Gleich zwei bereits ziemlich bekannte Bio-Skandale kochten seit Beginn dieses Monats wieder hoch. Da gab es die nicht ganz koscheren Bio-Eier der Firma Hennenberg, über die äußerst verspätet nun auch Der Spiegel berichtete und wo dann – endlich kann man sagen – die Biozertifizierung entzogen wurde nachdem bereits seit geraumer Zeit in der Öffentlichkeit Klage darüber geführt wurde, dass der Betrieb nicht die erforderlichen Flächen für einen Bio-Legebetrieb nachweisen könne. Gewiss – möglichen Voreiligen sei ins Stammbuch geschrieben: Auch Enthüllungsgeschichten brauchen eine unabhängige Überprüfung. Die war im Fall Hennenberg nicht allzu schwer und deshalb kann man den beteiligten Stellen die Frage nicht ersparen, warum ein solches Einschreiten so lange dauern musste. Nur wenn Bio-Kontrollen und deren Durchsetzung eine scharfe Waffe sind, machen sie Sinn.

Der zweite Fall klang und klingt noch ungeheuerlicher. Viele Medien halt es für berichtenswert, dass die StaatsanwaltschaftBielefeld nun gegen Herrn Franzsander Anklage erhebt. Der Fall kam seinerzeit auf, als bekannt wurde, dass der Bio-Mastbetrieb des Ökobauern verhältnismäßig unvorstellbare Menge von konventionellen Futtermitteln eingesetzt hat. Als Schadensumme stehen 1,2 Mio Euro im Raum, der Tatzeitraum wird mit 2005 bis 2007 angegeben. Besonders medienwirksam wurde der Umstand, dass die zur Rede stehenden Bio-Hähnchen auch in großem Umfang auf die Münchener Wiesn geliefert worden waren. Auch in diesem Fall ist es wichtig, dass er öffentlich diskutiert wird. Viele Kollegen haben sich seit Bekanntwerden des Falles vor gut einem Jahr auch deshalb zurückgehalten, weil sie eine offizielle Reaktion der Staatsanwaltschaft Bielefeld abwarten wollten. Jetzt muss allerdings auch darauf geschaut werden, dass genau diese Diskussion nicht den falschen Eindruck erwecken, man könne bei der Bioprodukten so gut alles machen. Für einen Fahnder sind logischerweise 4 Jahre alte Biohähnchen erst mal im wahrsten Sinne des Wortes gegessen, weil er sie nicht mehr analysieren kann. Aber das Bio-Umfeld darf sich auch in diesem Falle die Frage stellen, ob es denn wirklich immer so genau hingeschaut hat.