Für den aufmerksamen Betrachter eine Entwicklung, die weniger am Willen der Beteiligten lag als an kartellrechtlichen Überlegungen. Von Tradition und Zuschnitt der Märkte von denen die Rede ist, eine logische Entscheidung. Konzentration bleibt der Zug der Zeit und vielleicht sind einige Newcomer im Lebensmittelgeschäft wie Veganz für eine kurze Karenzzeit noch davon ausgenommen. Und auch dem Biohandel zeigt eine solche Entwicklung die Zieldimensionen. Und wenn man die Klagen über neue Filialen von Alnatura in München hört – es gibt auch für Bio-Markmacher, die erfolgreich bleiben wollen, keine echte Alternative.

Ja, Familie Haub, wir werden ein Stück ihres Unternehmergeistes im Lebensmittelgeschäft vermissen, den frühen Einsatz für Naturschutz, die Marke Naturkind oder den fairen Handel. Aber abseits von einem kleinen Schuss Sentimentalität war diese Entwicklung ja absehbar. Die Zeit von Handelsketten mit regionalen Wurzeln und regionalen Gesichtern wie Kaisers Kaffee Geschäft ist eben abgelaufen. Aber auch das ist eine Mahnung an die Marktführer und Marktmacher, deren einstigen Stärken in den eigenen Reihen nicht zu vernachlässigen.

In der hauseigenen Pressemeldung liest sich dann so:

Mülheim an der Ruhr, den 7. Oktober 2014 – Die Unternehmensgruppe Tengelmann hat sich entschlossen, ihre Supermarkttochter Kaiser’s Tengelmann (451 Filialen, 15.958 Mitarbeitende, 1,8 Mrd. Euro Netto-Umsatz) zum 30. Juni 2015 an den EDEKA-Verbund abzugeben. Über diesen Schritt wurden heute Vormittag der Aufsichtsrat von Kaiser’s Tengelmann sowie die Beschäftigten informiert.

Bereits im Sommer 2014 hatte das Mülheimer Handelshaus bekannt gegeben, sein seit Jahren defizitäres Supermarktgeschäft einer grundlegenden Analyse zu unterziehen und verschiedene Handlungsoptionen zu prüfen. „Das Ergebnis der Analyse ist auf schmerzliche Weise eindeutig“, sagt Karl-Erivan W. Haub, Geschäftsführender und persönlich haftender Gesellschafter der Unternehmensgruppe Tengelmann. „Wir sehen leider keine Perspektive mehr, unsere Supermärkte aus eigener Kraft zu einem profitablen Unternehmen zu machen. Mit einem Marktanteil von nur 0,6 Prozent sind wir mit unseren Supermärkten zu klein, um weiterhin im Markt eine Chance zu haben.“

Lange hatte sich die Unternehmerfamilie Haub gegen einen Verkauf des Traditionsgeschäftsfeldes gesträubt und immer wieder hohe Verluste ausgeglichen. „Zu erkennen, dass der Verkauf unseres Supermarktunternehmens letztlich unausweichlich wurde, war für meine Familie und mich persönlich sehr schwer. Mit diesem Schritt können wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern immerhin eine Zukunftsperspektive bieten“, so Haub weiter.

 

Eine inhaltsreiche und interessante Aufarbeitung des Umfelds findet sich bei IMPULSE
http://www.impulse.de/unternehmen/tengelmann-verabschiedet-sich-nach-120-jahren-vom-lebensmittelhandel