In der Ukraine stellt die Landwirtschaft nach den neusten Zahlen des Landwirtschaftsministerium 20% der Beschäftigten, 19% des Bruttosozialprodukts und 39 % des Exports. Allein diese Zahlen zeigen, wie wichtig die Landwirtschaft aktuell für die Ukraine ist. Der Blick auf die Warenströme bis Ende 2018 zeigt auch, dass bei Getreide, Ölsaaten, Gemüse und Obst die EU eine wichtige Rolle für den Export einnimmt. Vor allem bei Fleischprodukten ziehen eher andere Kontakte, Honig sowie Raps- und Sonnenblumenöl finden ebenfalls verstärkt den Weg in die Europäische Union.

Als Drittlands-Lieferant kann die Ukraine immer nur damit rechnen schlechter angesehen zu werden als Lieferanten aus der EU, aber dafür hat man ja auch einige Kostenvorteile in Sachen Lohnkosten und Bodenertrag.

Eigentlich müsste man die Vorteile der Landwirtschaft auch für den Bioanbau nutzen können. Dazu liegen im Moment im Unterschied zur Gesamtlandwirtschaft keine präzisen Zahlen vor. Und all die Bereiche, in denen die Ukraine schon heute stark ist, wären in Bioqualität ebenfalls gute Ansätze. Mit denen täte man sich sicher auch noch leichter, wenn in der Ukraine selbst der Biokonsum besser entwickelt würde. Weil man dann Bioqualität nicht mehr nur als Spekulationsfaktor auf bessere Verkaufspreise sähe, sondern als wirkliche Chance das Land zu positionieren. Die hohe Bodenfruchtbarkeit, das günstige Klima und vor allem die Verfügbarkeit von geeigneten Flächen Arbeitskräften geben der Ukraine auf diesem Gebiet von Haus aus Vorteile gegenüber Mitteleuropa.

Warum das heute – nach Aussagen ukrainischer Landwirtschaftsexperten – nicht zum Tragen kommt? Rein faktisch, weil – und das untermauert die Statistik sichtbar – viele landwirtschaftliche Exporte über Zwischenträger in den Niederlanden und der Türkei in den Rest der Welt gehen und damit die ukrainischen Lieferanten davon nicht den Profit bekommen, den sie verdienten, wenn sie es direkt täten.

Wo liegt die Wurzel des Übels?  Hauptsächlich im Misstrauen und Nicht-Verstehen von beiden Seiten. Man käme nur zusammen weiter. Schließlich kommen viele Trends zur Ernährung längst in beiden Ländern ähnlich an. Aber selbst in der Ukraine setzen betuchte Biokunden oft mehr auf Import als auf die eigene Herkunft. Das könnte man ändern, wenn man wollte: Durch mehr Zusammenarbeit und durch wechselseitiges Bemühen um Verstehen. In der Ukraine werden die Tools aufgebaut, um Qualität zu bieten. Auch der deutsche Markt könnte da manches nutzen.