Wer gedacht hat auf dieser Messe würde Bio mehr als am Rande wahrgenommen, der hat sich geirrt. Bio spielt auf den Ständen der Aussteller in der Regel allenfalls eine untergeordnete Rolle. Top-Einkäufer bestätigen, dass die Anzahl der wirklichen Neuheiten gering sei. Immer mehr wird die Messe zu einem kulinarischen Event. Ausserdem sind diesmal noch spürbarer als zuvor wesentliche deutsche Hersteller ferngeblieben. Besonders im Tiefkühlbereich fehlen die Markenartikler.

Über diesen Umstand kann weder eine Bio-Sonderschau noch ein auf der Messe verliehener Preis an genannten Bio-Markenartikler hinwegtrösten, zumal die Ausgezeichneten selbst auf der Messe gar nicht vertreten waren.

Warum der Veranstalter dieses Preises durch den Festredner denn ausgerechnet Bio-Supermärkte zum Mass aller Dinge in Sachen Bio erklären liessen, werden die Macher der Veranstaltung (Messe Düsseldorf und Lebensmittel Praxis) ihren sonstigen Markenartiklern aus dem Lebensmitteleinzelhandel wohl auch noch zu erklären haben. Jedenfalls hattte die Preisverleihung mit den sie umgebenden Messen eher wenig zu tun. Schade auch, dass bei diesem Preis und dem dort so beliebten Reden über Biomarken in keiner Weise auf die spezifische Situation im LEH eingegangen wurde. Es ist nun doch selbstverständlich, dass Bio-Produkte im LEH sich wegen ihrer konventionellen Umgebung als Bio besonders kenntlich machen müssen. Leider bewertete der Festredner ( S. Schmidt von Bio-Konzept) die Biomarken konventioneller Hersteller überwiegend nur nach ihrem Aussehen. Dass viele dieser Darstellung nicht plausibel genug sind, mag jeder gerne einräumen, auch dass manche Produkte eine Kopie konventioneller Ware sind. Hier müssten die Markenartikler wohl wohl auch mehr für eine begleitende Kommunikation sorgen. Aber danach wird man wohl noch differenzieren müssen. Bio-Gurken müssen lediglich knackig sein und gut schmecken. Ich sehe ausser in wenigen Zutaten keinen sonstigen Differenzierungsbedarf. 

Da Bio-Produkte führender bekannter Marken seit 2007 im Lebensmitteleinzelhandel neben den Eigenmarken der Handelsketten zu den Haupt-Wachstumsträgern für Bio im LEH zählen, wäre es wünschenswert, dieses Thema in Zukunft differenzierter zu behandeln.

Dr. Klaus-Jürgen Holstein