Aber es gibt eine Reihe interessanter Ergebnisse: Die Haushalte in Deutschland gaben im ersten Halbjahr 2018 rund 4,3 % mehr Geld für Bio- Lebensmittel und -Getränke aus. Dabei gewannen vor allem die SB-Warenhäuser, die Discounter und auch die Drogeriemärkte. Rückläufig entwickelten sich dagegen die Hofläden und auch die restlichen Kanäle.

Die Discounter und SB-Warenhäuser weiten ihr Bio-Sortiment aus und machen dem Naturkostfachhandel und den sonstigen Einkaufsstätten so immer mehr Konkurrenz, was an den Umsätzen dieser Einkaufsstät- ten schon deutlich spürbar ist. Bio-Mehl und -Butter waren im ersten Halbjahr 2018 insgesamt die erfolgreichsten Produktgruppen, letztere allerdings preisgetrieben. Für Bio-Obst und -Gemüse lief es dagegen weniger gut als in den vergangenen Jahren, so waren bei vielen Kulturen die Erntemengen kleiner, die Preise aber stabil.

Vollsortimenter punkten mit hochpreisigen Bio-Produkten

Wie schon im Vorjahr haben die Vollsortimenter das größte Umsatzplus unter den Einkaufsstätten zu ver- zeichnen, wenn es auch mit 6,7 % nicht ganz so hoch ausfällt wie im 1. Halbjahr 2017. Der gestiegene Umsatz ergibt sich hauptsächlich durch den Verkauf höherwertiger Bio-Ware teilweise auch durch Preiserhöhungen. Die eingekaufte Menge ist bei den Vollsortimentern mit 3,7 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum in kleinerem Umfang gewachsen. In diese Betrachtung fließen aber nur frische Warengruppen und ausgewählte Verarbeitungsprodukte ein. Das sind: Fleisch, Fleischwaren, Geflügel, Eier, Obst, Gemüse, Kartof- feln, Käse, Brot, Backwaren, Milch, Joghurt, Sojadrinks, Mehl, Milchgetränke, Quark, Butter, Speiseöl u.a. Diese Produkte machten 2016 gut 60 % des Marktes aus.

Deutlich dazugewonnen haben auch die Discounter. Mit einem Mengenzuwachs von 6,1 %, wurde ein Umsatzplus von 5,7 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum generiert. Das liegt hauptsächlich an der Ausweitung ihrer Bio-Sortimente.

Naturkosthandel legt weiter zu, oder doch nicht?

Über den Naturkosthandel liegen unterschiedliche Daten vor. Großhändler und Einzelhändler freuen sich wieder über ein Wachstum nach 2 Jahren mit Stagnation. So misst das Umsatzbarometer von Klaus Braun ein Umsatzplus von 7,5 %. Und darin sind Umsätze aus neuen Geschäften nicht einmal berücksichtigt, da die flächenbereinigten Daten nur gleiche Flächen miteinander vergleichen. Auch das Handelspanel BioVista weist ein Umsatzplus von 3,9 % auf bestehender Fläche und von 7,9 % mit neuen Flächen aus. Das Fach- handelsbarometer der WobKom – veröffentlicht in der BIOwelt – sieht im ersten Halbjahr ein Wachstum von 4 %, bei einem stagnierenden zweiten Quartal. Auch das Umsatzbarometer des BNN, welches die Bio-Großhandelsumsätze misst, weist ein Wachstum von 6,1 % im ersten Halbjahr aus. Dort enthalten sind neben den Umsätzen im Naturkosthandel auch Verkäufe an Außer-Haus-Verpfleger und einzelne Filialen des LEH. Mit einem Wachstum zwischen 4 und knapp 8 % weisen diese Panels nach Zeiten der Stagnation wieder ein deutliches Wachstum für den Naturkosthandel aus, was sich auch mit Aussagen der Branche deckt. Demnach kommen wieder mehr Kunden in die Läden (zurück). Die Läden beobachten mehr Kaufakte, während die Bongröße unverändert bleibt.

Laut GfK-Haushaltspanel gehen die Umsätze über alle Bio-Lebensmittel und -Getränke leicht zurück. Die Bio-Supermärkte zeigen sogar deutliches Wachstum, während der Umsatzrückgang vor allem aus den kleineren Bio-Läden kommt. Der Rückgang betrifft laut GfK insbesondere die Frische-Produkte, während die Trockenprodukte eher Wachstum generieren. Dabei sollte die Frische ein Aushängeschild des Naturkost- handels sein und ist es in vielen Fällen auch. Teilweise aber spüren die Naturkostläden die Konkurrenz der Vollsortimenter deutlich, die den Bioläden insbesondere in der Frischelogistik teils weit voraus sind. Dafür kann der Naturkosthandel im Trockensortiment punkten, denn hier ist er Vollsortimenter und Spezialist, wäh- rend im LEH häufig ein zusammengewürfeltes Sortiment aus Handelsmarken und In-Produkten zu finden ist.

