Und für alle Schnellleser und Vorschnell-interpretierer gleich noch dieses anbei: Dies kein Angriff oder Abgesang auf „vegan“, aber ein ebenso freundliches wie entschiedenes „So bitte nicht!“ Also zurück zur Ausgangsfrage nach „wie hip?“ Stellen Sie dazu ein etwas in die Jahre gekommenes Gewerbegebiet vor und eine nach relativ kurzer Zeit wieder schnell zurückweichende überschaubare Anzahl von mit Papiertüten leicht bepackten eher älteren Alternativen. Dann kommen flankiert von ebenfalls reichlich alternativen Naturheilangeboten und Wundermitteln in die eigentliche Veggie-Ebene.

Die Angebote dort? Bekannte Namen der Bioszene, meist vertreten von Promotern, mit einem schlicht wenig erregenden Angebot: gewürzter Tofu, Tofu-Würstchen und noch mal Tofu, dazu vegetarische Brotaufstriche in größter Auswahl, nicht einmal veganer Käseersatz wird geboten, die Auswahl wirklicher Neuheiten bescheiden. Und im Vergleich zur ersten „Veggie World“ vor zwei Jahren ein gealtertes Publikum, ausgedünnt in der Anzahl und auch in der hier spürbaren Begeisterung.

So – davon bin ich fest überzeugt – tut man dem veganen Anliegen keinen wirklich guten Dienst. Das Hauptproblem: So erreicht man die wirklich interessierten Zielgruppen nicht. Wirklich interessant würden vegane Events mit Werkstatt-Charakter. Wenn interessierte Verbraucher vielleicht sogar selbst als Testkunden interessante vegane Entwicklungen vorkosten können und ganz anders eingeladen und beteiligt sind.  Schließlich sind die bereits interessierten und vor allem schon informierten Verbraucher das Potential für die noch immer nicht abgeschlossene Entwicklung des veganen Marktes. Von einem Event, dass sich hochtrabend „Veggie World“ nennt, hätte man mehr erwartet. Das würde auf jeden Fall auch Vera Veggie sagen „Das soll´s nun gewesen sein?!“ „Nicht mal ordentlicher veganer Käse, alles Käse. Wo bleiben die veganen Eier und wo dieser smarte vegane Koch, der mich neulich erst im Veggie Ecke so zauberhaft überrascht und verführt hat?“ Gut, dass sich Vera zu diesem Event erst gar nicht von Frankfurt aus aufgemacht hat. So schreibt ihr nur der Vegetarierbund, dass es eine tolle Messe in Hofheim gab.

Klaus-Jürgen Holstein