Wenn man diese Zielgruppe LOHAS nennt, dann ist das in der Realität nichts weiter als eine wirklich rein technische Beschreibung. Man könnte genauso sagen: Die Biokäufer sind die Biokäufer. Wir schauen uns dazu ein spezielles Milieu in Hamburg an: die Stadtteile Ottensen und Altona. Gleich neben dem Altonaer Bahnhof ist Mercado inzwischen viel Bio eingezogen. Ursprünglich gab es in unmittelbarer Nachbarschaft den Plan eines reinen Bio-Centers. Der scheiterte Mitte bis Ende der Neunziger Jahre an der Uneinigkeit der regionalen Bio-Player. Was beabachten wir heute: Auf dem Ottenser Biomarkt auf dem Spritzenplatz ist alles, was in Bio Rang und Namen hat, zweimal wöchentlich auf dem Biomarkt vertreten. Der Markt findet faktisch kaum ein normales Ende, weil die Nachfrage deutlich spürbar ist,
Nebenan im Mercado findet sich auf dessen Rückseite ein Alnatura Biomarkt, im Center ein wohl-sortiertes Reformhaus Engelhardt mit bio- und veganen Spezialitäten und ein Edeka-Aktivmarkt mit Bio und Feinkost für eine zahlungskräftige Kundschaft, die das Mercado wohl insgesamt eher ansteuert. Auch hier Bio im Angebot, aber in krauser Mischung und ehrlich, man versteht nicht, wer mit diesem Angebot seinen Allatg bestreiten soll.
Es jetzt die Tausend-Dollar-Frage: Wer sollen denn diese LOHAS sein? Die „Zöpfchenträger“ (bildhaft für Vertreter eines alternativen Lebensstils aus einer vergangenen Generation) und Akademiker, die aus dem Markt einkaufen? Die Arrivierten, die das nicht gerade günstige Angebot im Mercado nutzen? Gute Frage. Irgendwie wäre es schön, wenn einmal alle aufeinander zugingen. Die Menschen, die den Bio-Wochenmarkt nutzt wissen wohl schon am ehesten, was sie von Bioprodukten erwarten und wie sie sich damit ernähren können. Deshalb finden sie auch nach dem offiziellen Ende der Öffnungszeiten noch immer keinen Schluss. Und die Entscheider über die LEH-Angebote: Ja, die sollten sich einmal dringend nicht nur nach Image entscheiden, sondern einmal typische Biokonsumenten fragen, was die brauchen und wünschen, statt einfach einen krausen Kompromiss von Edeka-Bio, Alnatura, Biozentrale und anderen Biomarken in die Regale zu packen. Vielleicht sollten die sich einfach nur einmal im benachbarten Biomarkt das Kernsortiment anschauen, um zu begreifen, was Bio-Konsumenten wünschen und brauchen.
Und dann kommen wir final noch einmal zu den Verbrauchern und Kunden: Weg von den Klischees. Bioverbraucher erkennt man natürlich weder an ergrauten Haaren noch an ihren Zöpfen. Auch die modernen veganen Newcomer haben ihr Recht. Vielleicht sollten wir endlich akzeptieren, dass Bio keine Frage der Gesinnung ist, sondern eine Mischung auf Erfahrung, Überzeugung und einer neuen Lebensnotwendigkeit. Der Notwendigkeit, ehrliche und transparente und für den eigenen Körper gut-tuende Lebensmittel zu essen und damit sein Leben zu gestalten.