Stellen wir es einmal etwas vereinfacht dar. Der Bioanteil am Konsum in Frankreich liegt etwa bei 5 %, der in Deutschland bei 6. In Frankreich macht der Vertrieb in den klassischen Lebensmittelketten gut 45 % des Marktes, der Fachhandel gut 40% und der Fachhandel hält sich gut mit einem breiteren, speziellen und eben manchmal auch hoch-wertigeren Angebot. Und In Deutschland? Da liegt der Umsatzanteil des Lebensmittel-einzelhandels bei deutlich über 50% und weil man unter Fachhandel immer noch mehr versteht als nur die Biomärkte rechnet man das dann auf 30 % hoch. Gucken wir uns den Hauptvertrieb im Lebensmittel-einzelhandel an, bewegt sich der Bioanteil klassischer Handelsketten zwischen 2, 4 und in allerbesten Fällen ca. 6 %. Die Ausnahme-Kette tegut weist über 20 % aus. Wie kommt Deutschland dann trotzdem auf einen derart hohen Bio-Konsum? Die Lücke schließen Drogeriemärkte mit einem deutlich höheren Umsatzanteil in Bioprodukten und sie sprechen auch genau die Kundengruppen in Deutschland an, die in Frankreich von einem Teil der modernen Bio-Fachhandelsketten bedient werden. Drogeriemärkten gelingt es  inzwischen, den Nerv bereits vorgeprägter Biokunden zu treffen. Superfoods, Proteine und andere innovative Angebote im Umfeld der Biokundschaft finden genau hier ihre Abnehmer.

Die Unterschiede im Biokonsum beider Länder liegen – wie soll es anders sein – im Konsumverhalten.

In Deutschland zieht – auch bei Bio – sehr oft der Schnäppchengedanke. Aus diesem Grund wurde etwa auch Alnatura im Biobereich erfolgreich, weil die durch diese Marke gesetzten günstigen Preise für die Basisversorgung mit Bioprodukten ebenso überzeugten wie die Discountpreise für Biokarotten, Biobananen, Bio-Tomaten, Biogurken und etwa auch Bioeier. Letztlich zeigt sich dies ähnlich bei Bio-Chia und Bio-Quinoa zu beobachten. Die Kernfrage der Bioentwicklung ist immer: Warum und in welcher Form wird Bio fürs Leben gebraucht? Die ersten Pioniere vor 40 Jahren wollten immer auch die Natur schützen mit einer angemesseneren Landwirtschaft und sie kämpften mit der Unvollkommenheit ihrer Ergebnisse. Was heute den Schwung gibt, sind vor allem Ernährungsideale: schlank, schön und gesund, deshalb sind vegan, glutenfrei, proteinreich und Superzutaten angereicherte Angebote in und noch weiter im Kommen und dies sowohl in Deutschland wie auch in Frankreich. Aber es gibt Unterschiede. In Deutschland geben Label wie die Veganblume und überdeutliche Auslobungen in den Ton an und, wenn man sich zu etwas deutlich Anspruchsvolleren verlocken lasse3n will, dann sollen die Anbieter doch auch gerne im Fernsehen die inzwischen beliebte Sendung „Höhle der Löwen“ durchlaufen. Da wissen zwar weder Investoren noch Publikum immer so ganz genau, worüber sie reden. Aber der die Show stimmt. Da fühlen viele Franzosen anders. Sie erzählen gerne noch einmal ganz genau, was Lebensmittel mit dem Menschen und seinem Körper machen, reden über Qualität und Geschmack und selbst zu bester Sendezeit im Fernsehen sagt ein kleiner Gebäckhersteller bei der derzeitigen Butterknappheit überzeugt, dass er trotz der Verdoppelung der Preise sein Produkt niemals mit einer minderwertigeren Zutat herstellen könnte. Er hätte es nie getan, der könnte es auch gar nicht und er würde es auch nie tun. Das sind Unterschiede, die sich gerade auch im Bioangebot, das ja inzwischen bei Lebensmitteln sozusagen an der vordersten Front stehen.

 Wer als deutscher Anbieter für innovative Bioprodukte eine Höhle der Löwen für Qualität und Geschmack sucht, der sollte sich durch auch auf den französischen Markt wagen, weil er dort nicht nur ein kompetentes Urteil der Kunden findet, sondern auch die Bereitschaft, das wirklich Gute zu honorieren.