Die Redaktionen überschlagen sich mit Pseudowissen: die einen rechnen den Zuschauern schülerhaft vor, wie weit die Bio-Äpfel aus Argentinien reisen müssen, um uns zu erreichen. Andere wissen immerhin immerhin schon, dass die Öko-Bilanz von Bio-Äpfeln aus Südamerika in manchen Monaten besser ist als die der Äpfel aus Deutschland. Und natürlich kramt man wieder die Weisheit aus, dass deutsche Handelsketten zum Ende der einheimischen Kartoffelsaison Ware aus Ägypten führen.

In Grundschulmanier führen sich namhafte Sender mit der Gegenüberstellung von Alnatura und Denns vor. Jammernd erklären andere, dass einige deutsche Bauern sich von der Bioproduktion abwenden und dass viel zu viel Bio aus dem Ausland käme. Und wieder wird die Klaviatur der Vorurteile gespielt: Man weiß ja nie…

Und zur gleichen Zeit erfahren die Zuschauer, dass in Markenartikeln wie Billigprodukten in Europa nun als neueste Errungenschaft undeklarierten und unkontrolliertes Pferdefleisch enthalten ist.

Zur Erinnerung an dieser Stelle: Bei Bio-Produkten weiss man in Europa immer, wo jedes Bestandteil herkommt und alles wird auch kontrolliert und belegt. Und diejenigen, die gerade gestern noch über neue Deklarationen für Tierwohl und die Segnungen rein regionaler Herkunft fabuliert haben, erklären den Verbrauchern mal wieder, dass sie jetzt mit strengen Kontrollen durchgreifen werden. Das ist – mit Verlaub – ein schlechter Witz.

Was können wir aus dieser Situation lernen:

Sachlichkeit und Aufklärung sind der beste Anfang, so wie es das NRW-Verbraucherministerium macht und die unsauberen Produkte ins Netz stellt.

Kontrollen – so wie sie im Rahmen der Biozertifizierung stattfinden – geben nach dem heutigen Stand der Möglichkeiten weit mehr Sicherheit als alle Aussagen, die nur auf

Beteuerungen basieren.

Es führt nichts an der Erkenntnis vorbei, dass wir über die Qualität unserer Ernährung neu nachdenken müssen, und manchmal auch über die Qualität der Massenmedien

Ebenso berechtigt wie undifferenziert spricht „Bild“ heute vom „Irrsinn mit den Gütesiegeln“ und führt in einem Atemzug alle möglichen Auslobungen, auch das Bio-Sigel und Bio-Marken unter diesem Titel auf. Wollen wirklich da landen? Ein Biosiegel ist auf seine Qualität einklagbar, die meisten anderen Auslobungen eben nicht.