Bietet Nachhaltigkeit also Wirtschaftsnutzen statt ein Modethema zu sein? -wie der Veranstalter dieses Kongresses, das Management – Forum versprach? Die Mainzer Fachtagung am 30.6., brachte unbestritten hochkarätige Referenten von der Otto-Group, Tchibo, Ikea,Tegut, DM-Drogeriemarkt, Bionade und Neumarkter Lammsbräu an einen Tisch. Der Ablaufplan für das Thema Nachhaltigkeit las sich sich zunächst, wie aus dem Beratungshandbuch der zahlreich den Kongress begleitenden Nachhaltigkeitsberater: Alle versicherten denn auch, dass man mit Nachhaltigkeit nicht nur Resourcen sondern auch Geld spart und dass Nachhaltigkeit die Eintrittskarte in eine neue Stufe der Innovation sei. Das klingt zwangsläufig doch wie ein Trend, wenn man hört, dass im deutschen Handel in den letzten Jahren einzig noch der Wellness- und Gesundheitsaspekt echte Zuwächse bot, dass vor allem Vereine und Institutionen, die sich für Mensch und Natur engagieren ein hohes Ansehen genießen, weit höher als das Nachhaltigkeitsansehen der durchschnittlicher Marken und Firmen.

Manche der anwesenden Unternehmen tun sich schwer damit, über ihren Beitrag zur Nachhaltigkeit zu sprechen, weil sie die Erfahrung gemacht haben, dass Umweltaktivisten gerade bei solchen Firmen anschließend gerne wegen falschen Verhaltens gegenüber der Umwelt an den Pranger stellen.

Bei eingefleischten Bioherstellern beobachtet man sowieso im Moment eher eine ziemliche Hilflosigkeit in Sachen öffentlicher Darstellung. Ein gutes Beispiel sind die Diskussion um Palmöl, Bio-Palmöl und den tropischen Regenwald. Da haben viele immer noch nicht begriffen, dass es vor allem darauf ankommt, für die eigenen Kunden und die Öffentlichkeit eine plausible Erklärung für das eigene Handeln zu geben. Man muss in solchen Fällen keineswegs jeder Kritik einer Umweltschutzorganisation Recht geben, aber man darf in keinem Fall so tun, als gäbe es diese Kritik nicht. Sonst macht man sich als Unternehmen, dass Nachhaltigkeit vertriitt, unglaubwürdig.

Wahre Nachhaltigkeit kommt von innen..

Wer die Wirklich positiven Beispiele von herstellern und Handelsunternehmen anguckt, der stellt fest, dass in der Regel sich die dort handelnden und entscheidenden Personen bedingungslos für Nachhaltigkeit entschieden, lange bevor ein wirtschaftlicher Erfolg sichtbar oder die Zustimmung der Öffentlichkeit sie ermutigt hätte. Natürlich hatten Marken wie BIONADE und Neumarkter Lammsbräu beim Umsteuern ihrer Angebote auf Bioprodukte als Motiv den Versuch, kleine, nicht mehr lebensfähige Brauereien in eine zukunftsfähige Existenz zu führen. Aber die Art der Antwort beider war durch dieses gemeinsame Motiv nicht vorgegeben.

Auch bei Handelshäusern wie DM-Supermarkt und Tegut, stand weit vor dem späteren Erfolg die Entscheidung der Unternehmer, der jeweiligen Firma eine klare Ausrichtung auf das zu geben, was die Firmengründer als gut für die Menschen und Kunden ansahen.

Und selbst bei Weltkonzernen wie IKEA und Otto stehen als Beginn der Nachhaltigkeitsansätze ´vor allem und treibend die persönlichen Einstellungen von Unternehmern.

Die Diskussion um Nachhaltigkeit in der  Lebensmittelbranche ist noch lange nicht am Ende.

Einig sind sich inzwischen nahezu alle Händler in Europa, dass es Zukunft kein Fischangebot für die Kunden mehr geben wird, wenn man nicht ganz entschieden nachhaltig mit den vorhandenen Ressourcen umgeht. Aber war ist mit anderen lebenswichtigen Rohstoffen für die Ernährung. Gerade die Biowirtschaft braucht per Definition verlässliche, transparente und rückverfolgbare Ressourcen für die Erstellung hochwertiger Lebensmittel. Dem widerspricht zutiefst, dass man lebenswichtige Rohwaren wie Getreide, Milch, Obst oder Gemüse auf einer Art Spot-Markt handelt. Sabei geht es zum Trost für alle liberalen Wirtschaftsdenken eben nicht darum, den Markt als Regulierer für den Preis auszuschalten und in Zukunft auf verordnete faire Preise zu setzen. Die zunehmende Spekulation um Rohstoffe wie Kaffee, Kakao und Zucker ist nun auch alles andere als positiv. Vielmehr geht es bei allem um den Urpunkt der Nachhaltigkeit: Der Mensch kann als Konsument nicht mehr der Natur entnehmen, wie er als Produzent erwirtschaftet. Deshalb muss für alle, die gut essen wollen, auch genau angeguckt werden, wie der Kreislauf aussieht, aus dem dies stammt.