Nach dem sich schon vor mehr als zehn Jahren abzeichnenden Einzug von Bioprodukten in den konventionellen Lebensmitteleinzelhandel suchten viele der großen Anbieter für sich eine Light-Variante, von der man wünschte, dass sie im Sinne des Greenwashing die Verbraucher zufriedenstellen würde. Eine der beliebtesten Vokabeln dabei war „Nachhaltigkeit“. Da wurden Regenwald-Aktivitäten angeboten, die Nutzung erneuerbarer Energien für die Produktion oder vielleicht ein besonders guter ökologischer Fußabdruck.

Auch bei Sustainable Food Systems ist man sicher dieser Schwierigkeit bewusst: „Der Begriff «Nachhaltigkeit» wird heutzutage inflationär und uneinheitlich gebraucht. Für Unternehmen, landwirtschaftliche Betriebe und Verbände ist es schwer, ihre Nachhaltigkeitsleistungen vergleichbar zu bewerten. Das schafft Verwirrung bei Konsumenten und anderen Abnehmern, die nicht einschätzen können, wie nachhaltig bestimmte Rohstoffe und Lebensmittel tatsächlich hergestellt wurden.“

Ein Herz für Bio fragte bei SFS Geschäftsführer Moritz Teriete nach: Warum geht es bei Sustainable Food Systems ausgerechnet um dieses Thema?

Mit unseren Nachhaltigkeitslösungen wollen wir Transparenz schaffen, dem heute teils weit verbreiteten Greenwashing entgegenwirken und damit einen positiven Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung des Lebensmittel- und Agrarsektors leisten, denn dieser Sektor ist für einen Großteil unserer heutigen Umweltauswirkungen verantwortlich. Konkret unterstützen wir Handels- und Verarbeitungsbetriebe dabei, ihre Lieferketten bzgl. Nachhaltigkeit zu durchleuchten und nachhaltiger zu gestalten. Viele Handels- und Verarbeitungsunternehmen, aber auch Verbände sehen sich zunehmend mit Fragen von Abnehmern, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Konsumenten hinsichtlich der Nachhaltigkeit der eigenen Lieferketten konfrontiert. Berechtigterweise fragen sie sich: Wo schlummern Reputations- oder sonstige Risiken? Wo haben wir Verbesserungsbedarf und was können wir kommunizieren ohne Gefahr zu laufen, Greenwashing zu betreiben? Um diese Fragen fundiert beantworten zu können, arbeiten wir mit der am Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) entwickelten SMART Methodik (Sustainability Monitoring and Assessment RouTine). SMART ermöglicht es uns, die Nachhaltigkeit von landwirtschaftlichen Produzenten und auch Unternehmen ganzheitlich und vergleichbar zu bewerten. Basierend auf den Ergebnissen einer SMART-Analyse entwickeln wir mit unseren Kunden einerseits fundierte Strategien und Maßnahmenpläne zur Optimierung der identifizierten Hotspots und andererseits Strategien zur glaubwürdigen und authentischen Kommunikation der eigenen Nachhaltigkeitsleistungen.

Was bietet Sustainable Food Systems anderes als ein schön aussehendes Label für Nachhaltigkeit?

Mit unserem ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz und den eigens entwickelten Tools wie z.B. SMART, gehen wir weit darüber hinaus was Labels leisten können. Einerseits betrachten wir Nachhaltigkeit stets umfassend, d.h. es werden sämtliche relevanten Themen bewertet, die in den sogenannten SAFA-Richtlinien definiert werden. Diese Richtlinien, die von der Welternährungsorganisation FAO zur Definition von Nachhaltigkeit in der Agrarwirtschaft entwickelt wurden definieren vier Dimensionen der Nachhaltigkeit: Gute Unternehmensführung, Ökologische Integrität, Ökonomische Resilienz und Soziales Wohlergehen. Wo Labels lediglich eine Aussage darüber treffen, ob bestimmtes Kriterium erfüllt wurde oder nicht, wird mit SMART stets die Zielerreichung für jedes der 58 SAFA-Themen mit Hilfe von über 300 Indikatoren bewertet. Trotz dieser hohen Detailtiefe ist das Tool sehr pragmatisch in seiner Anwendung: Eine SMART Bewertung eines üblichen landwirtschaftlichen Familien-Betriebs dauert normalerweise kaum länger als 3 Stunden. Ein weiterer Vorteil von SMART ist die Vergleichbarkeit, die auch eine glaubhafte Kommunikation der Nachhaltigkeitsleistungen nach außen ermöglicht. Wir sehen SMART aber nicht als Konkurrenz zu bestehenden Labels, vielmehr beziehen wir diese in unsere Analysen mit ein und arbeiten gleichzeitig mit vielen Label-Organisationen an der Überprüfung und Optimierung ihrer Kriterien und Richtlinien.
Ist das Angebot von Sustainable Food Systems auch für Bio-Unternehmen interessant? Und wenn ja warum und in welchem Sinne?

Grundsätzlich ist das SMART Tool für sämtliche Arten von landwirtschaftlichen Betrieben geeignet. Unsere Nachhaltigkeitslösungen richten sich dementsprechend, unabhängig von Zertifizierungen oder Produktionsweisen, an sämtliche Unternehmen, Verbände und weitere Akteure im Agri-Food Sektor. Unabhängig davon, wie stark sich die jeweilige Organisation bereits mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzt, können unsere Leistungen einerseits einen Mehrwert für die betriebsinterne Weiterentwicklung in Richtung ganzheitlicher Nachhaltigkeit stiften, besonders indem auch die Zielkonflikte und Synergien zwischen verschiedenen Nachhaltigkeitsthemen sichtbar gemacht werden. So haben wir z.B. kürzlich für den Verband Bio Suisse über 180 Biobetriebe auf deren Nachhaltigkeit untersucht, mit dem Ziel der Schaffung einer fundierten Basis zur Weiterentwicklung der Richtlinien. Ein weiterer Nutzen von SMART besteht darin, verschiedene Produktionssysteme miteinander vergleichen zu können und auch die Kommunikation der Nachhaltigkeitsleistungen glaubwürdig nach außen zu belegen. So bewerten wir aktuell für den österreichischen Discounter Hofer die Zulieferbetriebe der Eigenmarke „Zurück zum Ursprung“. Die Ergebnisse, inkl. einem Vergleich mit konventionellen Alternativen, sind sowohl auf den jeweiligen Produkten als auch im Internet einsehbar.

Über Sustainable Food Systems

Die Sustainable Food Systems GmbH ist ein Spin-Off der drei Forschungsinstitute für Biologischen Landbau in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Als Beratungs- und Kompetenzzentrum für Nachhaltiges Lieferkettenmanagement im Agri-Food Sektor unterstützen, begleiten und inspirieren wir Akteure auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Unsere Nachhaltigkeitslösungen umfassen die Bereiche Erhebung und Bewertung von Nachhaltigkeitsinformationen entlang der Wertschöpfungskette, Entwicklungen von Optimierungs- und Risikoreduktionsstrategien sowie Entwicklung von Strategien zur Kommunikation der Nachhaltigkeitsleistungen.

Kontakt: Moritz Teriete, Geschäftsführer,

moritz.teriete@sustainable-food.com