Die Niederlande sind ein exportorientiertes Land. Das gilt nicht nur für Blumen, sondern unter anderem auch für den Lebensmittelsektor. Die Bio-Branche des Landes hat sich zu einem professionellen Partner für nationale wie internationale Unternehmen im Bereich Groß- und Einzelhandel entwickelt. Grund genug, sich vom 11. bis 14. Februar 2015 als Land des Jahres der BIOFACH zu präsentieren.
 
Der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln ist in den Niederlanden nach vorläufigen Schätzungen des Bio-Dachverbands Bionext, Zeist (NL), im Jahr 2013 auf  1,07 Mrd. EUR gestiegen. Der Zuwachs dürfte bei 6-8 % im gesamten Bio-Sektor sowie 9 % speziell im Naturkostfachhandel gelegen haben, so Bavo van den Idsert, Direktor von Bionext. In den Niederlanden selbst kommt dem Naturkostfachhandel nach dem LEH die wichtigste Bedeutung beim Absatz von Bio-Produkten zu. So wurden 2012 über konventionelle Supermarktketten 55 % des Umsatzes erzielt, der Fachhandel freute sich über 30 %. Die Außer-Haus-Verpflegung verbuchte 8 %, sonstige Verkaufskanäle wie Wochenmärkte, Hofverkäufe oder Internetverkauf 7 %. 

Holland hat eine lange Handelstradition. Dies trifft auch auf den Bio-Sektor zu. Schon früh nutzten Firmen in Seenähe den Vorteil der günstigen Schiffsverbindungen in alle Welt. Drehscheiben im Import-/Exportgeschäft sind die Häfen von Rotterdam und Amsterdam. Bekannte Hersteller wie Eosta, Tradin und Do-it versorgen bei weitem nicht nur den heimischen Markt mit Bio-Ware und -Rohstoffen aus aller Welt, sondern eigentlich ganz Europa. Besonders Eosta hat sich durch zahlreiche Nachhaltigkeits-initiativen wie Nature & More sowie Soil & More einen Namen in der Branche gemacht. Der Export niederländischer Bio-Produkte ist 2013 sogar um 10 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen. 

Insgesamt birgt der niederländische Bio-Markt viel Potenzial. So blickt auch Bionext-Direktor Bavo van den Idsert optimistisch in die Zukunft: „Immer mehr Verbraucher gehen in Naturkostgeschäften und Bio-Supermärkten einkaufen, weil es dort das breiteste Angebot an Bio-Produkten und gesundheitsorientierten Waren gibt. Auch Erzeugnisse aus heimischem Anbau erfreuen sich immer größerer Beliebtheit.“ Der niederländische Bio-Dachverband begrüßt ausdrücklich die Aktivitäten der beiden Herstellerverbände VBP (Niederlande) und Aoel (Deutschland) zur Sicherung der Qualität und zu risikobasierten Kontrollen: „Es gibt darüber hinaus eine Vielzahl von Projekten zur Qualitätsoptimierung beispielsweise durch die Einführung des Fairen Handels bei Futtermitteln, die verbesserte regionale Versorgung mit Eiweißfuttermitteln oder die Weiterentwicklung von Biodiversitäts- und Naturschutzstandards“, so van den Idsert. 

Weitere aktuelle Themen, mit denen man sich beschäftige, seien die Beschleunigung der Entwicklung von Bio-Saatgut, das Rückstands-Monitoring sowie die kontinuierliche Weiterentwicklung von Systemen zur Qualitätssicherung bei Bio-Lebensmitteln. Auch in diesem Feld verfügen die Niederlande über viel Branchen-Know-How. 

Es gibt also vieles zu entdecken, wenn im nächsten Februar jede Menge holländisches Flair einzieht in die Messehallen der BIOFACH. 2014 waren die Niederlande, die sich 2015 nach 2004 bereits zum zweiten Mal als Land des Jahres in Nürnberg präsentieren, mit 88 Ausstellern und 1.174 Besuchern auf der Weltleitmesse vertreten. 

