Das Verhältnis der Deutschen zur Ernährung ändert sich: Viele kleine Indikatoren unterstreichen einen Wandel, den man freilich in seiner Gänze noch immer nicht sicher voraussagen kann. Den anhaltenden Boom nach eiweißreichen, dem Image nach gesunderen und sehr oft fleischlosen Lebensmitteln mochte vorab keiner wirklich annehmen. Einzel-Indikatoren wie der explosionsartig steigende Trend zu positiv aufgeladenen Zutaten wie Chia, Quinoa, allen möglichen Super-Foods ist ungebrochen. Was dahinter steckt, fassen die Nestle-Fachleute sehr treffend zusammen mit einigen Ihrer Trendaussagen:

„Statussymbol und Lebensstil“

„Mehr als 50 Prozent der Studienteilnehmer stellen sich eine Zukunft vor, in der eine gesunde Ernährungsweise und Ressourcenschonung kombiniert sind. Aus Rücksicht auf Tier und Natur sind 2030 zum Beispiel Produkte aus In-vitro-Fleisch oder Eiweißquellen wie Algen und Insekten denkbar. Insgesamt wird unsere Ernährung im Einklang mit unseren Werten stehen sowohl aus dem Wunsch heraus, Produkte entsprechend unseren Werten einzukaufen als auch aus der Überzeugung, dass Ernährung ein Statussymbol und Ausdruck unseres persönlichen Lebensstils ist. Essen wird zur Weltanschauung. Die Menschen in Deutschland werden sich festlegen auf verschiedene Ernährungsstile, wie Vegetarismus oder sogar einer veganen Ernährung, und sich damit identifizieren, so die Expertenmeinung. Was vorher dem Autofan der PS-starke Sportwagen oder dem Bildungsbürger die Bücherwand war, wird morgen die detaillierte Kenntnis der Vita des Rindersteaks sein.

„Gesundheit im Fokus“

„Ernährung wird zunehmend zu einer Frage der Weltanschauung. Die Verbraucher wünschen sich daher von der Lebensmittelindustrie und dem Handel Produkte und Services, die den individuellen Bedürfnissen und Wertvorstellungen entsprechend zu einer nachhaltigen und gesunden Ernährung beitragen“, sagt Gerhard Berssenbrügge, Vorstandsvorsitzender von Nestlé Deutschland.

Selbstoptimierung durch Ernährung: Auf den individuellen Bedarf abgestimmte Nahrungsmittel werden die Leistungsfähigkeit erhöhen. Die Qualität muss dabei aber stimmen, besagt das zweite Zukunftsszenario. Tatsächlich beeinflusst das Thema Gesundheit in Zukunft maßgeblich unsere Ernährung. Denn der Erhalt unserer Gesundheit wird teurer. Wir versuchen, dem mithilfe einer präventiven Ernährung zu begegnen. Zudem gehen Experten davon aus, dass das menschliche Gen im Jahr 2030 entschlüsselt sein wird. Dann kann jeder analysieren lassen und erfahren, wie hoch das persönliche Risiko für Erkrankungen ist. Die Folgen: personalisierte Produkte und individuelle Services, gefördert durch weitere technische Vernetzung. Gesundheitsarmbänder und Ernährungs-Apps, Rezeptvorschläge und Tipps werden überall üblich sein.

Leistungsfähig durch Ernährung

Selbstoptimierung ist ein Schlagwort, das ebenfalls unsere Zukunft prägen wird. Künftig könnte es eine große Auswahl an personalisierten Lebensmitteln geben, die individuell auf den persönlichen Bedarf abgestimmt sind und so die persönliche Leistung weiter steigern. Produkte, deren Zielsetzung die Leistungssteigerung ist und die damit verbundene gesundheitliche Wirkung, sind besonders für problembewusste Ältere interessant. Menschen mit knapp bemessener Zeit und Leistungsorientierung wiederum schätzen Produkte, die zudem möglichst unkompliziert verfügbar sind. Diese Gruppe folgt auch dem Trend zu Snacks, Power-Riegeln und Fertiggerichten. Diese sollen schnell zuzubereiten und ebenfalls qualitativ hochwertig sein.“

