Die Erntesituation in Deutschland bringt es mit sich, dass Obst- vor allem die populären Äpfel – , Gemüse und Kartoffeln in diesem Jahr dank geringerer Ernten teurer bleiben. Für Teile des Marktes hat das Konsequenzen. Und natürlich wird in Bio-Lebensmitteln inzwischen vielfach erfolgreich mit günstigen Eigenmarken gearbeitet. Aber gerade in diesem Bereich werden die wirklichen Trends durch die Marken gesetzt.

Für den allgemeinen Lebensmittelmarkt stellt Nielsen fest: Die ohnehin preissensiblen deutschen Konsumenten greifen beim Essen deutlich häufiger als im Vorjahr zu Sonderangeboten und reduzierter Ware. Vor allem bei frischen Produkten wie Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse sparen die Deutschen. Außerdem legen sie immer häufiger die in der Regel günstigeren Eigenmarken der Handelsketten in den Einkaufswagen, statt die Artikel von Markenherstellern zu wählen. Hintergrund der anhaltenden Sparsamkeit: Die überwiegende Mehrheit, nämlich 82 Prozent der Konsumenten, meint, dass Lebensmittel deutlich teurer geworden seien. Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle Studie „ShopperTrends 2013“ von Nielsen, einem führenden Anbieter von Informationen zum Medien- und Konsumverhalten von Verbrauchern. Nielsen hat hierfür in mehr als 50 Ländern analysiert, wie sich Käufer verhalten und wie sich dies im Zeitverlauf ändert.

Insbesondere bei frischem Obst und Gemüse gaben 20 Prozent, bei Frischfleisch 21 Prozent und bei frischem Fisch sogar 26 Prozent der deutschen Befragten an, als Antwort auf die steigenden Lebensmittelpreise kürzer zu treten als noch im vergangenen Jahr (17, 19 bzw. 24 Prozent). Fast jeder dritte Konsument legt bei Bier, Wein und Spirituosen nur noch das Nötigste in den Einkaufswagen. Ebenfalls jeder dritte Deutsche sucht nach preisreduzierten Waren und nutzt Coupons. Ingo Schier, Geschäftsführer von Nielsen Deutschland: „Beim Essen achten die deutschen Verbraucher zunehmend auf ihr Geld. Viele Haushalte versuchen ganz gezielt, trotz steigender Lebensmittelpreise nicht mehr auszugeben. Je nach Warengruppe kommen dabei verschiedene Sparstrategien zum Einsatz.“

 

Immer mehr Deutsche bescheinigen Eigenmarken ein Qualitätsimage

Von der Sparsamkeit der Verbraucher profitieren vor allem Eigenmarken des Handels. Etwa zwei Fünftel des Umsatzes im deutschen Lebensmitteleinzelhandel entfallen auf diese Produkte. Vor allem in der Gunst der deutschen Konsumenten haben sie erheblich zulegen können. Laut Nielsen-Studie kaufen 25 Prozent der Verbraucher mehr Eigenmarken als im Vorjahr. Das liegt nicht nur am günstigeren Preis. Wichtigstes Kriterium für den Griff zur günstigen Eigenmarke ist die Qualität. 61 Prozent der Befragten – und damit fast zehn Prozent mehr als im Vorjahr – geben an, dass die Qualität der Handelsmarken vergleichbar mit der von Markenprodukten sei, 24 Prozent sagen, dass diese Qualität zugenommen habe. „Offenbar findet bei vielen Konsumenten ein Umdenken statt“, so Nielsen-Chef Schier. „Eigenmarken gelten zwar schon länger nicht mehr als zweite Wahl, aber nun scheinen sie sich als echte Qualitätsalternative zu Markenprodukten zu etablieren. Diese Entwicklung ist für die Hersteller von Markenartikeln ein wichtiges Signal, da eine Positionierung über das Qualitätsversprechen allein im Wettbewerb mit den Handelsmarken nicht mehr ausreicht.“

 

Gute Atmosphäre lockt Kunden in die Läden

Die Produkte sollen bitteschön preiswert sein – aber der Supermarkt darf deswegen noch lange nicht schäbig aussehen. Auf diesen kurzen Nenner lassen sich die Vorlieben der deutschen Konsumenten bringen, wenn es um die Wahl des Lieblingssupermarktes geht. Hier punkten vor allem Märkte, die mit einer angenehmen Einkaufsatmosphäre und Service-orientiertem Personal aufwarten. Tendenziell kaufen Kunden lieber in größeren Geschäften ein, die eine umfangreiche Produktauswahl vorhalten, so dass sie mit dem Besuch eines Ladens ihre komplette Einkaufsliste abarbeiten können. Wie gut die Geschäfte erreichbar sind, spielt für die Entscheidung dagegen eher eine untergeordnete Rolle. „Im deutschen Lebensmitteleinzelhandel herrscht ein extrem scharfer Wettbewerb. Zu verstehen, dass Kunden auf der einen Seite preissensibel sind, deswegen auf der anderen aber nicht auf ein schönes Einkaufserlebnis und guten Service verzichten wollen, ist hier entscheidend“, schlussfolgert Schier.