Ob nun die französische Variante, teilweise in Kooperation mit Ecocert, teils mit eigener Zertifizierung, die neben Tropenprodukten auch heimisches Olivenöl zertifiziert – oder die dänische Fair Food-Group, die neben Bio und Fairem Handel noch den Umweltschutz gewichtet oder der bekannte Ansatz der Fairen Partnerschaften von Naturland, unter dem auch deutsche Hersteller wie Neumarkter Lammsbräu firmieren

Für die Vorstellung ihres nächstjährigen Schwerpunkts „Organic + Fair“ stellte die BioFach einige wichtige Aspekte und Kerninformationen zum Thema zusammen.

Regionaler Aspekt: faire Erzeugerpreise: Traditionell bezeichnet Fairtrade den Handel zwischen wohlhabenden Industrieländern und Entwicklungsländern. Doch auch in Europa rücken gerechte Löhne für heimische Landwirte in den Fokus. Beispiel Milcherzeugerpreise: Dank einer Initiative der Upländer Bauernmolkerei und der Einführung der Fair-Milch konnte in Deutschland ein Bewusstsein für Bio-Milchpreise geschaffen werden. Anfang 2009 vereinbarten die wichtigsten Bio-Molkereien und weitere Akteure der Wertschöpfungskette mit den Erzeugern einen fairen Milchpreis (derzeit rund 40 Cent pro Liter). Unter Leitung des Bundesverbandes Naturkost und Naturwaren (BNN), Herstellung und Handel, startete Anfang Mai 2009 ein Aktionsbündnis aus Molkereien, Verbänden und Großhändlern eine Infokampagne gegen Milchpreisdumping im konventionellen Lebensmitteleinzelhandel und für den Kauf von Bio-Milch.

Deutschland: GEPA als Wegbereiter: Deutsche Verbraucher kauften 2008 GEPA-Produkte im Wert von 73 Mio. EUR. Der Großhandelsumsatz der GEPA – der Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt, Wuppertal, Deutschland – stieg im selben Geschäftsjahr um 2,5 % auf 54 Mio. EUR. „Solidarität und nicht Gier muss die Triebfeder in einer globalen Wirtschaft sein. Gerade in Zeiten der Krise liegt im fairen Handel die Chance, dies aufzuzeigen“, erklärt Thomas Speck, Geschäftsführer der GEPA. „Was wir seit 34 Jahren als Wegbereiter angestoßen haben, wird für viele Konsumenten immer wichtiger: die Verbindung von sozial-ökologischer mit Produktqualität.“

Frankreich: Marktführer Alter Eco mit Null-Emissionsprogramm Auch in Frankreich lässt sich ein Trend zu fair gehandelten Produkten feststellen:  85 % der Franzosen kennen das Thema, ein Viertel aller Haushalte kauft fair gehandelte Waren, ergab eine Studie des Marktforschungsunternehmens TNS, München, Deutschland, aus dem Jahr 2007. In Frankreich erlebte das Unternehmen Alter Eco einen beeindruckenden Aufstieg zum Marktführer im Fairhandelsbereich. 1998 von Tristan Lecomte gegründet, erreichte es mit fair gehandelter Schokolade, Tee, Kaffee, Säften und Trockenfrüchten bereits Ende 2008 einen Umsatz von knapp 20 Mio. EUR.Zu diesem Zeitpunkt lancierte Alter Eco das Null-Emissionsprogramm und brachte eine CO2-neutrale Schokolade auf den Markt. 2008 betrug der Umsatz mit Fairtrade-Lebensmitteln im französischen Lebensmittel-Einzelhandel (LEH) 114 Mio. EUR. Alleine auf Kaffee entfielen 54 % dieser Summe. Schokolade erzielte 14 %, Tee 9 % und Säfte 5 %, der Anteil der Sonstigen, beispielsweise Gewürze und Trockenfrüchte, lag bei 18 %.

Großbritannien: Fairtrade boomt 2008 überschritten die Umsätze mit Waren, die das Fairtrade-Siegel tragen, die700 Mio. Pfund-Marke, so die Fairtrade Foundation. Dies entspricht einem Wachstum von 43 % im Vergleich zu 2007. Tee, Zucker und Baumwolle verdoppelten die Verkaufszahlen, am stärksten nachgefragt wurden Bananen, die einen Zuwachs von 27 % auf 184 Mio. Pfund verzeichneten. 2008 kauften annähernd 18 Mio. britische Haushalte Fairtrade-Waren, 1,3 Mio. mehr als im Vorjahr, so die Marktforscher von TNS Worldpanel.

Fairer Handel hat viele europäische Gesichter In Belgien, Frankreich, den Niederlanden, Norwegen und der Schweiz wurde der faire Handel vor allem unter dem Namen Max Havelaar bekannt. Max Havelaar war der Titel eines 1860 in den Niederlanden veröffentlichten Buches, das sich kritisch mit der Kolonialverwaltung auseinandersetzte. In Finnland setzt sich die Organisation Reilun kaupan edistämisyhdistys ry für den fairen Handel ein, in Spanien ist es die Asociación del Sello de Comercio Justo. Allen gemeinsam ist jedoch seit 2003 das gemeinsame blau-grün-schwarze Fairtrade-Logo von Transfair, Bonn, Deutschland.

Die Vielfalt der Ansätze unterstreicht, dass die Herkunft von Rohwaren und Lebensmitteln – auch für viele Verbraucher – immer mehr zu einem relevanten Thema wird und dass man immer mehr wissen möchten, ob sich die Anbieter von Lebensmitteln dieses Aspekt wirklich bewußt sind.