Soweit einige zusammenfassende Aussagen aus der Nestle-Zukunftsstudie. Sie bündeln Trends, die Nestle zum Teile für die Gegenwart schon sieht. Bereits heute sieht Nestle Trends, die längst in die hier umschriebene Richtung weisen:

„Anspruch an die Lebensmittelqualität steigt

An Bedeutung gewinnen auch die Herstellungskriterien. Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zeigen: Der Preis verliert als Entscheidungskriterium beim Einkauf seine vorherrschende Rolle, während das Interesse an der Qualität steigt. Dies gilt auch für Lebensmittel. Das zeigen auch die aktuellen Ergebnisse der Nestlé-Studie: Danach achteten im Jahr 2015 im Schnitt 53 Prozent der Befragten beim Lebensmitteleinkauf vor allem auf die Qualität.

Danach befragt, welche Merkmale für sie kennzeichnend für eine hohe Lebensmittelqualität sind, nennen Verbraucher am häufigsten den guten Geschmack (70 Prozent), eine hohe Lebensmittelsicherheit (63 Prozent) und einen natürlichen Geschmack, der möglichst ohne Geschmacksverstärker und ohne künstliche Aromen auskommt (55 Prozent). Doch dann folgen bereits ethische Kriterien wie eine artgerechte Tierhaltung und eine gentechnikfrei Herstellung, die für jeweils 53 Prozent der Befragten wichtige Qualitätsmerkmale sind.

Doch woran lässt sich beim Einkaufen Qualität erkennen? Die meisten Deutschen verlassen sich diesbezüglich auf die Qualitätsversprechen etablierter Marken. 71 Prozent gehen davon aus, dass die Lebensmittel bekannter Marken eine hohe Qualität haben, während 67 Prozent dies auch Handelsmarken zusprechen.

Qualität darf mehr kosten

In der aktuellen Nestlé-Studie bestätigt sich ein weiterer Trend: Immer mehr Deutsche sind bereit, für diese Eigenschaften mehr zu zahlen. 46 Prozent der Menschen in Deutschland (gegenüber 34 Prozent 2011) betonten 2015, einen höheren Preis für eine artgerechte Tierhaltung zahlen zu wollen. Ihre Ausgabebereitschaft für gentechnikfreie Lebensmittel stieg von 28 auf 38 Prozent. Deutlich mehr ausgeben würden 32 Prozent der Verbraucher heute auch für regionale Lebensmittel, 29 Prozent für Lebensmittel ohne künstliche Zusatzstoffe und 26 Prozent für Bio-Lebensmittel. Besonders beeindruckt die Entwicklung bei Lebensmitteln aus fairem Handel: Nachdem 2011 nur 16 Prozent dieser soziale Aspekt mehr Geld wert war, gilt das heute für mehr als doppelt so viele (35 Prozent).

Auch beim Kochen geht es vielen Menschen um Qualität: Das häufigste Motiv, selber zu kochen, ist der Anspruch an die Wertigkeit der Mahlzeit. Auch hier leisten Marken eine wertvolle Unterstützung: Jeder Zweite (54 Prozent) greift beim Kochen gezielt zu bestimmten Marken, damit das Ergebnis so schmeckt, wie er es sich vorstellt.

Ähnlich verhält es sich mit dem Thema Genuss. Dieses hat in den vergangenen Jahren an Relevanz für die Verbraucher zugenommen: So belohnen sich fast zwei Drittel der Bevölkerung hin und wieder mit einem guten Essen. In den Nestlé Studien  2009 und 2011 traf das nur auf 40 beziehungsweise 42 Prozent zu. 95 Prozent der Befragten in der Nestlé Studie 2016 nennen gutes Essen und Trinken zudem als ein wesentliches Kennzeichen für eine hohe Lebensqualität.“