Der Hinweis „Regionalität“ zieht im Moment beim Verkauf von Lebensmittel. Ob „Regionalität“ deshalb schon ein Megatrend ist, sei dahingestellt. Schließlich mögen „kurze Wege“ für Energietransport vielleicht ein Faktor sein, für Geschmack und Zusammensetzungsqualität von Lebensmitteln nur sehr bedingt.

Mit Romantik lässt sich freilich gut Geschäfte machen, aber die wirklichen Förderer von guten Lebensmitteln sollten dem ja nun gewiss keinen Vorschub leisten. Und bevor man sich der Romantik hingibt, dass in jedem Dorf der Republik nicht nur die besten Kartoffeln, sondern auch die besten Tomaten und Apfel – auch nee die besten Bananen und Orangen – ach nee die nun nicht, also bevor man sich dieser Romantik weiter hingibt, sollte man sich einfach einmal etwas Gutes anschauen. Kartoffeln in Qualität, Bio-kontrolliert und signiert von Demeter-Bauern, die also nun wirklich diejenigen sind, die bestimmt und genau wissen, wie man als Landwirt und Kartoffelbauer solide und richtig arbeitet und dann steht da auch noch auf der Rückseite, wo die Kartoffeln genau herkommen. Aber würde allein diese Herkunftsangabe glücklicher machen oder Vertrauen verdienen? Deutlich weniger.

Auch der deutsche Schwesterverband von Demeter, Bioland denkt immer mehr darüber nach, herauszustellen, dass er ja neben der Bioqualität als fast ausschließlich deutscher Verband ( man hat auch eine noch eine Anzahl Mitglieder in deutschsprachigen Gebieten ) auch automatische die Herkunft aus konkreten Regionen bestätigt. So herum macht Regionalität Sinn: Erst wird die Qualität attestiert und dann auch die Herkunft. Herkunft allein ist weder ein Qualitätsbeweis noch sonst ein Vorzug.

Zu wichtigen Lebensmittelmessen ist neben dem Themen Nachhaltigkeit „Regionalität“ immer ein guter Aufhänger, sich ins Gespräch zu bringen.  So ließ das Verbraucherschutzministerium zur Grünen Woche melden: „Wir erleben in Deutschland eine Renaissance des Regionalen. Es gibt viele erfolgreiche Anbieter, die ihre regional erzeugten Produkte mit großem Engagement bewerben. Bisher kann der Kunde aber leider nicht immer erkennen, ob drin ist, was draufsteht. Deshalb werde ich mit den Regionalanbietern an einer besseren Regionalkennzeichnung arbeiten“, erklärte Aigner auf der Grünen Woche. „Das Vertrauen der Kunden zu haben, ist ein entscheidender Faktor für die vielen erfolgreichen Vermarkter aus der Region. Beide Seiten eint das Interesse an einer verlässlichen, transparenten Kennzeichnung.“

Nach einer Emnid-Umfrage im Auftrag des Bundesverbraucherministeriums achtet die Hälfte aller Verbraucher beim Einkauf auf Lebensmittel aus der Region. 79 Prozent der befragten Verbraucher wären danach bereit, mehr Geld für regionale Lebensmittel auszugeben. Doch nicht einmal jeder Fünfte fühlt sich über die Herkunft regionaler Lebensmittel verlässlich informiert, so das Ergebnis der Umfrage.

„Was wir brauchen, sind klare Kriterien für eine aussagekräftige und verlässliche Regionalkennzeichnung in Deutschland“, erklärte Bundesministerin Aigner. Verbraucher müssten beim Blick auf die Verpackung erkennen können, warum ein Hersteller sein Produkt „regional“ nennt. Das fängt bei der Frage an: Was ist eine Region? Wo beginnt sie, wo endet sie?  Zudem möchten Verbraucher vor allem wissen, woher die Hauptzutaten stammen. „Wir wollen kein eigenes neues Siegel etablieren, sondern Klarheit darüber schaffen, wie viel Regionalität tatsächlich hinter den regionalen Kennzeichnungen steckt, wie die Bedingungen aussehen, unter denen ein Produkt erzeugt wurde. Mehr Transparenz und mehr Klarheit – das ist nicht nur ein Anliegen der Verbraucher, sondern vieler Regionalvermarkter. Regionale Produkte sind ein Zukunftsmarkt – langfristig werden sie aber nur Erfolg haben, wenn sie das Vertrauen der Verbraucher finden“, sagte Aigner.

Das Konzept des BMELV zur Regionalkennzeichnung für Lebensmittel

In den vergangenen Monaten hat das Bundesministerium verschiedene Wege und Modelle eingehend prüfen lassen. Beauftragt worden mit der Entwicklung von Kriterien für eine bundesweite Regionalkennzeichnung war das Forschungsinstitut für biologischen Landbau zusammen mit der Initiative „MGH Gutes aus Hessen GmbH“. In der Untersuchung wird ein Überblick über bestehende Regionalkennzeichnungen der Länder, des Lebensmitteleinzelhandels und der Regionalinitiativen erarbeitet, um auf dieser Basis Kriterien für eine bundesweite Regionalkennzeichnung zu entwickeln. Auch Verbraucherzentralen, Handel, Länder, Ökoverbände und der Bundesverband Regionalbewegung waren eingebunden.

Kern des Konzepts ist eine Regionalkennzeichnung, die den Anwendern ermöglicht, aussagekräftige Informationen auf Lebensmittelverpackungen darzustellen. Ein „Regionalfenster“ auf Lebensmitteln soll dazu der Rahmen sein: Bei zusammengesetzten Produkten kann für jede Zutat einzeln transparent gemacht werden, aus welcher Region sie zu welchem Prozentsatz stammt. Neben Aussagen zur Rohstoff-Herkunft sind auch Aussagen zum Ort der Verarbeitung möglich. Ziel ist es, in Deutschland eine klare und transparente Kennzeichnung für regionale Produkte durchzusetzen. Die Nutzung dieses freiwilligen „Regionalfensters“ wird mit einem Zertifizierungs- und Kontrollsystem verbunden sein.

Für Bio-Freunde sind „Regionalfenster“ ebenso so sinnlos wie aussagelose Zertifizierungen. Am Ende zählt für jede Region nur die Qualität, zu der sie fähig ist. Und das wäre sie auch schon heute.