Studien, wie die vom Institut für Organischen Landbau der Universität Bonn haben es an sich, dass sie zeitlich nicht besonders aktuell sind, was aber nicht an der Qualität der beobachteten Ergebnisse zweifeln lässt: In einem hochentwickelten Land wie Deutschland kann die Versorgung im Bereich Bioprodukte nur gelingen, wenn der entsprechende Anbau entsprechend gefördert wird. Ein vergleichbares Schicksal trifft viele europäische Märkte und besonders diejenigen, die gerade unter einer schwachen Konjunktur leiden.

Deutschland ist der größte Absatzmarkt für Produkte des Ökologischen Landbaus in Europa. Das Marktvolumen steigt auch 2010 mit beachtlichen jährlichen Zuwachsraten. Der Handelsumsatz ist in den Jahren 2000 bis 2009 um etwa 180 % gestiegen. Diese Entwicklung geht zunehmend an den deutschen Erzeugern vorbei. Flächenanteil und Anzahl ökologisch bewirtschafteter Betriebe in Deutschland weisen unterproportionale Steigerungsraten auf. Von 2000 bis 2009 wuchs die ökologisch bewirtschaftete Fläche lediglich um 75%.

Die Folge:

Deutsche Bioprodukte verlieren immer mehr Marktanteile. Dies ist insbesondere beim Image prägenden Segment ‚Obst und Gemüse‘ zu verzeichnen. Egal ob Äpfel, Erdbeeren oder Tomaten – die Marktanteile sinken im untersuchten Zeitraum kontinuierlich. Auch Getreide und Futtermittel müssen zunehmend importiert werden. Für Milchprodukte und Fleisch sind keine belastbaren Angaben verfügbar. Die Wertschöpfung bei Bio-Lebensmitteln wird zu größeren Anteilen ins Ausland verlagert.

Die Gründe:

Seit dem Jahr 2005 ist in Deutschland die Förderung für den Ökologischen Landbau abgesenkt worden. Die Politik setzt hier keine Prioritäten und Anreize mehr. Schleswig-Holstein wird voraussichtlich entscheiden, keine neuen Anträge auf Förderung von Umstellung und Beibehaltung mehr zu bewilligen. Gefördert wird in diesem Bundesland daher absehbar die umfängliche Aufgabe des Ökologischen Landbaus. Insgesamt beträgt die Kürzung bei der Umstellungsförderung im Bundesdurchschnitt beim Vergleich der Jahre 2004 und 2009 gemittelt über alle Landnutzungsformen etwa 11 %. Gleichzeitig setzt die Bundesregierung auf die Exportförderung von konventionellen Erzeugnissen – etwa Milchprodukte für den Nahen Osten oder billiges Schweinefleisch für ostasiatische Länder.

Andere EU-Länder haben im Gegensatz zu Deutschland die Chancen erkannt und entwickeln mit ihrer Förderpolitik gezielt Exportstrategien für die Belieferung des deutschen Bio-Marktes. Auffällig sind die starken Zuwächse der Anbauflächen in Spanien, Schweden, Tschechien, Polen, Lettland, Litauen, Portugal und Rumänien; zumeist Länder, in denen es keinen ausgeprägten Käufermarkt für Bio-Produkte gibt.

Ein Vergleich der Umstellungsförderung in Europa platziert Deutschland im Mittelfeld; im Vergleich der Umstellungsförderung von Ackerflächen gar auf einem hinteren Rang (Rang 15). Noch ungünstiger wird die deutsche Förderbilanz, wenn man die unterschiedlichen Lohnkosten in den Ländern berücksichtigt. Da qualifizierte Landarbeiter in Deutschland etwa 10,80 €/Stunde, in Spanien hingegen nur etwa 4,44 €/Stunde bekommen, wird deutlich, dass entsprechend unterschiedliche Förderhöhen benötigt werden. 
Durch transportintensive und zugleich billigere Importe werden die vielfältigen positiven Effekte heimischer Erzeugung mit hoher Prozessqualität und regionaler Wertschöpfung nicht ausgenutzt. Gleichzeitig verursachen Exporte konventioneller Nahrungsmittel aus Deutschland und Europa in Entwicklungsländer durch Verdrängung dortiger Kleinbauern erhebliche ökonomische und soziale Schäden.

Was tun?

Die Entwicklungspotentiale des heimischen Ökologischen Landbaus müssen in Deutschland künftig umfassender genutzt werden. Ein breites Spektrum positiver Umwelt- und allgemeiner Wohlfahrtsleistungen kann auf diese Weise mit vergleichsweise geringem Mitteleinsatz erreicht werden.

  • Insbesondere Acker- und Sonderkulturflächen verlangen höhere Fördersätze. Dem unternehmerischen Risiko einer Umstellung auf Ökologischen Land- und Gartenbau steht in diesen Produktionsrichtungen eine unzureichende finanzielle Förderung gegenüber.

Um wieder in den Bereich einer dynamischen Zunahme an ökologisch bewirtschafteter landwirtschaftlicher Fläche und höherer Marktanteile zu gelangen, sollte die Förderungshöhe in den EU-weiten Spitzenbereich von Ökolandbau-Förderprämien hinein erhöht werden