Die ursprünglich von „Der Spiegel“ verbreitete Meldung geistert auch durch die deutschen Medien. Und grundsätzlich ist das hier wiedergegebene Ansinnen nicht abwegig. Gerade im Bio-Pionierland Deutschland wird EU-Bio ja von etlichen immer noch als „Bio zweiter Klasse“ oder „Bio light“ abgewertet. Betrachtet man das Ansinnen aus der Perspektive der Landwirtschaft, so spricht einiges dafür.

Kann man sich eigentlich vorstellen, dass ein und derselbe Landwirt für einige seiner Flurstücke auf Pestizide und Kunstdünger verzichtet, für andere nicht, dass er für einen Stall mit Aufwand und Liebe frisches Futter an baut und im nächsten um die Ecke mit zugekauftem Kraftfutter arbeitet? Für Biolandwirte aus einigen kleinen Nachbarstaaten Deutschlands war diese Vorstellung bereits länger schwer teilbar. In Dänemark ist eine solche Zweigleisigkeit sogar durch nationale Vorschriften weitgehend untersagt, Und auch in Deutschland halten gerade auch alle großen Anbauverbände wie Bioland, Naturland und Demeter den geschlossenen Hofkreislauf in Bioqualität als wichtiges Element fest. 

Für Verbraucher hätten diese strengeren Vorschriften nur Vorteile: die Herkunft der Biowaren wäre sicherer, die Transparenz größer. Der Tendenz, die gerade in Deutschland in den letzten zwei, drei Jahren verstärkt wurde, nämlich innerhalb der Bioqualität zusätzliche Qualitätsklassen hervorzukehren, würde damit entgegengewirkt. Was nicht schlecht ist. Weil dadurch erst einmal die Bioqualität als Ganzes aufgewertet würde. Und außerdem würde solch höheren europaweiten Vorschriften dem Warenaustausch in Europa dienen, was ebenfalls wichtig ist. Denn wo aus aller Welt soll man in absehbarer Zeit mehr genfrei angebaute Rohwaren sicher beziehen, wenn nicht aus Europa. Ordnungspolitisch würde die Avance Sinn machen. Man wird sehen, ob diese Entwicklung sich durchsetzt