In verschiedenen Sendungen hat der WDR in den letzten Tagen versucht, Klarheit in diese Frage bringen. Sicher ist, dass wir bei den meisten verarbeiteten Lebensmitteln nicht wissen, aus welchen Eier sie hergestellt wurden.Darunter leiden all diejenigen, die hochwertige Eier und vor allem die hochwertigsten, die Bio-Freiland-Eier verwenden.
Denn der Grund dafür, warum man nicht sagt, welche Eier man verwendet, liegt im Preis. Über die Zustände gibt keiner gerne und genau Auskunft. Die billigsten Eier, die man bekommen kann, sind Käfigeifer. Wie alt Eier sind, die in die Produktion kommen, will keener gerne beschwören. Und Statistiken über die Qualität von Eier für die Produktion gibt es logischweise auch nicht.
Wäre es da nicht eine gute Idee, sich angesichts dieser Lage an den hohen Wert der Bio-Transparenz zu erinnern. Bie Bio-Bäckern, Bio-Eis und allen Verarbeitern kann eben nicht gemogelt werden, was die Herkunft der Eier angeht. Es gibt nur Bio-Eier und wenn die dann auch noch KAT-zertifiert sind, sind es nur Bio-Freilandeier. Der vermeintliche Preisvorteil, dass man billigste Käftigeier in der Produktion verwendet geht auf auf Kosten der Verbraucher, die nachher eben nicht mehr wissen, was sie gegessen haben.
Als Hintergrundinformation geben wir die Zusammenfassung des WDR:
Haushaltsexpertin Yvonne Willicks zeigt, in wie vielen Lebensmitteln Käfigeier verarbeitet werden! In vielen verarbeiteten Lebensmitteln tauchen Eier auf den Zutatenlisten der Hersteller auf.
Eier – die wahren Nährstoffbomben
Seit jeher ist das Ei ein fester Bestandteil der menschlichen Ernährung. Die im Ei enthaltenen Nährstoffe belegen, warum dies so ist: Neben den wichtigsten Mineralstoffen Kalzium, Phosphor, Eisen, Natrium und Kalium kommen alle Vitamine – außer Vitamin C – im Ei vor. Das wichtigste Vitamin im Hühnerei ist das Vitamin A, das unter anderem für die Biegsamkeit des Auges sorgt. Zudem versorgt das Ei den Menschen mit Vitamin B1, das für die Leistungsfähigkeit der Nervenzellen äußerst wichtig ist. Das Besondere am Ei ist jedoch das Eiweiß (oder auch Protein): Der menschliche Körper benötigt unter anderem für seinen Knochen- und Muskelaufbau täglich 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht. Bei 80 Kilogramm Körpergewicht wären das 64 Gramm pro Tag! Neben der Kartoffel ist das Ei mit seinen etwa 9 Gramm Eiweiß einer der höchsten Proteinlieferanten unter den Lebensmitteln. Dass das Image des Eis jedoch immer wieder in Verruf gerät, liegt nicht am Lebensmittel selbst, sondern daran, wie wir es handhaben.
Legehennen und ihre Haltungsform
Die Bilder von dunklen Ställen, in denen Legehennen zusammengepfercht in Käfigen ihre Eier legten, sind etwa zehn Jahre alt. Unter Leitung der EU reagierte die damalige Bundesregierung auf den Skandal rund um die Legebatterien in Käfigen mit neuen Bestimmungen und Regeln für die Landwirte und Tierhalter. Ziel dieser Reformen war, den Herstellungsprozess von Eiern und die Haltungsform der Legehennen für den Verbraucher transparenter zu gestalten. Aufmerksame Eiliebhaber können seither die Haltungsformen der Legehennen anhand der Stempel auf ihren Eiern erkennen:
Eiliebhaber können die Haltungsformen der Legehennen anhand der Stempel auf ihren Eiern erkennen.
0 = Bio-Freilandhaltung: Legehennen in ökologischer Haltung leben in der Freilandhaltung. Der Stall ist mit einem Auslauf versehen, auf dem sich die Hennen frei bewegen können. Das Futter muss ökologisch erzeugt und überwiegend im eigenen Betrieb hergestellt sein. Auf der Verpackung steht das Bio-Siegel.
1 = Freilandhaltung: Diese Haltung kommt einer artgerechten Behandlung am nächsten und unterscheidet sich von der Bio-Haltung nur im Futter, das nicht ausschließlich aus ökologischem Anbau stammen muss.
2 = Bodenhaltung: Bis zu neun Hühner werden pro Quadratmeter Stallfläche auf dem Boden gehalten. Einen Auslauf gibt es nicht. Da es wegen der Dichte an Hennen oft zu Revierkämpfen kommt und dadurch Verletzungen entstehen, kommen zur Heilung der Tiere mehr Arzneimittel zum Einsatz als bei der Freilandhaltung. In Spuren tauchen diese Mittel im Ei auf.
