„Hausgemachte Probleme“ urteilt die „ taz “ vom 3. August  – angesichts eines im Detail noch zu analysierenden Rückgangs der Bioumsätze zum Juni – und liegt mit dieser Analyse ganz sicher richtig. „Eine dieser Stärken ist es, dass die biologische Landwirtschaft klimafreundlicher als die konventionelle mit deren energieintensiven Mineraldüngern und Pestiziden ist.“

Insgesamt mahnt die „taz“ mehr Überzeugung und Glaubwürdigkeit an:“Wenn Wissenschaftler behaupten, Bio sei nicht gesünder, müssen die Biolobbyisten einfach schneller und sachgerecht kontern.“ Immer weniger kann sich die Biobranche Patzer leisten, die man ihr in Pionierzeiten vielleicht noch milde verziehen hätte. „Gleichzeitig muss die Branche wieder glaubwürdiger werden. Es ist eine Schande, dass es auch Ökoprodukte auf die Liste der Verbraucherzentrale Hamburg mit irreführend ausgezeichneten Lebensmittelimitaten geschafft haben. Da werden Citrus-Ananas-Getränke mit Bildern der Früchte beworben, doch drin ist weder Zitrone noch Ananas. Aber auf dem Etikett prangt groß das Biosiegel. Die EU-Ökoverordnung lässt das offenbar zu.“ Die „taz“ spielt hier auf die Bewertung der Verbraucherzentrale Hamburg einer REWE-Bio-Limonade an, der die Verbraucherzentrale vorwirft, sie enthielte „färbenden Gerstenmalzextrakt zur Vortäuschung des Fruchtgehaltes, sowie Milchsäure, Säureregulator (Tricalciumcitrat), d.h. Aroma statt Frucht“.

„Die meisten Kunden wünschen sich auch, dass die Biobranche in der Debatte über eine transparentere Kennzeichnung von Nährwerten mit gutem Beispiel vorangeht. Verbraucherschützer fordern das Ampelsystem – viel Zucker etwa wird mit einen roten Punkt auf der Packung gebrandmarkt. Die Biobranche könnte die Ampel einführen und sich so positiv von der konventionellen Konkurrenz abheben. Doch wie positionieren sich die Hersteller von Ökoprodukten? Sie leisten genauso Widerstand gegen die Ampel wie konventionelle Konzerne.“ Und wenn die „taz“ am Ende anmahnt, dass es unverzichtbar sei, dass Bioverkäufer im ihrem Markt auch hinter der eigenen Bioware stehen sollten und sich auskennen – dann hat sie ebensfalls Recht.

In einem zentralen Punkt allerdings hat die „taz“ nicht Recht: Sie sucht die Ursache aller Mängel im ideologischen Bereich , in der von der „taz“ behaupteten „Konventionalisierung“ des Biobereichs. Das trifft eben nur in Einzelfällen zu. In der Summe machen sich die Entwickler und Vermarkter von Bio-Produkten leider eher viel zu wenig Gedanken, welche für Verbraucher verständliche und nachvollziehbare Biovorteile sie ihrem Produkt geben und wie sie diese besser herausarbeiten. Noch immer machen sich selbst Bio-Pioniere zu wenig Gedanken über den Zucker- und Fettgehalt ihrer Bioprodukte und bei der Modernisierung der Verpackungen glaubt man auch dort, dass ein stimmungsvolles Bild ein Produktkonzept ersetzen könnte. 

Die Liste der falsch deklarierten Produkte findet sich unter der Rubrik  Lebensmittel

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