Der Verbrauchermarkt in Deutschland ist positiv gestimmt. Gesundes, leichtes und verträgliches Essen liegt nach wie vor deutlich im Trend. Daraus könnte man gerade für innovative Bioangebote etwas machen: dort gibt verträgliche Alternativen für Getreide für die, denen, das zu schwer im Magen liegt, alternativen Umgang mit Süßmitteln bis hin zu Bio-Stevia. Bio geht der Ruf voraus, durch eine ehrliche Anbauweise eine bessere Qualität zu bieten. Daraus könnte man mehr machen.

Bioangebote – auch Mittel gegen die Vertrauenskrise bei Lebensmitteln

Dazu die Basisfakten: Sparen wird derzeit in Deutschland von Seiten der Kreditinstitute nicht belohnt. Die Verbraucher verlegen sich neben dem Reisen auf das Genießen. Und da man auch hier das meiste für sein Geld haben will, geht viel Geld in den Einkauf für die heimische Küche.

Der Lebensmittelmarkt als Ganzer schrumpft: Aktuell leben in Deutschland laut Volkszählung 2011 80,2 Millionen Menschen, bislang hatte man geglaubt es seien eher 81,8 Millionen, davon sind 6,2 Millionen Ausländer, allerdings besitzen 15 Millionen der in Deutschland lebenden Menschen einen Migrationshintergrund.

Viele Verbraucher sind skeptisch: 62 % empfinden große Missstände beim Angebot von Lebensmitteln laut einer Infas-Studie zum deutschen Verbrauchertag der Verbraucherzentralen. Das wird nur noch getoppt von Finanzprodukten mit 63 % Verbrauchermisstrauen.

Gibt es überhaupt einen einheitlichen deutschen Biomarkt?

Befürchtungsweise nein. Der deutsche Bioumsatz wird in erster Linie von frischem Obst und Gemüse getrieben. Soweit mag die Tendenz einheitlich sein. Aber im Details gibt es große Unterschiede und die sind keineswegs vor allem durch regionale Geschmacksvorlieben geprägt sondern schlicht durch Lebenssituationen.

Überall dort, wo der Anteil berufstätiger Singles hoch ist bzw. wo beidseitig beschäftigte berufstätige Paare leben – also mehr in den Ballungsräumen – ist der Bedarf an Lebensmitteln ein deutlich anderer.

Was gekauft und gegessen wird, hängt wesentlich vom Zeitbudget der Menschen ab. Menschen, bei denen die Arbeit im Vordergrund steht und die vielleicht noch längere Anfahrtswege zum Arbeitsort haben, schauen sehr oft danach, dass sie sich in der Nähe der Arbeitsstätte mit Ernährung für die Arbeitspausen und sogar mit Einkäufen für daheim versorgen. Und dann ergibt sich aus diesen Voraussetzungen natürlich noch ein anderer Faktor: Welche Einkaufsstätte bevorzugen die jeweiligen Zielgruppen? Überall dort, wo in Familien noch Mittags traditionell gekocht und gesessen, wird die Einkaufsgewohnheiten total anders als in Gegenden, wo dies nicht der Fall ist.

Das Besondere bei Bio-Innovationen

Bio-Innovationen haben vor allem drei Wurzeln, die Idee, das Rezept und die Produktion. Aus dieser Mischung ent- stehen neue Produkte wie Chips nicht auf Kartoffel, sondern Gemüsebasis, wie neue Formen Geschmacksrichtung von Frühstückscerealien– in Frankreich haben sich innerhalb eines Jahres überall Bio-Schokoballs durchgesetzt – oder Gemüse-Brotaufstriche – demnächst wird Bio-Hefe so kostspielig, dass es wenig Sinn macht die noch dazu kalorienträchtigen Hefe-basierten Produkte anzubieten.

Innovative Bioprodukte sollten in Ernährungsphilosophie, Geschmack und Herkunft zum aktuellen Biogedanken passen: Gut für eine sinnvolle Ernährung, gut für Mensch, Tier und Umwelt. Die Zeiten, wo Bio-Freaks harte Körnerkost und Jutetaschen wollten, sind nicht zwingend, aber ein guter Teil der Vergangenheit. Heute darf Biokost sogar feiner schmecken als aus der Delikatess-Theke, es dürfen ganz normale Genuss-Rezepte sein, aber kein Angriff auf die Gesundheit, keine Zucker- und Fettbomben und keine Sinnlosigkeiten gegenüber der Umwelt – sehr wohl aber durchdacht neue Verpackungen. Die Gewohnheiten haben sich geändert – kleine Verpackungen, direkt zum Verzehr fertig, zum Mitnehmen. Schließlich ist der Einkauf von dem, was ich jetzt essen will, auch ein Beitrag gegen überflüssige Reste und Wegwerfen von Lebensmitteln.

Lesen Sie mehr dazu in der Juli-Ausgabe von „Ein Herz für Bio“.