Wenn man sich – wie ich – nun schon fünfzig Jahre im Geist von Bioprodukten ernährt, dann bekommt man natürlich oft – und vor allem in den klassischen Lebensmittelkreisen, die mit ständigen Moden und Innovationen lebt –  die berühmte Frage gestellt: „Und was kommt nach Bio?“

Neulich habe ich selbst die Frage bei den „Sourcing Trends“ aufgegriffen und zugespitzt: „Wenn überhaupt, dann kommt nach Bio das Pflanzliche.“  Das muss man erläutern. Schließlich kam Bio damals von dem Gedanken von Vollwerternährung und pflanzlicher Kost: Mit Vollreis, Vollkornnudeln, geschrotetem Getreide, Grünkernbratlingen, Getreidegerichten und natürlich Vollkornbrot. Das Defizit dies Ansatzes: Vieles schmeckte nicht – aber die Grundgedanken und die immer weiter ausgefeilte Idee des Bioanbaus waren richtig.

Und heute?

An der Richtigkeit des Bioanbaus gibt es nach wie vor keinen Zweifel. Die Rückverfolgbarkeit und Transparenz in Anbau und Produktion möchte niemand mehr missen, das täte allen Produkten, die wir essen mehr als gut. Aber die Entwicklung von Pflanzenprodukten, die schmecken, die satt machen und die noch dazu ihre Zutatenliste getrost offen zeigen können – das ist die neue Herausforderung.

Bio ist gelernt und richtig – aber wir müssen heute weitergehen und die Herausforderung einer breit angelegten pflanzlichen Ernährung annehmen. Dazu gehört eine breite Palette von Gemüse, Hülsenfrüchten und insgesamt pflanzlichen Angeboten. Aber diese Angebote erschließen sich immer weniger aus sich selbst. Da helfen auch nicht allein Unmengen an Rezepten und Hinweisen auf die Gesundheitswirkung dieser Ernährung. Das gibt es inzwischen fast überall.

Das Thema muss den Menschen leicht gemacht werden. Für die jungen Erwachsenen und Familien wird eine Vielzahl von Halbfertig- und Angeboten in guter Qualität benötigt, dass solche Ideen leicht in den Alltag integriert werden können – also Produkte, die schnell und sicher in der Anwendung überzeugen. Ein sehr wichtiges Lernfeld für die Zukunft sind Kindergartenessen, Schul-und Unimensen, und letztlich alle Formen von Kantinen und auch die Gastronomie. Da schlägt sehr oft die alte deutsche Sparkrankheit zu: Wer gutes Essen für Kinder und Jugendliche in den Kantinen will, muss auch das Geld dafür ausgeben. Und das gilt dann auch für den privaten Restaurantbesuch.

Und genau aus dieser falschen Sparwut gibt es heute noch immer so viel Angebote mit den günstigsten Zutaten, wie Soja, Aromen, Kleisterbindung und alle Formen der Vortäuschung. Da wird Bio gebraucht, aber eben auch überraschend leckere und neue Pflanzenideen, die schmecken. Bio ist schon gut gelernt, aber lecker pflanzlich und das ansteckend und einfach, da könnte noch viel dazukommen.