Tafeltrauben sind sehr beliebt und werden bei uns fast das ganze Jahr über angeboten. Die meisten Tafeltrauben auf dem deutschen Markt stammen aus dem Ausland. In den letzten Jahren ist jedoch eine stärkere Vermarktung von einheimischen Trauben zu beobachten. Vom Austrieb bis zur Lese sind Trauben vielen Schädlingen und Krankheiten ausgesetzt. Darum kommen beim gewerbsmäßigen Anbau von Tafeltrauben häufig Pflanzenschutzmittel zum Einsatz, um die Trauben vor Schädlingen zu schützen und die Ernte zu sichern. Da in den letzten Jahren einige Proben u.a. aufgrund von Höchstmengenüberschreitungen auffällig waren, wurden im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung in Baden-Württemberg auch in diesem Jahr Tafeltrauben, hierbei verstärkt auch einheimische Trauben, auf Rückstände von Pestiziden untersucht.

Tafeltrauben aus konventionellem Anbau

Am CVUA Stuttgart wurden bis zum Berichtszeitpunkt insgesamt 90 konventionell erzeugteTafeltraubenproben unterschiedlicher Herkunft auf Rückstände von ca. 600 Pestiziden untersucht. Hierbei stammten 24 Proben (27 %) aus Deutschland. Bei 88 der 90 (98 %) untersuchten Tafeltraubenproben aus konventionellem Anbau wurden Pflanzenschutzmittelrückstände nachgewiesen (2011: 98 %; 2010: 96 %; 2009: 100 %).

 

  • Proben mit ausländischer Herkunft: Bei 2 Proben aus der Türkei und einer Probe aus Südafrika wurden Höchstmengenüberschreitungen festgestellt. Die Beanstandungsquote liegt damit bei den 64 ausländischen Proben bei 5 % (2011: 1 %; 2010: 6 %, 2009: 6 %).
  • Einheimische Proben: Die einheimischen Proben wurden vorwiegend bei Kleinerzeugern/Direktvermarktern entnommen, wobei 22 der 24 beprobten Trauben aus Baden-Württemberg stammten. In 5 der 24 einheimischen Proben wurden Höchstmengenüberschreitungen festgestellt, zwei davon stammten aus Rheinland-Pfalz. Dies entspricht einer Quote von 21 % (2011: 16 %; 2010: 15 %; 2009: 76 %).
  • Erfreulich: Bei keiner der untersuchten 90 Proben wurde die akute Referenzdosis für einen Wirkstoff bezogen auf Kleinkinder überschritten (2009: Überschreitung der ARfD bei 5 von 145 untersuchten Proben), so dass keine der Proben als gesundheitlich bedenklich einzustufen war.
  • 89 % der untersuchten Ware wies mehrere Wirkstoffe pro Probe (Mehrfachrückstände) auf. Im Mittel enthielt eine Traubenprobe 7,3 Wirkstoffe mit einem mittleren Pestizidgehalt von 0,45 mg/kg Trauben (Werte in 2011: 6,3 Wirkstoffe und 0,55 mg/kg; 2010: 5,5 Wirkstoffe und 0,52 mg/kg; 2009: 5,9 Wirkstoffe und 0,62 mg/kg).
  • In 10 (42%) der einheimischen Proben wurden des weiteren Wirkstoffe nachgewiesen, die in Deutschland für Tafeltrauben nicht zugelassen sind (Indikationszulassung). Hierbei handelt es sich um die Wirkstoffe Captan (1x), Dimethomorph (4x), Dithianon (4x), Folpet (5x), Indoxacarb (1x), Iprovalicarb (2x) und Spiroxamin (1x). Es besteht der Verdacht, dass in manchen Fällen sog. Keltertrauben (zur Weinbereitung) zu Tafeltrauben (zum Direktverzehr) umgewidmet wurden. Die Beanstandungen resultieren daher, dass bei Tafeltrauben teilweise strengere Grenzwerte und Unterschiede hinsichtlich zugelassener Pflanzenschutzmittel als bei Keltertrauben gelten. 2012 wurden in den einheimischen Proben jedoch keine Wirkstoffe nachgewiesen, die in Deutschland überhaupt nicht, d.h. für keine Kultur, zugelassen sind.

 

Tafeltrauben aus ökologischem Anbau

Bis zum Berichtszeitpunkt wurden insgesamt 26 ökologisch erzeugte Traubenproben unterschiedlicher Herkunft auf Rückstände an Pflanzenschutzmitteln untersucht (hierbei stammten 2 Proben aus Deutschland). Bei 15 der untersuchten Traubenproben waren keinerlei Rückstände von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln nachzuweisen. Bei den anderen 11 Proben wurden lediglich Spuren von Rückständen nachgewiesen. Davon wiesen 7 Proben Rückstände des insektiziden Wirkstoffes Spinosad auf, welcher allerdings gemäß der EU-Öko-Verordnung für den ökologischen Landbau zugelassen ist.

Bezüglich der Pflanzenschutzmittel erfüllten alle untersuchten Bio-Tafeltrauben die Bestimmungen für den ökologischen Anbau.

Fazit und Bewertung

Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass konventionell erzeugte Tafeltrauben auch in diesem Jahr wieder zu den Obstsorten mit höherer Belastung an Pflanzenschutzmittelrückständen zählen. 98 % der untersuchten Tafeltraubenproben aus konventionellem Anbau enthielten Rückstände von Pestiziden. Auch der Anteil an Höchstmengenüberschreitungen ist mit 9 % im Vergleich zum Vorjahr (3 %) wieder etwas angestiegen und auf dem Niveau des Jahres 2010. Die akute Referenzdosis (ARfD, siehe Infokasten Seite 6) bezogen auf Kleinkinder wurde bei keiner Probe überschritten; keine Probe war somit als gesundheitlich bedenklich einzustufen. Bei allen 5 wegen Höchstmengenüberschreitungen beanstandeten Tafeltraubenproben aus einheimischer Erzeugung wurden auch Rückstände an Wirkstoffen mit Gehalten > 0,01 mg/kg nachgewiesen, die für Tafeltrauben in Deutschland nicht zugelassen sind (Verstoß gegen die Indikationszulassung): Folpet (4x festgestellt) und Captan (1x). Bei Anwendung Folpet enthaltender Pflanzenschutzmittel dürfen Trauben nicht als Tafeltrauben zum Direktverzehr in den Verkehr gebracht werden.

Der Anteil an Proben mit Höchstmengenüberschreitungen sowie der Anteil an Proben einheimischer Erzeuger mit Rückständen nicht für die Anwendung bei Tafeltrauben zugelassener Pflanzenschutzmittel ist dieses Jahr wieder angestiegen und nach wie vor nicht akzeptabel. Die amtliche Überwachung wird die Rückstandssituation bei Tafeltrauben deshalb auch in der nächsten Saison entsprechend intensiv kontrollieren.

Alle 26 untersuchten Tafeltraubenproben aus ökologischem Anbau entsprachen den Anforderungen der EU-Öko-Verordnung und waren nicht zu beanstanden.