Anläßlich des Hamburger Symposions „Sourcing Trends 2016“ wurde wieder einmal so richtig bewußt, wie dringend es eigentlich nötig ist, nicht nur die mögliche Herkunft von Rohwaren, sondern gerade die unsere Märkte betreffenden Warenströme zu kennen und zu verfolgen. Ein typisches Beispiel ist dafür Bio-Soja: Dieser Rohstoff bildet neben Hafer, Weizen und Lupine einen der klassischen Hoffnungsträger für vegetarische Fleischersatzprodukte und trägt sicherlich heute die meisten Produkte dieser Art. Nach Auslobung vieler Hersteller kommt ihr Bio-Soja aus Deutschland, aus Österreich, wenigstens aus der EU. Tatsächlich haben die Anbauflächen dafür auch vor allem in Frankreich, aber auch in Deutschland und Österreich bemerkenswert zugelegt. Aber kann der gestiegene Anbau schon den Bedarf, oder auch nur den Hauptbedarf decken? Eine ganz typische Frage… und eine, die im Einzelfall gar nicht so glatt zu beantworten ist, weil viele Verarbeiter als Grundstoff für ihre Produkte eher Soja-Granulat oder Soja-Milch verwenden. Also durchaus eine Frage.

Für viele vegetarische Drinks, aber auch für Haferflocken gibt der Bio-Hafer den Takt. Für manche großen Flockenverarbeiter kommt er aus Deutschland, aber eben auch sicher nicht für alle und nicht ausschließlich. Und dann erst die Mengen, die mit steigender Tendenz jetzt in die Produktion von Bio-Haferdrinks gehen. Die Länder, in denen Bio-Hafer angebaut werden, lassen sich da noch verhältnismäßig klar fassen, aber die Warenströme in den deutschen Markt… Die sind nicht in jeder Dimension genauso eindeutig darzustellen. Hier bleibt eine interessante Aufgabe für einen Bio-Rohwaren-Atlas, der mit sehr unterschiedlichen und parallelen Analysemethoden den Waren und ihrer Herkunft auf die Spur kommt. Bei vielen dieser Erkenntnisse hilft die Branche der Verarbeiter, Hersteller und Importeure von sich aus mit und das ist auch gut so. Schließlich hat sich gerade auch bei den „Sourcing Trends 2016“ gezeigt, dass die Fachleute aus dieser Branche in jeder Hinsicht exzellente Profis sind und weit mehr als nur Rohwarenvertreiber.

Ein Beispiel dafür, dass die Flächen für den Produktanbau längst noch nicht alles aussagen, kann man gerade in dieser Saison etwa an den Bio-Sonnenblumen und der relativ geringen Ernte wieder einmal beobachten. Profis kennen zwar die Herkunft der Ware, aber sie können deshalb noch lange nicht den Ernteausfall und die Qualität in jedem Fall voraussagen. Natürlich bieten Klima, Bodenqualität und Expertise der Anbauer wichtige Faktoren für solch eine Kultur, aber eben nicht nur. Bio-Rohwaren müssen noch eine Menge natürlicher Einflußfaktoren mit berücksichtigen, die dann die gewohnten Warenströme kräftig durcheinanderwirbeln. Gut also, einen solchen Bio-Rohwarenatlas zur einer häufig aktualisierten Einrichtung werden zu lassen. Frau Schaack stellte bereits ein paar Ansätze dazu auf dem Hamburger Symposion vor. Man darf auf die weiteren Daten und Fakten zu diesem Thema mehr als gespannt sein.