Es bedarf im Moment kaum zusätzlicher Zahlen, um die Bio-Marktentwicklung zu beschreiben – außer zur Untermauerung und zum Beweis der Richtigkeit sehr offenkundiger Tendenzen. Die Gewinner in Sachen Bio-Umsatz sind in erster Linie die kleinen Verbrauchermärkte, die schon im ersten Quartal 2012 im Bio-Umsatz zugelegt haben und ganz speziell die Drogeriemärkte, unter denen die besonders Bio-affinen Rossmann und dm-Drogeriemarkt gut zugelegt haben und der weniger Bio-lastige einstige Primus Schlecker bereits begann, sich zu verabschieden.
Man kann bei einer solchen Strukturverschiebung ferner zu recht davon ausgehen, dass Bedeutung und Wert der Bio-Eigenmarken zugenommen haben. Die Zwischenwerte für den Bio-Umsatz im Sommer werden nie völlig berauschend klingen, weil zusätzlich in dieser Zeit der Umsatz an Bio-Obst und Gemüse im Lebensmitteleinzelhandel gerne unterdurchschnittlich ist, weil in dieser Zeit bei den bio-affinen Kunden im Lebensmitteleinzelhandel stärker als sonst die regionale Ware nachgefragt wird.
Eine weitere Tendenz setzt sich nun schon seit zwei Jahren fort: Der Konsum konventioneller Lebensmittel stagniert bestenfalls, Zuwächse gibt es hingegen im Bereich des Bio-Konsums und der Bio-Lebensmittel.
Und dann muss man sich noch die Frage, ob alle Vertriebsformen gleichmäßig vom Biokonsum profitieren. Das ist offenkundig nur bedingt der Fall. Aber die meisten Unterschiede im Bioumsatz sind hausgemacht. Die Discounter bremsen ihren Bioumsatz dadurch, dass sie die meisten Bioprodukte inzwischen in das Aktionsgeschäft nehmen. Denn Bio-Basisprodukte kaufen Verbraucher eben nicht wie Hartwaren-Spartenangebote im Garten- oder Hobbybereich. Genau diesen Bereich der Bio-Basisangebote – gezielt und besonders auch auf Familien zugeschnitten – verstehen Rossmann und dm-Drogeriemarkt so perfekt abzudecken, dass sie auch ohne ein Frischeangebot im Biobereich immer noch zulegen.
Bei den großen Handelsketten Edeka und Rewe beobachtet man bei den Bio-Eigenmarken, dass die Sortimentsauswahl hier sehr deutlich dem jeweils eigenen Kompass folgt. Vorbei die Zeiten, wo Handelsketten es nötig hatten auf die Erfahrungen von Großhändlern zu schielen mussten, wenn es um die Sortimentspolitik ging.
Die Bio-Großhändler, die ein st zu den Pionieren im Lebensmitteleinzelhandel gehörten, wie sie sowohl die kompletten Basissortimente beschafften wie auch noch sehr die gesamte Logistik dafür stellten, tun sich immer noch nicht ganz leicht mit der neuen Situation. Um neben den Bio-Eigenmarken der Handelsketten zu bestehen, benötigt man ein Bio-Profilsortiment, das daneben einen echten Mehrwert bietet.
Im Bio-Fachmarktbereich konzentriert sich die Entwicklung deutsch auf Dennree und Alnatura. Die größere Marktkompetenz strahlt inzwischen Dennree mit seinem sehr modernen und klaren Bio-Supermarktkonzept aus, Alnatura lebt stark von den intelligent geknüpften Kooperationen. Beide Anbieter haben es auf ihre Weise sehr erfolgreich geschafft, ihre Bioangebote zu Benchmarks für Bioprodukte über alle Vertriebskanäle zu machen und dort liegt ihre Stärke.