3 = Kleingruppenhaltung in Käfigen: Diese immer noch umstrittene Haltungsform unterscheidet sich von der bereits verbotenen Käfighaltung nur marginal. Mittlerweile hat die Legehenne in der Kleingruppenhaltung 800 Quadratzentimeter Platz zur Verfügung. Im Vergleich zur vorherigen Situation sind das nur 250 Quadratzentimeter mehr. Damals konnten die Tiere lediglich 550 Quadratzentimeter für sich in Anspruch nehmen. Ausgestattet ist die Haltungsform in Kleingruppen mit einer Sitzstange und einer Vorrichtung zum Scharren. Trotzdem sind diese Hennen nicht in der Lage, zu flattern oder zu picken. Grund ist der fehlende Platz. Diesen brauchen die Tiere allerdings, um sich selbst pflegen zu können. Der herrschende Hygienemangel führt zu Infektionen, die Federn fallen aus, und die Tiere zeigen Verhaltensstörungen.
Zurzeit findet der Verbraucher vereinzelt frische Käfigeier in den Supermärkten. Beliebt sind sie nicht: Nach Angaben des Marktinformationsdienstes der Geflügelbranche (MEG) machten Ende 2010 Käfigeier nur noch einen Anteil von fünf Prozent aller gekauften Eier aus. Der Großteil der Supermarktketten verzichtet vermehrt auf den Verkauf von frischen Käfigeiern.
Bereits seit 1. Januar 2010 ist die herkömmliche Käfighaltung in Deutschland zwar verboten. Eier aus dieser Haltungsform dürfen aber weiterhin eingeführt werden, vor allem aus Holland und Polen werden Käfigeier importiert. Diese kommen insbesondere in verarbeiteten Lebensmitteln, aber auch im Hotel- und Gaststättengewerbe zum Einsatz. Erst ab 1. Januar 2012 tritt das Verbot für Käfighaltung EU-weit in Kraft. Aber auch dann können Käfigeier weiterhin aus Nicht-EU-Ländern eingeführt und verarbeitet werden.
Versteckte Käfigeier in verarbeiteten Lebensmitteln
Vor allem in verarbeiteten Lebensmitteln, wie zum Beispiel Gebäck, aber auch in Eis oder Nudeln tauchen Eier auf den Zutatenlisten der Lebensmittelhersteller auf. Auf den Verpackungen ist meist die Rede von „Vollei“ oder „Volleipulver“. Diese Formulierung bezieht sich auf eine bestimmte Menge Eier, die industriell aufgeschlagen und anschließend pasteurisiert werden, um mögliche Krankheitserreger abzutöten. Abgepackt wird Vollei zumeist, ähnlich wie Milch, in Tetrapacks. Haushaltsexpertin Yvonne Willicks begibt sich in einen Supermarkt und kauft verschiedene Artikel aus allen möglichen Produktgruppen. Mit dieser Stichprobe möchte sie herausfinden, aus welcher Haltungsform die darin verarbeiteten Eier stammen.
Hersteller, die in den von Yvonne Willicks eingekauften Produkten entweder ausschließlich Käfigeier oder einen Mix aus Käfig-, Boden- und/oder Freilandhaltung für ihre Produkte verwenden:
Kuchenmeister: Yvonne Willicks findet heraus, dass dieser Kuchenhersteller sowohl Eier aus der Käfig- als auch der Bodenhaltung verwendet. Sie zu unterscheiden, ist einfach: Nur wenn die Eier explizit als „Bodenhaltung“ ausgewiesen werden, stammen sie nicht aus Käfighaltung, so die Auskunft des Produzenten.
Christian’s Bäck: In einem Telefonat erfährt Yvonne Willicks, dass in den meisten Produkten dieses Süßgebäckherstellers Käfigeier stecken.
Aldente: Bei den „Frischeiwaffeln“ wirbt der Hersteller bereits im Namen mit angeblich frischen Eiern. Auf der Zutatenliste findet man dann aber „frisches Hühnervollei“. Zu kaufen gibt es dieses Produkt unter anderem bei Rewe und Kaufland: Für Rewe werden Käfigeier verwendet. Das gleiche Produkt wird auch für Kaufland hergestellt, dort kommen aber Eier aus Bodenhaltung hinein. Der Grund: Kaufland fordert seine Produzenten auf, generell auf Käfigeier zu verzichten, allerdings freiwillig.
Müller: In einer E-Mail wird Yvonne darüber aufgeklärt, dass die Eier für die Milchprodukte des Herstellers aus Boden- (deutscher Lieferant) und Käfighaltung (italienischer Lieferant) stammen, auf der Verpackung gibt es aber keine Unterscheidung zwischen Boden- und Käfighaltung.
Ferrero: Hier kommen die Eier zu bestimmten Teilen aus der Bodenhaltung, Kleingruppenhaltung sowie konventionellen Haltungssystemen. Mit Letzterem ist meistens die sogenannte Volierenhaltung gemeint, bei der die Hennen wie in der Bodenhaltung leben, nur dass sie auf mehreren Etagen gehalten werden.
Kraftfoods: Bei teuren Markenprodukten könnte man eigentlich die Verwendung von Boden- oder Freilandeiern voraussetzen, doch weit gefehlt: Es werden sowohl Eier aus Käfig- als auch Bodenhaltung verwendet.
