Was man immer wieder zuerst festhalten muss ist, dass hinter dieser Qualitätsprüfung auch eine hohe fachliche Qualität und Kompetenz steht, die vor Ort in diesem Jahren vor allem mit der Arbeit von Professor Wolf-Rüdiger Stenzel und Frau Krause repräsentiert wurde. Die scheinbar banale Frage: Wie muss ein Produkt der verschiedenen Kategorien schmecken und wie wird Geschmacksqualität im Detail richtig verobjektiviert und festgemacht ist spannend und der Arbeit der beteiligten Fachleute ist es zu verdanken, dass diese Frage überhaupt gestellt wird. Gerade in Deutschland deutlich zu machen, dass Geschmack klare Levels und Voraussetzungen hat. Das ist das Verdienst der Beteiligten. Diese Frage wird für Bioprodukte, die ja über lange Zeit eine gewisse geschmackliche Besonderheit – wenn nicht Überlegenheit – für sich beanspruchen wollten von hoher Wichtigkeit. Und man kann nur wünschen, dass dieser Aspekt bei all den neuen Fleisch ersetzenden und vegetarischen und veganen Produkten  immer wieder mit der gleichen Ernsthaftigkeit und Akribi gestellt wird, wie dies Professor Stenzel und Frau Krause für Bio angelegt haben.

Allerdings sollte man auch einen Blick auf die faktische Entwicklung des Preises lenken: In der Startphase wurde das Augenmerk zu Recht auf ein breites Produktspektrum des sich erst langsam entwickelnden Spektrums der Bioprodukte gelegt. Schaut man sich heute die teilnehmenden Hersteller an, dann fallt einerseits auf, dass unter ihnen die wirklich interessanten Newcomer de facto fehlen: Weder die heute zu Massen die Messe beherrschenden raw-bars und vielen neuen Bio-Snacks sind vertreten noch die vielen und wahrlich weit aufgefächerten veganen Artikel. Dabei wäre es gerade gut, wenn all die neuen Produktgruppen und Trendentwicklungen auch dieser Untersuchung unterzogen würden und man rein sachliche die Frage stellt, ob all die Neuvorstellungen tatsächlich der Qualitätslatte entsprechen, die man an solche Produkte stellen kann und muss. Darüber hinaus: Hier lauern noch unbeantwortete Fragen: Etwa die – Wie müssen eigentlich natürliche Snacks oder Fleisch-ersetzende Produkte schmecken, damit sie zu Recht als hochwertig bezeichnet werden? Schließlich geht es gerade in diesen Innovationsfeldern darum, dass auch der Geschmack auf den sachlichen Prüfstand gestellt wird.

Ein weiterer Blick auf die aktuellen Träger der DLG-Bio-Medaillen offenbart eine Realität, der man sich nach den ersten zehn Jahren Bio-Prüfung wird stellen müssen und der nichts mit der sensorischen Leistung der Pioniere für die Prüfung zu tun hat. Der übergroße Anteil der Beteiligten der aktuellen Prüfung besteht aus Discount-Eigenmarken. Dass vor allem Norma und Edeka ihre im Bioreich etablierten Eigenmarken diesem Geschmackstest in großem Stil unterziehen lassen, ist durchaus verdienstvoll, reicht aber für den Sinn einer solchen Bioprüfung und ihre Entwicklung in der Zukunft nicht aus. Wenn die DLG auf diesem Gebiet den Takt der Zukunft erreichen will, dann muss sie künftig auch bei der Diskussion um die neusten Geschmackstrends wirklich neuartiger Bioprodukte dabei sein. Hier ist die sachliche  Auseinandersetzung gefragt, weil angesichts der Fülle der neuen Entwicklungen auf diesem Gebiet hier eine Orientierung mehr als hilfreich und nützlich wäre.