Erste Andeutungen wurden ja bereits anlässlich der „Grünen Woche“ gemacht: Der Bioumsatz in Deutschland könnte 2020 deutlich über 14 Milliarden erreicht haben, das Gesamtwachstum damit etwa 20 %, vielleicht mehr. Da hoffen wir nun zur BioFach, dass vor alle die AMI aus den Marktdaten von Nielsen, GfK und Biospezialisten ein noch etwas sprechenderes Bild präsentieren kann.

Details bleiben dem Fachbeobachter nicht verborgen: Aufgrund der Corona-bedingt Sehnsucht nach stärkeren Abwehrkräften und Gesundheit erlebten Obst und Gemüse in Bioqualität einen regelrechten Hype. Unterstützt durch den teilweisen Lockdown der Gastronomie. Milch und nicht Soja-basierte Pflanzendrinks in Bioqualität erfreuten sich ebenfalls ungeahnter Steigerungsraten im
Absatz. Neben dem bereits überall verbreiteten Zulauf für vegane und vegetarische Produkte nahm auch die Kundschaft für das noch immer deutlich teurere Biofleisch zu. Das alles entspricht rein qualitativ dem, was das Ökobarometer 2020 weiß: eine junge und stark vegan orientierte Biokäuferschaft macht sich deutlicher denn je bemerkbar und daneben wächst auch die Zahl derer, die sich nach eigener Angabe komplett in Bioqualität ernähren wollen von einst 1-2% auf nunmehr 5%.

 

Wie wird sich diese Entwicklung im Jahr 2021 fortsetzen?

Manche Entwicklungen sich auch 2021 nicht zurückdrehen lassen, selbst wenn in einiger Zeit bisherige Corona-Beschränkungen wegfallen und die Gastronomie wieder auf den Plan kommt. Auch dort waren vor der Pandemie Trends zu veganen Drinks und Snacks längst angekommen. Viele grundsätzliche Verbraucherwünsche werden sich nicht ändern. Vielleicht wird an manchen Stellen das etwas panische Schielen nach Gesundheit – auch in durch die Ernährung – sich etwas entspannen.

Ungewissheiten gibt es freilich noch immer reichlich: Wie lange werden die Corona-bedingten Beschränkungen noch andauern? Wie wird sich die Lage von Konjunktur und Beschäftigung entwickeln und damit die Kaufkraft. Die Folgen staatlicher Eingriffe mit ständigem Verweis auf die Pandemie lassen sich nicht wirklich abschätzen. Hinzu kommt, dass für 2021 ein Wahljahr ansteht….

Auf der anderen Seite wird die Öffnung der Situation nach der Pandemie generell einige Konsumschwerpunkte verschieben. Alles, was mehr notgedrungen und mangels Alternativen akzeptiert wurde, wird an Bedeutung verlieren: Vorratskauf von Basic-Artikeln, haltbare Lebensmittel und Fertiggerichte mit zweitklassigem Geschmack. Der Anspruch an Abwechslung und neuen Geschmack steigt. Szene- und Trendartikel, die typischerweise sonst über die Gastronomie in den Massenmarkt kommen, werden wieder wichtiger. Das Ende der im Moment auf Purismus gebürsteten Situation lässt die Ansprüche steigen. Welcher Anteil davon dann auf Bioprodukte entfällt, hängt wesentlich davon ab, welche Geschmacksangebote die Branche dann machen kann.