Realistischerweise wies die Ministerin darauf hin, dass die Erzeugerpreise die Endverbraucherpreise nur sehr gering beeinflussen. Fast mehr Sorgen als Wetter und Ernteausfälle machen der Ministerin Rohstoffspekulationen, wie sie derzeit Kaffee, Zucker, Kakao und andere Ernährungsgrundstoffe betreffen. Genau das ist in Sachen Grundstoffsicherung und Fairer Handel ein wichtiger Punkt. Denn wenn man künftig mit dem Einkauf die Geschäfte von Spekulanten finanziert, ist das nicht Sinn der Sache.

Grundsätzlich könnten Preiserhöhungen zwar in einzelnen Segmenten wie etwa Obst oder Gemüse nicht ausgeschlossen werden. Bei Grundnahrungsmitteln lassen sie sich derzeit jedoch noch nicht rechtfertigen, so Aigner. Denn der Anteil der Erzeugererlöse der Landwirte an den Verbraucherausgaben ist bei den meisten Lebensmitteln gering – bei Brot und Backwaren beispielsweise durchschnittlich vier bis fünf Prozent.

Anlass zur Sorge geben derzeit vor allem die zunehmenden Spekulationen auf den internationalen Agrarrohstoff-Märkten. Die realen Marktdaten stehen im klaren Widerspruch zu den hohen Preisausschlägen. „Lebensmittel sind vor allem eins: Mittel zum Leben. Es ist bedenklich, wenn Kapitalanleger und Indexfonds die Rohstoffknappheit bei Lebensmitteln nutzen, um kurzfristige Gewinne zu erzielen“, sagte Aigner. Die zunehmenden Schwankungen auf den Rohstoffmärkten beeinträchtigen nicht nur das Wirtschaftswachstum, sie können vor allem für die Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern die Versorgung mit Nahrungsmitteln massiv erschweren.

„Mit den Preisschwankungen und den Fragen der Markttransparenz werden wir uns auf internationaler Ebene beschäftigen müssen“, so die Bundeslandwirtschaftsministerin. Für den Handel mit Finanzprodukten aus dem Rohstoff-Bereich sollten ebenso hohe Anforderungen gelten wie sie derzeit für andere Finanzprodukte eingefordert und umgesetzt werden, erklärte Aigner. „Die G20 müssen und werden dieses Thema anpacken. Auch auf dem Internationalen Agrarministergipfel im Januar 2011 werde ich die Preisschwankungen für Agrarerzeugnisse in den Mittelpunkt stellen. Nur mit einem gemeinsamen internationalen Vorgehen kommen wir zu Verbesserungen.“