Wenn es ums Essen geht, dann dürfen wir ruhig auch emotional sein, denn Essen ist die Erotik des Überlebens und Geschmack: Ein großes Staeck, vielleicht noch ein goldenes als Zeichen der Männlichkeit und ja dieses pappige vegane Zeug als Ausweis zickig-unreifer Weiblichkeit?
Oder die moralische Karte: Mitleid mit den süßen und eigentlich intelligenten Schweinchen und ihrem Schicksal und die Welt retten mit dem Versuch, auf Fleisch zu verzichten?

Wer heute nach einem guten Szenario für einen Horrorfilm sucht, muss nicht mehr wie früher auf brutale Schlachtszenen zurückgreifen, es reicht ein Schlachthof für Schweinefleisch und – das ist unbedingt nötig – das Eintauchen in das Leben der dort arbeitenden Menschen.

Die Angst vor einem immer noch nicht beherrschten Virus und die Angst vor dem eigenen ungewollten Tod machen plötzlich Nachdenken möglich. Und um es drastisch zu sagen: Wenn man sich Arbeitssklaven hält, die die Pest in die eigene nächste Umgebung einschleppen, weil sie gar keine Chance haben, dem zu entgehen, dann wird der Vorteil billiger Hilfskräfte zur Gefahr. Gerade in Mitteleuropa setzt sogar die Politik in Fällen wie Corona auf Einsicht und Besonnenheit aller Menschen. Das ist gut.
Aber wir sehen dabei gerade sehr deutlich, dass all die negativen Impulse wie Verzicht und Sich-etwas-versagen ihre Grenzen haben.

Wenden wir dies auf das Essen an. Menschen essen nicht nur mit dem Hirn und noch weniger allein mit dem moralischen Zeigefinger. Daher sollten bitte all diejenigen, die jetzt etwas anderes anstelle von Fleisch anbieten möchten, sich vor allem darum kümmern, dass solchen Angeboten locken und schmecken, damit nicht nur das Hirn sie mag sondern auch der Gaumen.
Gerade die Biobranche hat da einen wunden Punkt: Immer wieder gab es in den Angeboten eher Gesinnungsküche als Geschmack. Viele der Tofuangebote können ein Lied davon singen. Angebliche Lösungen aus Cashew-Masse aus Jackfruit und Tempeh singen in diesem Chor angeblicher Fleischalternativen mit. Dabei hat die Biobranche für diese neue Produktwelt neben dem Fleisch so viele tolle Zutaten aus Gewürzen, Gemüse und zum Beispiel Hülsenfrüchten.

Wir stehen heute an einem Punkt, wo es gerade mit Bioprodukten dem Markt gezeigt werden könnte