Bio ist für viele Verbraucher Teil des Alltags, aber in Deutschland legte das Wachstum 2017 eine Pause ein. Nur etwas weniger 6 % Zuwachs und im Fachhandel gerade einmal um die 2 %. Da machen auch die vorab lancierten Erklärungsversuche des BNN und anderer die Schwäche des Fachhandels nicht besser. In Frankreich etwa legte der Fachhandels-Primus Biocoop 2016 um 25% zu und im Folgejahr 2017 laut eigenen Angaben immerhin noch um stolze 15 %. Das Bundeslandwirtschaftsministerium sieht in den immer noch guten deutschen Zahlen selbstverständlich eine Bestätigung der eigenen auf Bio gerichteten Politik, die aber bis de facto eher durch Abwesenheit von echter Strukturpolitik zugunsten der Bioentwicklung „glänzte“.

 Ami-informiert erklärt die deutsche Situation nüchtern: „Der Bio-Umsatz in Deutschland hat 2017 erstmals die 10 Mrd. EUR Marke überschritten. So gaben die Haushalte in Deutschland 5,9 % mehr Geld für Bio-Lebensmittel und -Getränke aus, insgesamt 10,04 Mrd. EUR. Insbesondere die Discounter, aber auch die Vollsortimenter des LEH haben mit größeren Verkaufsmengen den Umsatz beflügelt.

 Die Kunden nahmen das größere Sortiment gern an. Der Naturkosthandel hatte mit der großen Präsenz von Bio-Lebensmitteln im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) zu kämpfen und schrieb kleine Wachstumsraten.

Die Umsätze im LEH wuchsen mit einem Plus von 8,8 % überdurchschnittlich auf einen Bio-Umsatz von 5,93 Mrd. EUR. Der LEH erreicht damit einen Anteil am Bio-Markt von 59 %. Bei vielen Produkten holen insbesondere die Discounter auf, die in den vergangenen Jahren noch kleine Bio-Anteile hatten. Der Lebensmittelumsatz im Naturkosthandel konnte nur noch um 2,2 % wachsen auf nun 2,91 Mrd. EUR und verlor damit Marktanteile, so dass er nun noch 29 % des Bio-Marktes stellt. In den sonstigen Geschäften, zu denen Bäckereien, Metzgereien, Hofläden, der Versandhandel, Wochenmärkte und Reformhäuser zählen, wurden Bio-Produkte im Wert von 1,20 Mrd. EUR gekauft. Damit wuchsen die sonstigen Geschäfte etwas schwächer als im Vorjahr, so der von der AMI koordinierte Arbeitskreis Biomarkt auf Basis von Daten der Marktforschungsinstitute GfK, Nielsen, bioVista und Klaus Braun Kommunikationsberatung. Dem Arbeitskreis gehören an: Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI), bioVista, Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), GfK SE, Prof. Dr. Ulrich Hamm (Universität Kassel), Klaus Braun Kommunikationsberatung, Prof. Dr. Paul Michels (Hochschule Weihenstephan-Triesdorf) und Nielsen.

Stärkste Treiber beim Umsatzwachstum sind die Milch- und Molkereiprodukte, Fleisch und das Trockensortiment. Beim Trockensortiment sind in erster Linie die Verkaufsmengen gewachsen, hier spiegelt sich ein neues Gesundheitsbewusstsein der Verbraucher wider. So bieten insbesondere die Drogeriemärkte – auch außerhalb von dm – aber auch die Vollsortimenter ein immer größeres Sortiment an Trockenprodukten aller Art: Getreide, Müsli, Nahrungsergänzungsmittel oder alkoholfreie Getränke in Bio-Qualität. Speiseöle weisen inzwischen einen Bio-Anteil am Umsatz von 19 % auf.

Bei den Frischeprodukten war Fleisch und insbesondere Rindfleisch erfolgreich, das immer stärker gelistet wurde, wenn auch häufig als Hackfleisch. Fast alle Bio-Milch- und Molkereiprodukte bekamen mehr Regalplätze in den Discountern und Vollsortimentern, vor allem Käse und Trinkmilch in den verschiedenen Varianten waren. Bei deutlich höheren Preisen stieg der Butterumsatz sogar um ein Viertel. Die beiden großen Produktgruppen Obst und Gemüse waren 2017 mit durchschnittlichem Umsatzwachstum dabei: Insbesondere die Discounter zogen mit einem größeren Gemüsesortiment nach. Die Preise lagen nach teils verregneten Ernten meist über dem Vorjahr.“