Ja, diese Aussage Fünf vor Zwölf, die hatten wir schon vor 50 Jahren mit dem „Club of Rome“ und den „Grenzen des Wachstums“ und heute erinnern uns die „Fridays for future“ in etwas anderem Zungenschlag mit der „Klimakatastrophe“ wieder daran. Ist es schon zu spät? Ich sage „Nie“ und blicke einem meiner Vorfahren aus dem Dreißigjährigen Krieg auf einem Stich ins Gesicht, dessen Bild mich seit der Jugend begleitet. Er war Pastor und hat das Ende des Krieges nicht mehr erlebt, aber verzweifelt war er nie…

Wir Bioleute müssen heute uns wieder daran erinnern, umfassender zu denken. Da fällt mir zum Ende dieses Jahres vor allem die Ermahnung von Jan Plagge ein, nicht mehr in Gräben und Lagern zu denken und sein ehrliches Wort, dass wir uns nicht davon freisprechen können, das Wichtigste, den Erhalt unserer Umwelt, nicht erreicht zu haben und auch die Priorität dafür falsch gesetzt zu haben.

An Bio und Biofortschritt mangelt es nicht. Wohl aber an den wirklich guten Plänen zur gemeinsamen Rettung der Grundvoraussetzungen für Bio – einer bebaubaren Umwelt. Da sollten wir jedes Engagement in diese Richtung nicht bewerten und klassifizieren, sondern freudig und ehrlichen Herzens begrüßen.

Und bitte noch eines und sehr konkret: Weder Discounter, noch konventionelle Vollsortimenter oder Drogeriemärkte müssen sich beim Biofachhandel dafür entschuldigen, dass sie ein Bioangebot auf ihre Art betreiben. All diese Kräfte verursachen auch nicht alleine den Billigwahn der deutschen Verbraucher in Sachen Lebensmittel. Jedes wirtschaftlich und rational geführte Unternehmen bietet vor allem das an, was die Verbraucher wünschen. Und würde ich mir –nebenbei bemerkt – sehr wünschen, dass die Angebote der reinen Märkte auch mehr vegane und wohlschmeckend schnelle Alltagsideen wünschen, die Bioernährung für Trendorientierte leicht und lecker machen.

Versuchen wir es doch einmal mit einer Sprache und Denke der Gemeinsamkeit. Moralische Bewertungen helfen überhaupt nicht weiter. Ich habe es auch nicht gerne, dass die Menschen immer nur dann an eine bessere Ernährung denken, wenn man ihnen mit Fettleber, Herzinfarkt und Krebs droht – aber so ticken eben viele. Und wenn offenkundig nur Angst und Furcht vor Verlust der Existenz Menschen zum Einlenken bewegt, dann ist das eben so. Ich auf jeden Fall weiß, dass es nicht zu spät ist und begrüße auch für das nächste Jahr alle, die aus welchen Motivationen bei der Verbesserung von Klima, Ernährung und Verhältnissen dabei sein möchten.

Klaus-Jürgen Holstein