Colibri: Laut diesem französischen Gebäckhersteller werden bei der Zubereitung der Produkte ausschließlich Eier aus Käfighaltung verwendet.
Bindi: Hierbei handelt es sich um einen Produzenten, unter anderem von Tiefkühltorten und -gebäck, die größtenteils in der Gastronomie und im Fachgroßhandel zu finden sind. In diesem Haus werden ausschließlich Eier aus Kleingruppenhaltung verwendet, eine Umstellung auf Bodenhaltung ist nicht bekannt.
Conditorei Coppenrath & Wiese: Die Eier stammen aus allen Haltungsformen. Eine gute Nachricht jedoch hat der Hersteller: Ab Januar 2012 sollen alle neu produzierten Produkte nur noch mit Eiern aus Bodenhaltung hergestellt werden. Bedenklich bleibt allerdings, dass viele Produkte, wie Tiefkühltorten, sehr lange haltbar sind und die Ware mit Käfigeiern voraussichtlich noch lange im Handel zu finden sein wird.
Häagen-Dazs: Auch dieser Eisproduzent baut seine Zubereitung mit Käfigeiern immer weiter ab. Das Ziel des Unternehmens: bis 2013 zu 100 Prozent auf Freilandeier umzusteigen. Bis dahin kommen jedoch immer noch Eier aus der Käfighaltung zum Einsatz.
Continental Bakeries: Für die Herstellung von Gebäck verwendet das Unternehmen Eier aus der Käfig- und Bodenhaltung.
Unilever: Die Eier für Mayonnaisen und Dressings stammen überwiegend aus Bodenhaltung. Alle anderen Lebensmittel, wie „Bifi Roll“, werden fast ausschließlich mit Eiern aus Käfighaltung hergestellt.
Hersteller, die in den von Yvonne Willicks eingekauften Produkten keine Käfigeier benutzen:
Birkel: Der Nudelhersteller verwendet seit Oktober 2010 keine Käfigeier mehr.
Klauer: In der Backwarenproduktion dieses Unternehmens stammen alle Eier aus Bodenhaltung. Zurzeit steht sogar der Umstieg auf Freilandhaltung an.
Ben & Jerry’s: Für das Eis von Ben & Jerry’s werden ausschließlich Eier aus der Freilandhaltung benutzt. Das steht sogar auf der Verpackung der Produkte.
Mars: Vor fast vier Jahren ist die Firma auf Eier aus Bodenhaltung umgestiegen. Jedoch gibt es einen Produktionsstandort in Polen, an dem weiterhin Käfigeier verarbeitet werden. Yvonne Willicks wird aber versichert, in Deutschland seien keine Produkte aus Polen erhältlich.
Verpoorten: Für den Eierlikör dieses Herstellers werden „10 Eidotter pro Flasche“ verarbeitet. Diese Eidotter stammen ausschließlich aus der Bodenhaltung.
Rewe Eigenmarke (Biskuit-Obsttortenboden): Auf der Vorderseite der Verpackung steht gut leserlich: „Hergestellt ausschließlich mit Eiern aus Bodenhaltung“. Ob das bei allen Produkten der Rewe-Gruppe der Fall ist, bleibt allerdings unklar.
In diesen Produkten sind keine Eier aus Käfighaltung verarbeitet worden.
Keine Antwort zur Haltungsform der in den Produkten benutzten Eier hat die Haushaltsexpertin Yvonne Willicks von den folgenden Herstellern bekommen: Bahlsen, Feingebäck L&S International, Bonne Maman.
Kennzeichnungspflicht fehlt
Lediglich zwei der von Yvonne stichprobenartig eingekauften Produkte sind mit einem eindeutigen Hinweis auf die Haltungsform versehen. Veterinär und Tierschutzexperte Dr. Ralf Unna sieht darin eine klare Kennzeichnungslücke. Verbraucher, die bewusst auf Käfigeier verzichten möchten, haben keine Möglichkeit, diese in verarbeiteten Lebensmitteln zu vermeiden. Der Deutsche Tierschutzbund e. V. hat deshalb auf seiner Homepage eine Liste veröffentlicht, aus der hervorgeht, welche Hersteller auf Käfigeier verzichten und welche nicht. Der Verein fordert, „dass Lebensmittel, die Eier und/oder Eiprodukte enthalten, entsprechend dem Haltungssystem der Hennen gekennzeichnet werden“, und sieht sich mit der Forderung nicht allein. Das Verbraucherschutzportal „foodwatch“ fordert den unverzüglichen Produktionsstopp mit Käfigeiern und setzt sich für eine transparente Kennzeichnung aller in verarbeiteten Lebensmitteln eingesetzten Eier ein. Laut einer Emnid-Umfrage sprechen sich 80 Prozent aller Befragten für eine Kennzeichnung der Haltungsform bei verarbeiteten Eiern aus.
Eine gesetzlich verpflichtende Regelung gibt es nur für frische Eier, die der Verbraucher verpackt oder lose in Supermärkten, Discountern oder auf dem Markt kauft. Für verarbeitete Eier fehlt diese.