Bionade stand für einen Bio-Traum. Eine kleine, sonst nicht mehr existenzfänig Brauerei schuf ein einzigartiges Bio-Trendgetränk. Für viele wurde Bionade zum Symbol des Biokonsums, die Bio-Brause war schick – und für manch anderen wurde sie auch zum Bio-Feigenblatt „Wir führen auch Bionade“.

 Der Niedergang wird von überzeugten Bioanhängern gerne als moderne Variante einer „Dolchstoß“-Legende vermittelt. Spätere Finanziers aus der Industrie und schließlich der Einstieg der Radeberger Gruppe aus dem Hause Oetker 2009 hätten den reinen Biogeschmack verwässert. Das stimmt vermutlich nicht so ganz. Auf dem Höhepunkt ihres Aufschwungs haben sich die Macher von Bionade vermutlich überschätzt, sie haben verkannt, dass auch ein Bio-Trendgetränk nicht Trend bleibt, wenn man nicht daran arbeitet. Und aus einem Trendlabel wird auch keine Marke, wenn man es nicht versteht, an der richtigen Stelle da hinein zu investieren. Da haben die Pioniere in Zeiten erster Erfolge an der falschen Stelle gespart. Die märchenhafte Aufstiegsgeschichte taugte zwar für viele Vorträge, war aber auf Dauer nicht die Realität.

 Der nie verarbeitete Abstieg aus der Publikumsgunst begann bei Bionade mit jener legendäre Preiserhöhung, undurchdacht eingefädelt und sicher falsch kommuniziert. Mehr Geld verdienen wollen war für ein Bio-Symbol keine akzeptable Plausibilität, selbst wenn es der wirtschaftlichen Realität entsprach. Für ein realistisches Verhältnis zur Bioprodukten ist es schade, dass diese Weiterentwicklung nicht geschehen ist. Das einst aus dem Nichts erstandene Genre des Biotrendgetränks Bionade fällt dadurch insgesamt in sich zusammen: Jetzt sind auch die Kopien nicht mehr interessant. Dem Vernehmen nach zieht sich die Gründerfamilie Kowalsky jetzt sowohl finanziell wie auch operativ aus dem Unternehmen zurück. Oetker übernimmt jetzt zu 100%. Bislang haben bei Oetker außer der Inhaberfamilie leider nur wenige ein Händchen und Liebe für Bio gezeigt. Warten wirs ab.