Verweste Kadaver sowie kranke, fast nackte Tiere und verwahrloste Käfige – das sind Bilder aus der sogenannten Kleingruppenhaltung von Legehennen, die die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ aufgenommen hat. Eigentlich sollten mit der Kleingruppenhaltung von Hühnern Zustände, wie sie in der Käfigtierhaltung immer wieder vorkamen, abgeschafft werden.

Wie beweiskräftig einzelne Filme sind, ist schwer überprüfbar. Unser Foto zeigt zum Beispiel eine Anlage für ansonsten freilaufende Hühner. Wenn die Bilder aktuell und richtig zuzuordnen sind, zeigen sie, dass die heutige Kleingruppenhaltig das Problem nicht löst: zu viele Tiere leben auf zu wenig Raum. Tierschützer und Experten wie der Biologe und Verhaltensforscher Detlef Fölsch sind entsetzt über die Bilder von „Vier Pfoten“. Fölsch zufolge sind die Tiere krank und haben Schmerzen. Das sei nicht zu verantworten.

1999 hatte das Bundesverfassungsgericht die Käfighaltung verboten. Danach wurde die Kleingruppenhaltung zum Nachfolge-Modell erkoren. Es dauerte allerdings sieben Jahre, bis eine entsprechende Verordnung in Kraft trat. Damit werden einer Henne 800 Quadratzentimeter Platz zugestanden, vorher waren es 600 Quadratzentimeter. Die Tierindustrie hat mitunter erhebliche Summen investiert, um die Ställe für die neue Käfighaltungsform umzubauen. Deshalb beschreibt der Verband „Deutsches Ei“ die Kleingruppenhaltung in einem Werbefilm mit geradezu idyllischen Zuständen für die Tiere. Von einem verhaltens- und tiergerechten Leben und einem abgedunkelten Nest zur Eiablage ist da die Rede.

Streit um Ausstieg aus Kleingruppenhaltung

Wie lange diese neue Haltungsform noch Bestand haben darf, wird derzeit diskutiert. Inzwischen fordern auch die Bundesländer einen Ausstieg aus der Kleingruppenhaltung bis spätestens 2025. Doch die Eier-Lobby besteht auf einer Laufzeit bis 2035. Wer sich bei dem Streit am Ende durchsetzen wird, ist noch nicht entschieden. Fakt ist, nun ist Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner in der Verantwortung. Sie soll bis Ende März entscheiden, wie es mit der Kleingruppenhaltung weiter geht.


Am Rande erwähnte der ARD-Beitrag übrigens auch, dass gerade Handelsketten, die sich sonst mit ihrer Regionalität brüsten, solche Eier bezogen haben. Wie wäre es denn, wenn man zu Ostern statt in der Herkunft schwer nachprüfbarer billiger bunter Eier sich für hochwertige leckere Bioeier engagieren würde.