilanzen, Erhalt der Geschmacks-  und Rezept-Vielfalt bei Lebensmitteln. Bei den Themen Bio oder Fairer Handel ist das anders. Hier kann man die Qualität nachprüfen und es gibt klare nachprüfbare Fakten, die diese Qualität verleihen. „Regionalität“ bleibt eine schwer fassbare Mischung aus Heimat, Nähe und einer Reihe von rationalen Argumenten. Das macht auch kein gemeinsames Siegel besser.

Gefühle mit echten Inhalten füllen

Das ist das Beste, was man der vieldiskutierten „Regionalität“ antun kann: Wenn ich sehe, dass mit dem Verkauf dieser Produkte wichtige Herstellungs- und Anbaubereiche gesützt werden. Wenn ich sehe, dass damit die Vielfalt und Attraktivität von Lebensmitteln erhalten wird. Wenn ich sehe, dass dadurch wirklich ökologisch sinnlose Transport- und Beschaffungswege vermieden werden. Wenn ich sehe, dass ich dadurch ein frischeres, ernährungsphysiologisch sinnvolleres Lebensmittel bekomme. Aber all diese Anstrengungen sind völlig sinnlos, wenn dadurch nur wieder eine Illusion mehr und ein schönes Werbeversprechen mehr gezüchtet und gen#hrt wird.