Fangen wir einmal an mit der weltweiten Flächennutzung: 63 % der Flächen, so FiBL und IFOAM sind dauerhafte Weideflächen, nur 18% werden für wechselnde Anbaukulturen genutzt, allen voran Getreide und Futterpflanzen und nur 7% für dauerhafte angelegte Plantagen, allen voran Kaffee und Oliven. Auch wenn es hier nur um den Flächenverbrauch geht, dahinter zeichnet sich das Drama fleischlastiger Ernährung ab. Schon heute wird der Löwenanteil landwirtschaftlicher Fläche dafür genutzt.

Die Hauptmärkte für Bio-Lebensmittel liegen in Nordamerika und Europa. Von der Kaufkraft haben sich diese beiden Märkte in den letzten Jahren sehr ähnlich entwickelt, was einen zu dem Schluss führt, dass der Biokonsum doch eine eher westlich abendländische Sache ist, anders als der Anbau: der verteilt sich stark auf Staaten Asiens mit 36 % der Biolandwirte, Afrika 29 % und Lateinamerika mit 16 %. Die bei weitem größte Anzahl von Biolandwirten weist das Schwellenland Indien auf, mit großem Abstand gefolgt von Uganda, Mexiko, Tansania und Äthiopien. Allein die Aufzählung legt nahe, dass hier wohl in starkem Maße auch Bio für die USA und Europa angebaut wird. Darauf verweist auch eine Zusammenstellung der hauptsächlich als fair zertifizierten Kulturen: Kaffee, Kakao, Bananen, Palmöl und Rohrzucker. Gegenüber dem Bioanteil macht der Anteil unterschiedlich als fair zertifizierter Produkte gerade einmal 10 % aus. Dies für eine Vorstellung der Proportionen. Die einigermaßen gut dokumentierten Warenflüsse von Bioartikeln und fair zertifizierten Gütern lassen erahnen, dass hinter diesen Warenströmen noch immer die alte Tatsache steckt, dass viele landwirt-schaftliche Flächen in diesen Bereichen noch immer stark zur Zulieferung und Bedarfsdeckung von Bedürfnissen in Nordamerika und Europa genutzt werden. Die Biostatistik zeigt, dass der Bioanbau in Nordamerika ziemlich gering ist, dagegen in Europa eine respektabel gesteigerte Größe erreicht hat, bei allerdings von Bedarfsdeckung nicht zu Rede sein kann.

 Allein die Darstellung dieser Basiszahlen macht deutlich, wie schwer es sein muss, diese Proportionen für eine weltweite Landwirtschaft fair und bedarfsgerecht weiterzuentwickeln. Ein nicht unwesentlicher Teil der Warenströme ist noch heute von Mustern des einstigen Kolonialismus geprägt. Eins hat sich gebessert. Die Erde ist nicht in dem Maße von Hunger aus Mangel bedroht, wie das noch vor 40 Jahren der Fall war. Allein eine Analyse der Warenströme für Kaffee, Kakao und Palmöl zeigt, dass bei solchen Kulturen die Entlohnung der am Anbau beteiligten Menschen äußerst gering ist im Vergleich zu den mit diesen Waren im Handel erzielbaren Gewinnen. Wenn man denn schon in Sachen Klima immer auf die Funktion des Regenwaldes für die Atmosphäre zu sprechen kommt, dann muss man sehen, dass durch diese Art von Handel falsche Anreize gesetzt werden. Auch wenn letztlich kein Markt dirigistisch regulierbar ist, in Sachen Landwirtschaft ist eine stabile Entwicklung nur möglich, wenn der Erlöse der vor Ort den Boden bearbeitenden Menschen auch die Kosten für die Pflege der Natur und der Basis des Anbaus deckt. Anderer Raubbau rächt sich später zum Schaden aller.