Die Zahlen des aktuellen Ökobarometers sind positiv. Immerhin geben 71 % der Käufer unter 30 Jahren, auch Bioprodukte zu kaufen – etwas weniger als der Gesamt-durchschnitt von 76 %, aber nicht mehr dramatisch unter dem Durchschnitt. Ein Durchbruch bei den Jüngeren sieht freilich anders aus. In der Rangliste der beliebtesten Bioprodukte gibt das Ökobarometer wieder, was wir aus Einkaufsstatistiken längst besser wissen.

 Eier, Gemüse und Kartoffeln liegen beim Bioeinkauf vorne. Lauf Umfrage Brot vor Milch. Das ist nur eine der Ungereimtheiten dieser Ergebnisse. Der Umsatz von Biobrot spiegelt das jedenfalls nicht. In etlichen Bereichen spiegelt das Ökometer nach nun über einem Jahrzehnt deutscher Biorealität schwer greifbare Ideale und Wunschbilder von Verbrauchern. Bio wird überwiegend im Supermarkt, durchaus stark im Discount und dann auch im Biomarkt gekauft. Laut Umfrage genießen jedoch Biohersteller und Bioläden das höchste Vertrauen und selbst Reformhäuser sollen noch mehr als doppelt so vertrauenswürdig sein wie Drogeriemärkte. Das ist schwer mit der Realität in Einklang zu bringen.

Die Motivsuche, warum Menschen Bioprodukte kaufen führt in weitere Probleme. Dass die Artgerechte Tierhaltung ganz vorne liegt, zeigt die Untersuchung seit Jahren. Nun liegt an zweiter Stelle „Regionale Herkunft und die Unterstützung regionaler Betriebe“ Spätestens hier fällt dem Betrachter auf, dass dieses Nr. 2 Biomotiv mit der Definition von Bio nun überhaupt nichts mehr zu tun hat. Seit wann gehört zur Bioqualität regionale Herkunft? Wer sich die Herkunftszahlen von Bioprodukten in Europa anschaut, sieht schnell, dass dies reine Romantik ist. Keines der starken europäischen Bioländer kann sich auch nur annähernd national selbst mit Bioprodukten versorgen.

In einem Komplex freilich offenbart die neueste Untersuchung absolut Bedenkenswertes und Richtiges: Es fehlt im Biobereich und bei den Bio-Lebensmitteln immer noch ein großes Maß an Information. Die Befragten beziehen ein großes Maß ihrer sogenannten Information aus Mund-zu-Mund-Propaganda und persönlichen Expertenempfehlungen. Geprüft-sachliche Information bezieht man aus solchen Quellen wohl nur bedingt. Es stimmt, dass es heute für Bioprodukte auf den Verpackungen und in den Geschäften deutlich zu wenig sachdienliche Informationen gegeben werden. Ob allerdings immer Einigkeit darüber besteht, was sachliche Information über Bioprodukte ist, darf bezweifelt werden. In der Erforschung der positiven Qualitäten von Bioprodukten und der negativen Wirkungen von Stoffen in der Ernährung, die Bio vermeiden möchte, liegt der Erkenntnisstand noch weit zurück. Es bleibt viel zu tun. Und Stoff zum Nachdenken gibt das aktuelle Ökobaromter auf jeden Fall.

Die entscheidenden Fragen lauten doch wohl: Wo und Wie ist Bioernährung besser und gesünder? Wo werden durch Bioernährung gesundheitliche Risiken vermieden oder gemindert? Und wo leistet Bioernährung einen grundlegenden Beitrag zu einer sinnvollen Nutzung aller natürlichen Resourcen? Das Ökobarometer 2012 zeigt jedenfalls, dass wir vobn einer sachlichen Behandlung dieser wichtigsten Fragen noch ein gutes Stück entfernt sind.