Der Januar-Test von Honig bei Ökotest offenbart ein Problem, dass Kennern wohl schon länger bewusst sein musste:
Nach der gültigen Bio-Verordnung ist weder auszuschließen, dass Bio-Honig Spuren von Pestiziden noch dass Spuren von gentechnisch veränderten Substanzen zu verhindern sind. Logischerweise vergab Ökotest daher weder in „sehr gut“ noch ein „gut“ an die im Test befindlichen Bio-Honige. Da hilft es auch wenig, wenn Hersteller oder Anbauverbände darauf verweisen, dass man sich an die geltenden Richtlinien für Bio-Honig gehalten habe. Wenn es nämlich wahr ist, dass die Pestizide und die Gentechnik der Nachbarn den Honig der Bio-Imker beeinträchtigen, wird damit leider ein typisches Vorurteil gegen Bio-Ware bestätigt, dass man in einer stark verunreinigten Umgebung sowie keine reine Ware mehr herstellen kann. Diesem Glaubwürdigkeitsproblem wird man sich stellen müssen, weil es den Nerv der Bio-Wirtschaft trifft.

Und ein anderes Problem wird man ungeliebterweise näher angucken müssen: Genüßlich stellt Ökotest fest, das es kein Wunder ist, wenn in Ländern mit starker Nutzung der Gentechnik wie Kanada oder Staaten Südamerikas auch der Honig Spuren von gentechnisch veränderten Substanzen zeigt. Dringlicher denn je werden wir uns also fragen müssen, wie hoch wir das Thema hängen wollen. Streben wir wirklich gentechnikfreie Bio-Produkte an? Das wird für Bio-Honig aus Deutschland kaum ein Problem sein: da ist auch der konventionelle Honig nahezu gentechnikfrei. Aber wollen die Verbraucher das auch bezahlen. Der Löwenanteil des verkauften Bio-Honig stammt bekanntermaßen nicht aus Deutschland. Und bevor man publikumswirksame Verdammungen allzu schnell wiederholt, sollte man einmal auch die Frage beantworten. Wo liegen denn die konkreten Gefahren, welche Pestizide und Gentechnikspuren im Honig bewirken beim Menschen – was genau? Denn die Verbraucher wollen auf Dauer eines: Ehrliche Antworten, die langfristig verlässlich sind. Die Anforderungen für Bio-Honig erfüllen diese Qualität derzeit nicht.