Der intelligente Anbau von Leguminosen ist ein wichtiger Baustein für die Bodenverbesserung. Nach Angaben von Bioland Österreich hat man in einem seit 2009 laufenden Versuchs gezeigt, das der kombinierte Anbau von Leguminosen mit Stützpflanzen dazu führt, dass man die so angebauten Zwischenfrüchte sogar ernten und dreschen kann und in Österreich beispielsweise als hochwertiges Hennenfutter einsetzt. Jetzt greift man auch in Deutschland dieses Thema auf.

 Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) möchte den Anbau heimischer Leguminosen aktiv fördern und Wettbewerbsnachteile verringern. Dieses Ziel soll mit einer Eiweißpflanzenstrategie erreicht werden, deren Eckpunkte Clemens Neumann, Abteilungsleiter im BMELV, am 14. Juni 2012 in Berlin vorstellte. An der Veranstaltung nahmen etwa 110 Experten teil, die die Inhalte der Strategie anschließend diskutierten.

Zentraler Baustein der Initiative ist laut Neumann eine verstärkte Forschung bei Leguminosen, die vor allem im Bereich der Züchtung deutlich intensiviert werden soll. Ausdrücklich erwünscht ist auch die Ausweitung des Sojaanbaus in Deutschland. Darüber hinaus ist geplant, den Anbau und die Verwendung von Leguminosen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu fördern. Zudem sollen Modellregionen und Demonstrationsprojekte den Austausch zwischen Wissenschaftlern, Landwirten, Verarbeitern und Verbrauchern unterstützen. Die Strategie sieht auch vor, in der gemeinsamen Agrarpolitik der EU für eine Stärkung des Leguminosenanbaus einzutreten. Neumann begründete die Notwendigkeit einer Eiweißpflanzenstrategie mit den großen Vorteilen der Kulturen. Leguminosen förderten die Bodenfruchtbarkeit, entlasteten durch die Stickstofffixierung Klima und Umwelt und böten die Möglichkeit, GVO-freie Eiweißfuttermittel und Lebensmittel zu erzeugen, die vom Verbraucher ausdrücklich gewünscht seien.

Der Präsident der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Dr. Hanns-Christoph Eiden, erläuterte den Beitrag der BLE zur BMELV-Eiweißpflanzenstrategie. Er sagte, dass nur eine nachhaltige Landwirtschaft die Ernährung der Weltbevölkerung sicherstellen könne und zugleich Ressourcen schone. Die BLE stehe bereit, die Eiweißpflanzenstrategie über die Förderprogramme des BMELV maßgeblich zu unterstützen. Er erwähnte die Innovationsförderung, das Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN), den Projektträger Agrarforschung mit den Modell- und Demonstrationsvorhaben sowie die EU-Programme wie die ERA-Nets. Die in der BLE angesiedelte Geschäftsstelle Eiweißpflanzenstrategie könne die bestehenden Kompetenzen in der Forschungsförderung und Koordination bündeln und Synergien effektiv nutzen.

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion begrüßten alle Teilnehmer die Initiative des BMELV. Dr. Helmut Born, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), betonte aber, dass die fehlende Wirtschaftlichkeit der Leguminosen den Anbau für Landwirte zurzeit unattraktiv mache. Aus seiner Sicht seien deutliche Ertragssteigerungen notwendig, die vor allem die Züchtung vor große Herausforderungen stelle. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorstandsvorsitzender des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), hält die Strategie ebenfalls für absolut sinnvoll. Sie sei auch deshalb so wichtig, weil die anfallenden externen Kosten beim Sojaanbau in Südamerika, die beispielsweise durch Umweltschäden entstehen, bei den Einfuhren nach Europa nicht berücksichtigt würden. Er regte an, einen verbindlichen Leguminosenanteil in Fruchtfolgen vorzugeben. Löwenstein betonte, dass das BÖLN zwar unter dem Aspekt Nachhaltigkeit besonders geeignet ist, die Forschung zu Leguminosen zu fördern, hierfür jedoch eine finanzielle Aufstockung notwendig sei.

Einig waren sich alle Teilnehmer, dass eine intensive Züchtungsarbeit der Schlüssel für die Zukunft von Leguminosen ist. So sei Mais Ende der 60er Jahre auch eine Nischenpflanze gewesen, die heute aufgrund großer Züchtungsanstrengungen nahezu europaweit angebaut werden kann.