Die Welt-Lebensmittelmesse SIAL vom 21. bis 25. Oktober in Paris versteht es immer wieder Trends und Tendenzen inb der weltweiten Lebensmittelszene aufzuzeigen und dem Publikum an ausgewählten Trendprodukten vorzuführen. Keine Lebensmittelmesse bietet soviel internationales Verständnis und Einblicke wie der. Hier ein paar Kostproben aus der Küche der Trendscouts.

 Die Tugenden der Einfachheit

Neue Einfachheit definiert sich über Natürlichkeit und Reinheit, sie wertet Rohprodukte mit schlichtem Design auf, es gibt keine überflüssigen Bestandteile, Zutaten werden nur in begrenzter Anzahl verwendet.

Ganz oben auf der Liste der Anforderungen moderner Verbraucher steht der Wunsch nach sofortigem Verstehen des Produktnutzens. Das regt die Industrie dazu an, ihr Angebot zu überdenken. Dieser Trend kündigt das Ende überflüssigen Redens an, von „geschwätzigen“ Verpackungen, auf denen man erst viel Unnötiges lesen muss, bevor man zu den wirklich wichtigen Informationen kommt, wie die Zusammenstellung von Produkten. Aber bitte nicht verwechseln: Neue Einfachheit ist keinesfalls mit Kargheit gleichzusetzen. In Bezug auf Nährwerte bietet sie dem Verbraucher Zeitersparnis (sofortiges Verstehen) sowie eine gewisse Sicherheit durch die Erwähnung notwendiger Zutaten.

 Überlassen wir das der Natur

Jeder sucht nach Mitteln und Wegen, wieder Vertrauen in Lebensmittel zu gewinnen. Lebensmittel haben einfach Zeit gebraucht, um „naturbelassener“ zu werden.

Nach mehreren Jahrzehnten mit Lebensmittelskandalen und „Hirngespinsten“ rund um Allergien und Wunderdiäten möchte man der Nahrung wieder vertrauen können. Unter diesem Gesichtspunkt ist „Bio“ seit einigen Jahren ein gewichtiges Kriterium. Aber auch Bio hat sich weiterentwickelt und ist heute zunehmend verbreitet. Es ist mittlerweile in allen Kategorien zu finden, inklusive natürlich der verarbeiteten Produkte. Um sich von militanten Verbrauchern zu distanzieren, wird bei den Produkten mittlerweile ebenfalls in zunehmendem Maße Genuss als wichtigster Kundennutzen kommuniziert. Das Kriterium „Bio“ oder «natürlich» stellt sich von nun an als Garantie für Gesundheit und Umweltbewusstsein beim Verzehren des Produktes dar. Wir beobachten also hier einen Trend, der über den Aspekt Bio hinausgeht. Das heißt Unschädlich- keit, Umweltverträglichkeit, Naturbelassenheit. Über das einfache Gütesiegel „biologisch“ hinaus spiegelt dieser Trend neue Dimensionen an Naturbelassen- heit wider. Dazu zählen Verfahren, die den ursprünglichen Geschmack nicht verändern, ideale Garzeiten, Verwendung von Saisonprodukten, Zutaten usw. In Bezug auf Nährwerte garantiert dieser Trend dem Verbraucher die Zugänglichkeit zu umweltverträglich verarbeiteten Produkten, die so authentisch und natürlich wie möglich sind. Auf dieser Trendwelle schwimmt seit langen Jahren die internationale Bewegung SlowFood mit, die jedoch zu lange nur einem bestimmten Kreis von Eingeweihten vorbehalten war.

 Das habe ich gekocht!

Die Einstellungen haben sich geändert: Aus «Mach’ das für mich» ist «Hilf mir dabei, das gut zu machen» geworden. In Bezug auf Produktangebote macht das einen Unterschied.

Küchenchefs sind heute aus der Medienlandschaft nicht mehr wegzudenken. Aber dieses Phänomen reduziert sich nicht nur auf die Zurschaustellung berühmter Menschen. Viele Amateurköche lassen sich von den Stars am Herd inspirieren und kochen mit der Familie oder Freunden. In einem Kreis von Leuten, wo das Teilen, Vorbereiten, Kosten an erster Stelle steht. Die starke Dynamik dieses Trends hat mehrere Ursprünge: Selbstaufwertung durch kreatives Kochen, bessere Kontrolle über Nährwerte und Kosten durch selbst gemachte Produkte. Der Verbraucher ist kein Fachmann, er erwartet dennoch bedarfsgerechte Produkte. Vorgefertigte Erzeugnisse haben hier keinen Platz mehr, auch nicht rohe Produkte, die noch von A bis Z verarbeitet werden müssen. Sondern vielmehr eine Art Zwischenprodukt, denn so werden lästige Aufgaben beschränkt und es bleibt viel Raum für Aufgaben, die Spaß machen.