Trotz der stetigen Ausweitung des Bioanbaus geht die Schere zwischen Ernteertrag und Nachfrage eher weiter auseinander. In einer Saison wie 2016/17 werden selbst deutsche Bioklassiker wie Kartoffeln, Karotten und Roggen irgendwann knapp, weil die Ernten weit schlechter ausfielen als gedacht. Rein statistisch lassen sich die Rohwarenfragen sowieso nicht beantworten – die Zahl der potentiell beeinflussenden Faktoren für diesen Markt ist zu hoch. Die steigende Bionachfrage in den USA, die wachsende Entwicklung der Schwellenländer, die Konkurrenz bei allen ölhaltigen Lebensmitteln zwischen Viehfutter, Lebensmittel und nachwachsender Energie, die Verlässlichkeit oder Unzuverlässigkeit von Marktteilnehmern.

Die Unsicherheit der Bedarfsdeckung gilt vor allem für die Massenguter im Biobereich wie zum Beispiel für Weizen, Hafer oder Sonnenblumenkerne. Randbereich wie Kirchererbsen bekommen Beschaffungsprobleme, sobald die Nachfrage erkennbar anzieht. Dankbarer sind da im Moment noch neue Felder wie Chia oder Quinoa. Da ist die Beschaffung noch längst nicht am Ende der Fahnenstange.

Die Kernbereiche des Trockensortiments werden weiter im Focus stehen, weil der populärer werdende Wunsch nach veganer Ernährung die Nachfrage anheizt. Einen stetigen Wachstumsbereich bilden die besonders proteinhaltigen Ernährungsbestandteile einerseits und andererseits neue nicht-glutenhaltige Getreideersatzprodukte. Neben dem Trend zur veganen Ernährung gibt es weiterhin einen Trend zur glutenarmen Ernährung, weil diese nach der Erfahrung vieler Menschen verträglich ist. Solche Trends werden sich in Zukunft noch verstärken.

 Die wesentliche Rahmenbedingung für das Anhalten solcher Nachfragetrends ist freilich die wirtschaftliche Entwicklung: Der große Treiber der Lebensmittelentwicklung in Mitteleuropa  ist im Moment der Wunsch nach immer besserer Ernährung. In weltweiter Perspektive betrachtet muss man jedoch den Verzicht auf Palmöl und als minderwertig empfundene Süssungen als Luxusprobleme betrachten. Angesichts eine starken wirtschaftlichen Einbruchs können sich derartige Entwicklungen zur selektiven Nachfrage nach Lebensmitteln sehr schnell umkehren.

 Der steigende Qualitätsanspruch zeigt sich gerade bei den frischen Lebensmitteln, vor allem Obst und Gemüse. Die Frische stellt für die Bioentwicklung den großen Motor und repräsentiert gut die Hälfte aller Umsätze. In diesem Bereich saugt gerade der deutsche Biomarkt viel über dem Import aus dem übrigen Europa auf. Trotz aller Wünsche nach regionaler Ware lassen sich die allermeisten Bedarfe eben nicht aus der nationalen Produktion decken.

In der geschilderten Lage lassen sich weder künftige Rohwarenpreise noch mögliche Verknappungen genau vorhersagen. Allerdings ist völlig klar, dass all die Firmen, die in vereinbarten Wertschöpfungsketten vom Anbau bis zur Produktion und Vermarktung verfolgen, auf dem zielführendsten Weg sind.  Aus diesem Grund sind Foren der Kooperation zwischen Anbauer und Verarbeitern und Vermarktern wie bei den Sourcing-Trends ein guter Ansatz. Denn gerade auch die ständige Verschiebung der Ausgangssituation für die Rohstoffbeschaffung macht einen solchen regelmäßigen Austausch mehr als nötig und wertvoll.