Gegenüber der Berliner Zeitung gab der Bioland Präsident angesichts bevorstehenden Grünen Woche ein in jeder Hinsicht beachtliches Interview. Die Massentierhaltung, die sie derzeit praktiziert wird, bringt die Natur aus dem Gleichgewicht und macht auch den Landwirten Probleme.

Zum Beispiel der Kampf um die knappen Flächen etwa durch die Biogasförderung oder die intensive Tierhaltung. Die führt dazu, dass in Deutschland immer mehr Tiere gemästet werden, das Futter dafür aber nicht bei uns, sondern in Teilen in Südamerika angebaut wird. Das hat fatale Folgen wie die Überdüngung der Böden und die daraus resultierende Verschmutzung der Flüsse. Davon hört der Besucher wenig auf der Grünen Woche. Auch nicht, dass es keinen Trend weg von der Massentierhaltung gibt. Diese hat in den letzten zehn Jahren massiv zugenommen, auch wenn Politiker den Verbrauchern gern etwas anderes erzählen.“

„…die staatliche Förderpolitik hat eine Spezialisierung der Betriebe und damit die Industrialisierung der Tierhaltung vorangetrieben.“ …  „Wir streiten gegen die Industrialisierung der Landwirtschaft. Wir wollen die Politik davor warnen, diesen Weg weiterzugehen. .. Dort, wo früher noch fünf oder sechs Kulturen in einer Fruchtfolge wuchsen, gibt es heute nur noch eine oder zwei, meist Mais und Weizen. Diese Monokulturen bieten keine Lebensräume mehr für Insekten und Vögel. Hinzu kommt, dass die Saatgut-, Futtermittel und Pflanzenschutzmittelkonzerne immer größere Gewinne abschöpfen – fast immer zulasten bäuerlicher Betriebe. „

Für Jan Plagge bieten Bio-Lebensmittel eine gute Alternative. „Mit selbst Gekochtem kann man viel sparen. Klar: Bio-Fleisch ist teuer weil Bio-Tiere mehr Platz und Auslauf haben. Deshalb rate ich: Lieber weniger, dafür aber gutes Fleisch. Das bringt nicht nur mehr Genuss, sondern ist auch besser für den Verbraucher, den Bauern, die Umwelt, die Tiere. Das bedeutet kein Verzicht, sondern Bereicherung für Alle.“

Plagges provizierende These: „Wer sich biologisch ernährt, der wird bestraft…bestraft, das heißt, er hat Nachteile. Es ist deutlich günstiger in unserem Land, unter Ausschöpfung aller Produktionsmöglichkeiten Gewinnmaximierung zu betreiben. Damit stehe ich ökonomisch besser da. Wenn ich biologisch arbeite oder mich biologisch ernähre und damit Gutes fürs Gemeinwohl tue, werde ich bestraft. Denn geringere Erträge und die erforderliche Mehrarbeit im Biolandbau kosten mehr. Die Biokunden bezahlen die Umweltleistungen des Biolandbaus, wohingegen die Umweltkosten der Industrielandwirtschaft sozialisiert werden.

Scharf wendet sich Plagge gegen die einseitige und falsche Förderung der Energie aus erneuerbaren Rohstoffen „Jeder Bauer hat die Möglichkeit, auf seinen Feldern 80 Prozent Mais anzubauen und sie in eine Biogasanlage zu stopfen. Es ist unsere größte Sorge, dass sich immer mehr Landwirte für diesen Weg entscheiden. Schon heute ist fast ein Viertel der Ackerfläche mit Energiepflanzen belegt, und die Betriebe bekommen eine Abnahme-Garantie für Strom aus Biogas für die nächsten 20 Jahre. Das erscheint viel bequemer und sicherer als die Umstellung auf Bio. Da muss die Politik dringend umsteuern. Das geht auf unser aller Kosten.

Mit der aktuellen Förderungspraxis von Biogas wird genau das Gegenteil des Angestrebten erreicht. Der Schutz der natürlichen Ressourcen und eine nachhaltige Energieproduktion, die nicht auf Kosten künftiger Generationen geht, findet nicht statt.

Plagge möchte erreichen, dass in Deutschland mehr für die einheimische Bioproduktion getan wird, damit künftig für einen steigenden Biokonsum auch ein steigender Anteil von Bioprodukten aus dem eigenen Land kommt.  In Ländern wie Italien und Österreich wirtschaften deutlich mehr Bio-Bauern als in Deutschland, bis zu 15 Prozent. Wir liegen im Mittelfeld, und die deutsche Bundesregierung tut viel zu wenig, um ihr eigenes Ziel von 20 Prozent Ökofläche zu erreichen. Zudem verabschieden sich einzelne Bundesländer aus der Bioförderung. Das ist der falsche Weg.