Gentechnik und Biotechnologie begannen als Hoffnungsträger. Seit über 40 Jahren werden weltweit Konzepte zur Lösung einer besseren weltweiten Ernährung diskutiert. Firmen wie Monsanto aus den USA oder Pioneer/Dupont versprechen bis heute, dass Saatgut die Ernten und Erträge von Landwirten verbessert und weniger Schädlingsbekämpfungsmittel benötigt. Laut Monsanto betrug die Anbaufläche gentechnisch veränderter Produkte in den USA 2005 bereits 49,8 Mio ha. Aber hat diese Riesenfläche irgendwo auf der Welt zur Verbesserung der Ernährungsituation beigetragen?

 Ja. Ganz sicher bei den Aktionären und Managern der Firmen, die das Saargut ve rkaufen. Weniger bis gar nicht in den Weltregionen, in denen Grundnahrungsmittel Mangelware sind. Warum? Weil die Einstandskosten für derartiges Getreide und die verknüpften Kosten für Pflanzenschutz und Düngemittel für Bauern in Togo oder Sri Lanka außerhalb jeder Vorstellung liegen. Landwirtschaftliche Megabetriebe in Brasilien oder den USA können sich eine solche Kalkulation leisten, weil sie über die entsprechenden wirtschaftlichen Mittel verfügen, die wirklich Bedürftigen hingegen nicht. Zudem wiederspricht der Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut dem Grundgedanken der Subsistenzlandwirtschaft und folglich einer Ernährungssicherung vor Ort. Hier liegt also der Haken.

 Und wie gefährlich sind gentechnisch veränderte Organismen?

 Die Antwort lautet, dass wir es immer noch nicht wirklich wissen.Vielleicht sind die gesellschaftlichen Folgen durch die Monopolisierung des gentechnisch veränderten Saatguts sogar bedeutender als die medizinisch nachweisbaren für den Menschen. Auch das weiß keiner mit Sicherheit.

Was wir aber wissen ist, dass im Jahr 2007  64% der Welt-Anbaufläche für Soja, 43% für Baumwolle, 24% für Mais und 20% für Raps mit gentechnisch veränderten Saatgut bestellt wurden. Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, bei diesen Dimensionen muss gesagt werden, dass die Menschheit längst mit genverändertem Saatgut lebt.  Umso wichtiger bleibt es folglich, die Auswirkungen für Natur und Umwelt kritisch zu verfolgen. Es steht zu befürchten, dass die generelle Sortenverarmung weiter um sich greift, dass das globale Ökosystem weiter verarmt. Auch der Mensch wird dies über kurz oder lang an der „Verarmung“ seiner Nahrung merken können. Es ist das Gebot der Stunde, sich weltweit für den Erhalt angepasster Sorten und Arten einzusetzen.

 Christian Eichert, Agrarökonom, Universität Hohenheim

PS: Als Abbildung haben wie Soja aus Österreich gewählt, angebaut von der Firma Landgarten – garantiert gentechnikfrei.