Wie gesagt, es sind Eindrücke, das, was man sieht und hört. Wenn man sich in der Stadt umschaut, dann sieht man am deutlichsten den aktuellen Ernährungsstil. Wir sind dazu in das wohlhabendere 2. Arrondissement gegangen, wo viele Firmen ansässig sind und auch nicht die Touristen dominieren. Was isst die junge Generation zu Mittag? Dazu besuchen wir die Galerie Vivienne eine Einkaufspassage, die heute von einer Ansammlung von frischen Konzeptküchen beherrscht wird: Asiatisch,  Französisch, Italienisch, Salat, Gemüse, Fisch. Das Konzept ist überall ähnlich: der Mittagskunde sucht sich aus, was er essen möchte. Alles wird frisch und vor den eigenen Augen zubereitet und dann ohne Schnörkel serviert. Die Akteure in den Restaurants: junge alternative und sehr engagierte Menschen. Schlaue Traditionsrestaurants sind längst dabei die Ideen auf  ihre Standorte zu adaptieren. Doch bevor man meint, man könne solche Systeme beliebig adaptieren, sei erneut daran erinnert, dass Franzosen per se nach wie vor bereit sind, sich derartige Qualität auch den angemessenen Preis kosten zu lassen.

 Auch der Tourist wird merken, dass Franzosen Bioqualität wirklich lieben. Immer mehr Restaurants loben Biomenüs, Biokaffee und ähnliche Qualitäten als Teil des Alltags aus. Zudem fällt auf, dass die Großstadtversorgung mit Lebensmitteln einen Quantensprung gemacht hat: 1. Unabhängig von der Einkommensqualität der Viertel zieht sich ein Netz moderner ansprechender Biomärkte durch die Stadt, in denen man auf wenig verzichten muss und 2. Haben die City-Märkte der großen Handelsketten gewaltig an Attraktivität gewonnen, allen voran die Monop´s, die inzwischen nicht nur ebenfalls mit einer tollen Convenience-Frische glänzen, sondern auch sonst in Bio und Lebensmittelqualität  einfach Maßstäbe setzen. Vegetarische Angebote spielen im Unterschied zu den deutschen Nachbarn weder in der Gastronomie noch in den Märkten kaum eine Rolle.

Bleibt also dann noch die Frage, ob man aus diesem nachbarschaftlichen Vergleich etwas für das Verbraucherverhalten ableiten kann. Die Liebe zum guten Essen scheint die französischen Nachbarn deutlich mehr zu einer frischen und leichten Küche zu bringen mit Salat, Gemüse und Fisch, also alles keine so ganz fremden Tendenzen. Und was das Frischeangebot in Märkten und Restaurants angeht, könnte sich ein Blick über die Grenze durchaus lohnen.

(Dr. Klaus-Jürgen Holstein)