Die Fortschreibung der EU-Richtlinie erfüllt Erwartungen, die viele Bioverwender haben: Nicht nur die Sicherheit eines speziellen Anbaus, sondern auch die Freiheit von Pestiziden und Kontaminationen soll gesichert werden. Der Fortschritt des Biokonsums auf 6,5 % in Deutschland und in Dänemark über 9 % oder in der Schweiz auf 2017 ebenfalls 9 % weckt die Motivation, Ziele für Bio zu formulieren: Vielleicht demnächst 10 – 15 % Bio vom Gesamt-Lebensmittelumsatz. Dazu benötigt die Entwicklung auch eine entsprechende Landwirtschaft und mehr Biofläche. Um das aber sinnvoll zu realisieren, benötigt der Ökolandbau dafür auch geeignete Fläche: für den konsumnahen Anbau von Bio-Obst und Bio-Gemüse, viel Fläche für die Produktion der stark nachgefragten Bioeier. All solche Flächen sollten in Rahmenplänen in einer Art sinnvollen Flurbereinigung passenden Anbau zugeordnet werden, um auch Beeinträchtigung der Ökolandwirte durch benachbarte andere Nutzungen so gering wie möglich zu halten. Auf diesem Gebiet ist mit den üblichen globalen Wunschäußerungen der Politik noch nichts geschafft. Hier liegt in Deutschland ein weites Feld für die Arbeit der Länder.

 

Gemeinsam hingegen müsste eine andere Aufgabe angepackt werden: Nicht weit verwunderlich wurde erst unlängst bei einer Kakaokonferenz festgestellt, dass vom Gesamtumsatz der Schokolade nur 6 % der Einnahmen den Plantagen, den Anbauern und Fermentierern zugutekommen. Da hilft es wenig, sich auf die Regeln des Welthandels und der Rohwarenpreise zu berufen. Zumindest für den Bioanbau, also den Anbau, der sich für das Wohl von Natur und Menschen einsetzt, muss ein Anbau, der auch den Landwirten und ihren Mitarbeitern, Pflicht sein. Da kann es keine Hinterhöfe wie auch bei der Biobaumwolle geben, wo das Wohl der Natur sich allenfalls auf das Produkt der Ernte, ein vergiftungsfreies Material beschränken. Auch gute Bedingungen für Menschen und Tiere gehören unabdingbaren Grundbestand der Bioqualität. Das sollte genauso bei der Zertifizierung vorkommen wie die Freiheit unerwünschten Zusätzen im Produkt. Denn wenn die Anbauer und Landwirte – egal von welchem Bioprodukt und welcher Rohwaren – nicht vom Erlös auch die Pflege ihrer Betriebe inklusive Mitarbeiter, Viehbestand und Pflege des Bodens erwirtschaften könnten, dann wäre ein solches Bio auch nur eine neue Art der Ausbeutung von Natur, Menschen und Tieren – was zu diesem Gedanken nun absolut nicht passt.