Wir wollen nüchtern sein: Sehr oft in den vergangenen Jahren, wenn es Probleme mit Bio-Futtermitteln gab, kamen die Ursachen nach der Recherche am Ende aus der Ukraine. Das Ganze kam dann noch einmal hoch, nachdem dem aus der Türkei stammenden Zertifizierer ETKO die Zulassung zur Bio-Zertifizierung entzogen wurde.

 Das ist die erste Frage: Warum spielt die Ukraine gerade im Biomarkt eine Rolle?

Deutschland und Frankreich haben je rund eine Million ha Bioanbaufläche, die Ukraine zur Zeit theoretisch vielleicht etwa 400 000 ha und noch dazu das Probleme, dass ja viele dieser Flächen dank der entzogenen Zulassung erst einmal sich nach einer neuen Zertifizierung umschauen mussten.  Allerdings muss man feststellen, dass das Potential der Ukraine im Vergleich zu Zentral-Europa unvergleichlich hoch ist: Von 82 Mio ha Ackerfläche werden bislang nur etwa 49 Mio ha genutzt. Hinzu kommt, dass es von alters her in der Ukraine Flächen mit einer Bodenqualität findet, die man sonst nicht findet. Also sehr gute Voraussetzungen für agrarische Projekte.

Dieses Potential wurde allerdings in der Vergangenheit nicht in dem Maße genutzt, wie man es hätte können. Bislang liegt der Anbauschwerpunkt bei Getreide im Biobereich auf Weizen, Dinkel und Gerste. Wesentlich Kulturen dazu sind noch Mais, Sonnenblumen und Raps. Alles sieht nach großflächigen Anbaukonzepten aus. Angesichts der steigenden Nachfrage nach Biorohstoffen in Mitteleuropa tummelten sich auf diesem Feld in den Anfängen vor allem Zwischenhändler, deren Dienst für den Biomarkt getrost als zweifelhaft angesehen werden darf. Das beste für Biorohstoffe aus der Ukraine ist wohl, wenn sie auf möglichst direktem Wege von Anbauern zu den Abnehmern in Mitteleuropa kommen, natürlich mit Kontakt- und Mittelsmenschen, die Bündelung und Export organisieren, aber möglichst solchen, die selbst an Klarheit und Transparenz in der Lieferkette wirklich interessiert sind. Das allein ist die Basis für stabile Beziehungen.

Was freilich bemerkenswert ist, ist die Tatsache, dass es inzwischen auch in der Ukraine selbst neben den seriösen und bereits länger im Biomarkt bekannten Anbietern auch Anbauer gibt, die nach einem neuen Biokonzept handeln. So entstand erst vor einem guten halben Jahr in der Zentralukraine die erste ukrainische Agrar-Genossenschaft, in der sich bereits nach kurzer Zeit schon rund 2400 bäuerliche Familien aus 150 Orten mit steigender Tendenz zusammengeschlossen haben. Ziel dieser Genossenschaft ist es, die kleinen bäuerlichen Einheiten bei Anbau und Vermarktung auch vieler Biokulturen zu unterstützen. Das reicht wirklich vom Saatgut über einen den kleineren Einheiten angepassten Maschinenpark bis zu Abnahmevereinbarungen und der Vermarktung. Damit erschöpft sich die Absicht dieser Genossenschaft noch lange nicht. Zum anderen kümmert sie auch um die sozialen Belange und die Absicherung der beteiligten Familien. Was allerdings besonders bemerkenswert ist: Man verfolgt für die eigene Region eine äußerst zukunftsweisende Umweltcharta, mit der man die eigene Region zum grünen Herz der Ukraine entwickeln will. Dazu zählt neben Recycling- und Kompostierungsprogrammen auch der Einstieg in die Elektromobilität in der Landwirtschaft. In dieser an natürlichen Quellen reichen Region spielt dieser Aspekt eine wichtige Rolle. Mehr dazu in einer kleinen Präsentation

http://prezi.com/jn1olxvna7mn/?utm_campaign=share&utm_medium=copy&rc=ex0share

Dieses Beispiel und andere aktuelle einzelne Ansätze von Anbauern zeigen, dass es in der Ukraine eine ganze Menge positiver Ansätze für einen vertrauenswürdigen Bioanbau gibt, der freilich in den ersten Jahren sicherlich durch eine gute Begleitung von Zertifizierern, erfahren Agrarpraktikern und der Transparenz verpflichteten Unterstützern im Vertrieb sich sicherlich weiter entwickeln lässt.

http://www.ein-herz-fuer-bio.org/produktliste/thema-bio-rohware

Die Diskussion darüber wird sicher bei dem besagten Trendsymposion in Hamburg allen Interessierten weitere Einblicke geben.