Einer der Schwerpunkte der niederländischen Bio-Produktion ist die Käseherstellung. Der Bio-Umsatz an der gesamten Käseproduktion von 1,7 Mrd. EUR liegt bei 26 Mio. EUR. Zu den bekanntesten Bio-Käse-Exporteuren zählt die Käserei Bastiaansen westlich von s’Hertogenbosch. Sie beliefert den deutschen Fachhandel über deutsche Naturkostgroßhändler. Doch Milchprodukte in Bio-Qualität erfreuen sich auch im Inland zunehmender Beliebtheit. Der Zuwachs lag 2012 bei 11 % und erreichte einen Gesamtwert von 218 Mio. EUR. Dies entspricht einem Bio-Marktanteil von knapp 5 %. Ein sehr gutes Ergebnis, vergleicht man die Molkereiprodukte mit Fleisch und Wurstwaren. Dort liegt dieser erst bei 2,7 %. Bezogen auf den gesamten Lebensmittelsektor der Niederlande wächst der Bio-Marktanteil zwar kontinuierlich, lag jedoch 2013 mit 3,2 % noch etwas hinter den Werten von Deutschland (3,9 %) oder Spitzenreitern wie der Schweiz mit 6,9 %. 

Zu den wichtigsten Lieferanten für den Naturkosteinzelhandel gehören die drei Großhändler Udea, Natudis und Odin. Alle drei führen auch eigene Naturkostfachgeschäfte beziehungsweise verfügen über ein Franchisesystem. Die größte Dynamik im Markt entwickelt aktuell Udea. Der Großhändler konnte vergangenes Jahr ein Plus von knapp 22 % verzeichnen: Das ist ein Sprung von 74 Mio. auf 90 Mio. EUR. Udea belieferte 2013 neben EkoPlaza noch weitere 500 Naturkostläden, Drogerien, kleine Nahversorger auf dem Land und Restaurants, jedoch keine konventionellen Supermarktketten. Inhaber von Udea sind Erik Does und Erik-Jan van den Brink. Seit 1995 arbeiten beide zusammen, 1999 fusionierten sie die beiden Großhandelslager im 40.000 Einwohner zählenden Städtchen Veghel. Etwa die Hälfte der 67 EkoPlaza-Läden, die zusammen 100 Mio. EUR umsetzen, gehören Udea, dem Großhändler mit Sitz im südholländischen Veghel, zwischen s’Hertogenbosch und Eindhoven. In der verkehrsgünstig gelegenen Stadt sind die Lager verschiedener Lebensmittelketten angesiedelt. Neue Läden wird es dieses Jahr in Capelle a/d Ijssel, Haarlem, Leidschendam und Den Haag geben. Weitere sieben Verkaufsstätten werden vergrößert. 

Natudis mit Sitz in Harderwijk in der Provinz Gelderland, verfügt mit Natuurwinkel über ein eigenes Franchisekonzept, Odin baut mit Estafette ebenfalls eine eigene Kette auf. Die drei Großhändler Udea, Natudis und Odin stellen zusammen aktuell 115 der insgesamt 365 Naturkost-Fachgeschäfte und Reformhäuser in den Niederlanden, also ein knappes Drittel. Der Großhändler Natudis, der inzwischen zum niederländischen Wessanen-Konzern gehört, liefert rund 9.000 Artikel an 500 Naturkostfachgeschäfte in den Niederlanden und Belgien. 30 Natuurwinkel-Geschäfte sind über das Franchisekonzept an den Großhändler in Harderwijk gebunden. Vor einigen Jahren waren es rund 30 Geschäfte mehr, die jedoch inzwischen überwiegend zu EkoPlaza gewechselt sind. 

Der Naturkostgroßhändler Odin mit Sitz in Geldermalsen setzt bevorzugt auf Demeter-Ware. Zur Verbesserung des Absatzes hat er als letzter der Großhändler auf die Entwicklung einer eigenen Absatzschiene gesetzt. Derzeit gibt es 18 Läden unter dem Namen Estafette. Odin wurde bereits vor einem Jahrzehnt über die Grenzen der Niederlande hinaus mit einem über 30.000 Haushalte beliefernden überaus erfolgreichen Gemüseabo-Lieferdienst bekannt.