Die ersten Dritte-Welt-Läden in Deutschland mit Kaffee aus Tansania, Tee aus Ceylon und Rohrzucker aus Südamerika entstanden in einer Zeit des optimistischen Aufbruchs ab 1968. 1971 entstand in Schwaben der erste Verein für Bio-Gemüse. Die bewußtere Beschäftigung mit Bioprodukten und Bioqualität zehn später fiel in eine Zeit der Ernüchterung und des Protests: Veränderung passiert nur im Schneckengang und noch immer beherrschte der Ost-West-Konflikt die Welt und lähmte vieles. 1978 wurde die Marke „Bioland“ eingetragen.

 Im ersten Jahr der Kanzlerschaft von Helmut Kohl verkaufte in Hessen Wolfgang Gutberlet Demeter-Brot und bezog holländische Vollwertkost von Zonnatura. Bereits ein Jahr später führte die in Sachen Naturschutz sehr aufgeschlossene Unternehmerfamilie Haub von Tengelmann die erste Bio-Eigenmarke Naturkind ein. Ein Jahr später folgte Rewe mit der Bio-Eigenmarke Füllhorn. 1984 gründete Götz Rehn den Vorläufer von Alnatura. Der Anbieter von Länderspezialitäten Rila bot damals gezielt Vollwert- und Bioprodukte aus den Niederlanden an. Der große Bio-Durchbruch kam nicht sofort. Die Lebensmittelbranche schaute gebannt nach Osten, wo sich Ende der achziger Jahre knapp 20 % zusätzliche deutsche Konsumenten und Verehrer klassischer Westmarken in der DDR anschickten ihr frei verfügbares Geld für Westwaren auszugeben. Innovationen in Sachen Lebensmittel wurde jetzt erst mal verschoben, denn dieser neue Markt konnte wunderbar mit klassischen Produkten abgeschöpft werden. Erst Ende des vorigen Jahrhunderts kam Bio im Lebensmitteleinzelhandel wieder auf die Tagesordnung. Die Hamburger Edeka bot Bio-Wertkost an. Selbständige Einzelhändler im Südwesten setzten ebenfalls auf diese Karte.

Nachdem Renate Künast als Ministerin die deutsche Umsetzung eines EU-Biosiegels eingeführt hatte, machte diese plakative Ausflaggung ihren Weg in allen Vertriebskanälen des Lebensmittelhandels. Bald bedienten sich auch die Discounter dieser Qualitätsmarke und gewannen ihr Terrain mit Bio-Eckartikeln wie Bio-Karotten, Bio-Bananen und Bio-Eiern, von denen sie bis heute Verkaufsanteile von deutlich über 50% des Marktes absetzen.

 Wer einige Stationen der hier skizzierten Entwicklung nachlesen und nachvollziehen will, der findet ausführlichere Schilderungen exklusiv in der gedruckten Mai/Juni Ausgabe von „Ein Herz für Bio“