Trotz leicht höherer Preise, sinkt der Umsatz mit Bio-Produkten auch in den sonstigen Einkaufsstätten. Dazu zählen Hofläden, Wochenmärkte, aber auch Bäcker, Metzger und Versandhandel. Diese Einkaufsstätten sollten vom aktuell anhaltenden Trend, möglichst regional einzukaufen und wissen zu wollen wo die Lebens- mittel herkommen, eigentlich profitieren. Laut GfK-Analyse des GfK-Haushaltspanels war das im ersten Halbjahr 2018 aber nicht der Fall. Hatten sie im vergangenen Jahr noch ein Umsatzwachstum zu verzeichnen, so verlieren sie in diesem ersten Halbjahr 2018 rund 4,5 %. Das mag hauptsächlich am größeren Bio- Angebot in den Supermärkten liegen, hierauf greifen die Verbraucher gerne zurück um sich den Weg in ein weiteres Geschäft oder auf den Wochenmarkt zu sparen.

Bio-Mehl ist die erfolgreichste Produktgruppe im 1. Halbjahr

Im vergangenen Jahr war Bio-Mehl noch das Schlusslicht der Produktgruppen, erst 2018 haben verschiedene Handels- ketten mit Bio-Mehl ihr Sortiment erwei- tert. Mit 18,5 % Umsatzwachstum war es die erfolgreichste aller Produktgruppen im ersten Halbjahr. Dabei ist hauptsächlich das Angebot und damit auch die Nachfrage von Bio-Mehlen in den Discountern gestiegen. Aber auch im Natur- kostfachhandel und den sonstigen Einkaufsstätten wurde mehr Bio-Mehl einge- kauft. Butter und Butterzubereitungen haben trotz deutlich gesunkener Verkaufs- menge ein Umsatzplus von 15,2 % gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Wie auch bei konventioneller Butter, erreichten die Preise Ende 2017 eine Rekordhöhe. Die hohen Butterpreise dauerten noch bis ins erste Quartal 2018 an. Konsummilch, Eier und Wurst bzw. Fleischwaren bleiben konstant. Sowohl Speiseöl als auch Käse und Bio-Geflügel sind im ersten Halbjahr 2018 deutlich günstiger gewesen als im Vorjahr, daher gab es hier trotz gestiegener Absatzmengen kaum Zuwächse beim Umsatz. Beim Käse kommen Neulistungen im Preiseinstiegssegment verschiedener Discounter dazu.

Auslistungen und schlechte Ernte drücken Umsätze bei Bio-Obst

Wenig positiv war die Entwicklung bei Bio-Obst und -Gemüse. Beide Produktgruppen haben mengenbedingt an Umsatz verloren, Obst deutlicher als Gemüse. Den größten Anteil am Mengenrückgang bei Bio-Obst ge- genüber dem Vorjahr haben im 1. Halbjahr 2018 Kiwis (-43 %) und Zitronen (-28 %) gehabt. Auch Äpfel
(- 22 %) wurden deutlich weniger eingekauft, was durch die extrem kleine Ernte im vergangenen Jahr und das dadurch sehr eingeschränkte Angebot an heimischen Äpfeln zu erklären ist. Bei Kiwis und Zitronen kommt der Rückgang durch Auslistungen, vor allem bei Penny und Aldi zustande, aber auch im Naturkost- fachhandel wurde 16,7 % weniger Bio-Obst eingekauft. Nur Weintrauben und Erdbeeren konnten im ersten Halbjahr positive Umsätze generieren.

Beim Gemüse ist der Rückgang nicht ganz so stark und hauptsächlich bedingt durch Mengenrückgänge bei Kopfsalat (-28 %), Bleichspargel (-18 %) und Möhren (-11 %). Das Möhrenangebot aus Importen war im Mai und Juni deutlich kleiner als geplant. Auch hieran sind Auslistungen bei Penny beteiligt, aber auch im Naturkosthandel und den sonstigen Einkaufsstätten wurde weniger Bio-Gemüse nachgefragt als im Vorjahr.

Bei den Kartoffeln ist der zweistellige Rückgang beim Umsatz wenig überraschend. Aufgrund extremer Nässe zur Erntezeit im vergangenen Jahr waren die Qualitäten schwierig und die Preise niedrig, trotzdem wurden mehr Bio-Kartoffeln nachgefragt als im Vorjahreszeitraum. Die Verbraucherpreise lagen wie die Erzeugerpreise auch deutlich unter der vorherigen Saison. (Tanja Nusch und Diana Schaack)