Wenn man den Fortschritt der Biobranche 2009 darstellen will, muss man mit Bruchteilen von Prozenten auskommen: 0,6 % im Umsatzwert, 0,9 % im Volumen. Das ist nichts gegenüber den bislang gewohnten zweistelligen Zuwachsraten. Diese gingen allerdings in der Vergangenheit nicht auf das Wachstum pro Produkt, sondern vor allem auf ständige Neulistungen und Sortimentsausweitungen zurück. In Zukunft muss sich das Wachstum aus Mehrumsätzen pro Produkt erweisen. Alle noch vorhandenen Wachstumsansätze und Statistiken trösten wenig: Senf, Sauerkonserven und Rotwein in Bioqualität legten tolle Zuwachskurven hin -aber ausgehend von welcher geringen Basis…

Frau Arndt-Rausch von The Nielsen Company vergleicht an solchen Stellen gerne die Erwartungen der Käufer an Nachhaltigkeit, Gesundheit und Fairen Handel mit der Biorealität und sagen die Kunden dann gerne, dass die reine Bioquilität für sie heute nicht mehr all das ausdrückt, was sie sich wünschen: nachhaltige Firmen mit nachhaltigen Produkten, den konkreten Bezug der Produkte zur Natur und Gesundheit und eine überzeugende Darstellungdes praktizierten fairen Handels.

Genau an dieser Stelle treffen sich aktuell deutsche und französische Biofreunde. Die Direktorin der Bioagentur aus Paris, Elisabeth Mercier weiss zu berichten, dass exakt die ethische Qualität heute die französischen Kunden mehr noch zu Bioprodukten zieht als der Wunsch nach gesunder Ernährung. Was viele Franzosen von Bioprodukten in Frankreich abhält ist der derzeit noch sehr hohe Preis. Und oft genug ist Franzosen noch nicht eindrücklich klar, warum Bioprodukte für sie die bessere Alternative sind. Schließlich gönnt man sich in Frankreich ja generell hohe Qualität. Und das drückt sich auch wieder bei Bio aus. Dort gibt es inzwischen ein breites und hochwertiges Produktspektrum und eben nicht nur einige Kernartikel in Bioqualität. Und die Kunden kaufen Bio sowhl im Großflächenmarkt, den sie in der Regel am häufigsten besuchen, aber auch auf Wochenmärkten, bei Herstellern direkt oder in Spezialgeschäften vom Biomarkt, über den Fleischer und Bäcker bis hin zum Tiefkühlmakrt, den man in Deutschland überhaupt nicht kennt.