Die Jahre, in denen Bio jährlich mit rund 15 %Umsatzzuwachs glänzen konnte, sind vorbei in Deutschland. Insgesamt ist für 2010 eher noch ein Zuwachs von von vielleicht einem Prozent realistisch. Mit einer ähnlichen Situation auf hohem Niveau hatten in den zurückliegenden Jahren auch schon Nachbarländer wie Dänemark oder die Schweiz zu tun und in beiden Ländern gab es nach Jahren es bescheidenen Wachstums auch wieder einen kräftigeren Boom in Sachen Biolebensmittel.

Die derzeitige Verteilung des Bioumsatzes auf Verkaufsstellen im Lebensmittelhandel in Deutschland ist nun auch keineswegs ein Grund zur Sorge. Dass hochwertige Lebensmittel wie Bioprodukte nicht in erster Linie in die Reihe der Discountangebote gehören, ist nur zu natürlich. Trotzdem wird ein nicht unwesentlicher Teil der Basisprodukte nach wie vor in Discountern umgesetzt. Und außerdem gibt es neben dem klassisichen Discount-Typ ja in jedem Format der Lebensmittelanbieter eine Preiseinstiegs-Schiene.

Außerdem gibt es genügend leistungsfähige Vertriebswege für hochwertigere Bio-Lebensmittel mit erkennbaren Mehrwerten: innerhalb der Drogeriemärkte für das Trockensortiment, für ein hochwertiges Vollsortiment stehen ausgewählte Lebensmittelmärkte und Bio-Fachmärkte, die meisten Großflächen haben ein ordentlichen Bio-Basis-Sortiment. Wer sich das Angebotsspektrum ansieht, der kann sich eigentlich nur fragen, warum die Fachgeschäfte immer noch meinen, dass sie sich vor allem durch spezielle Herstellernamen ihren Ruf sichern. Der Wettbewerb unter den Bio-Qualitätsanbietern in Deutschland dreht sich um die Frage, welche Anbieter erkennbar gute Bioqualität zu einem fairen Preis bieten – und da ersetzen Label und Namen nur sehr bedingt die bessere Qualität. Die pure Behauptung, im Bioladen bekäme man die bessere Bioqualität stimmt nur in wenigen Einzelfällen. Allerdings ist auch richtig, dass der Lebensmittelhandel auch lernen mußte, dass allein ein Biosiegel noch kein gutes Bioprodukt macht. Aber auch diese Lehre ist nicht neu. Bio ohne Engagement für einen echten Produktvorteil führt zu nichts.

Nun und da wäre dann noch Klage über die Bio-Konkurrenz aus dem Ausland: Bio-Obst und -Gemüse aus rein heimischer Herstellung gibt es einfach nach wie vor nicht genug und gerade in diesem immer noch überproportional wachsenden Marktsegment fehlt zudem die Fantasie der Anbieter für gute und interessante Bioprodukte. Wer immer behauptet, die nächsten Jahre würden schwer für Bio-Lebensmittelhersteller und Bio-Landwirte, dem sei gesagt, dass keine andere Branche wie die der Lebensmittel so sehr von den immer neuen Anstrengungen der Produzenten für neue Geschmackserlebnisse lebt. Nun, da die Bio-Lebensmittel in Deutschland mit einem Marktanteil von über drei Prozent in der Realität angekommen sind, unterliegen sie den gleichen Marktmechanismen wie andere Feinkostbereiche: Sie müssen das Interesse der verbraucher immer neu gewinnen und die eigene Qualität und den eigenen Mehrwert immer neu unter Beweis stellen.